Herdecke. Teuer, wenig nachgefragt: Im Dezember hat der Rat beschlossen, die Bücherei zu schließen. Einige Herdecker machen eine andere Rechnung auf.

Die Lesefähigkeit der Kinder nimmt immer mehr ab. Menschen aller Altersgruppen werden immer mehr mit Halbwahrheiten bedient und müssen lesen, wenn sie sich ein vollständiges Bild machen wollen – und Herdecke schließt die Bücherei. Für Wolfgang Peetz passt das nicht zusammen. Mit seiner Frau und zwei weiteren Paaren fordert er eine Rücknahme des Ratsbeschlusses aus dem Dezember. Am Donnerstag wird im zuständigen Fachausschuss über ihren Einspruch beraten.

Im Dezember hatte der Rat mit breiter Mehrheit für die Schließung gestimmt. Der Standort soll kurzfristig aufgegeben werden. Es gab nur fünf Stimmen dagegen. Die Bücherei ist eine freiwillige Leistung. Die Stadt zahlt zunächst einmal Personalkosten und Miete. Dazu kommt der laufende Betrieb. Die Leserzahl schwindet, Menschen zwischen sechs und 60 Jahren werden kaum erreicht. Für ein attraktivers Angebote müsse in Personal und baulich investiert werden. In einem sechsstelligen Bereich, hatte die Verwaltung vor der Entscheidung ausgeführt.

Potenzial für Spenden nicht ausgeschöpft

Wolfgang Peetz und seine Mitstreiter hat das nicht überzeugen können. Sie glauben, dass längst noch nicht ausgeschöpft ist, was Privatpersonen oder auch die Bürgerstiftung für den Erhalt der Bücherei tun könnten und in Teilen auch wollen. Peetz und seine Frau beispielsweise haben immer mal wieder mit Bücherspenden ausgeholfen. Aber ein Bücherbasar, bestückt mit Spenden und zu Gunsten der Bücherei, sei nicht gestattet gewesen. Für Wolfgang Peetz ist das ein Zeichen, dass die Schließung bereits seit Jahren betrieben worden ist.

Ersatzlos gestrichen werden soll die städtische Bücherei nicht. Politik und Verwaltung schwebt eine Zusammenarbeit mit der Bücherei der evangelischen Kirchengemeinde vor. Kontakt zu Schulbüchereien soll gesucht werden. Im Gespräch ist die Aufstellung mehrerer Bücherschränke in der Stadt zum Austausch von Lektüre. Wolfgang Peetz ist damit nicht zu ködern. Er findet: „Ein unsortierter Schrank bringt nicht so viel wie eine sortierte Bücherei, wo noch dazu jemand zu den Büchern etwas sagen kann.“

Bis zur nächsten Kommunalwahl ist nichts vergessen

Der Vorstoß der drei Paare ist auch ein Versuch, den Parteien ins Gewissen zu reden. In ihrer Anregung, die der Hauptausschuss nach der Gemeindeordnung am Donnerstag behandelt, wird auf die Landespolitik verwiesen: Zu Beginn des Jahres haben CDU, SPD, Grüne und FDP in einem gemeinsamen Antrag die Verbesserung von Lesekompetenzen gefordert. „Die Freude am Lesen und das Interesse an Literatur haben eine wichtige Bedeutung für die persönliche Entwicklung und fördern die Teilhabe am kulturellen Leben“, heißt es darin. Die Bücherei könnte ein wunderbarer Ort dafür sein, so die Sicht der Bücherei-Retter in Herdecke.

Lässt sich die politische Mehrheit in Herdecke auch dieses Mal nicht erweichen, ist der Kampf von Wolfgang und Christel Peetz für die Bücherei in ihrer Heimatstadt noch nicht vorbei. Bald sind wieder Kommunalwahlen. Spätestens dann wollen die Beiden die politisch Verantwortlichen „an ihre eigentümliche Entscheidung erinnern.“