Herdecke. André Walter strukturiert sein Geschäft E-motion um. Die größte Veränderung betrifft die Verkaufsstelle in Ende, es tut sich auch was im Zentrum.

Das waren noch Zeiten: Im Februar 2022 eröffnete André Walter in Ende einen dritten Standort. Der Herdecker benötigte angesichts steigender Nachfrage mehr Platz für seinen Betrieb, der zur Gruppe E-motion gehört. Seither verkaufen der Fahrrad-Händler und sein Team im Sparkassen-Pavillon am Westender Weg 3b E-Bikes. An der Hauptstraße in der Innenstadt befinden sich die Werkstatt und seit einigen Monaten auch ein E-Dreiradzentrum. Zwischenzeitlich hatte der Geschäftsmann noch ein Ladenlokal in der Fußgängerzone angemietet. Nun stehen einschneidende Änderungen an.

Lagerabverkauf läuft

Die Niederlassung in der Dorfmitte von Ende gibt André Walter am Samstag, 23. März, auf. Schilder am Pavillon neben dem Restaurant Sassella und an den Schaufenstern im Herdecker Zentrum weisen aktuell auf einen „großen Lagerabverkauf“ hin. In der dann folgenden Karwoche wollen die Mitarbeitenden von E-motion die Geschäftsfläche oberhalb des Rewe-Supermarktes leer räumen, um dann mit einem fließenden Übergang die Kräfte in der neuen Zentrale an der Hauptstraße zu bündeln. „Wir wollen möglichst wenig von hier mitnehmen“, so der Inhaber.

Zwei benachbarte Ladenlokale

„Zurück zu den Wurzeln“ nennt der Herdecker die beschlossene Umstrukturierung. Ab dem 2. April konzentriert er seinen E-Bike-Handel auf zwei Adressen in der Innenstadt. Direkt neben dem langjährigen Ladenlokal an der Hauptstraße 14 eröffneten sich bekanntlich 2022 neue Möglichkeiten, als das benachbarte Schuhhaus Hillebrand die Geschäftsaufgabe bekannt gab und E-motion 2023 die Fläche im Erdgeschoss an der Hausnummer 16 einrichten konnte. Dort entstand ein neues Drei- und Lastenradzentrum, in Ende drehte sich unterdessen alles um einspurige E-Bikes.

Die Geschäftsgeschichte

Das Ladenlokal in der Fußgängerzone, das E-motion aus Wachstumsgründen und als eine Art Zwischenlösung angemietet hatte, haben die Radexperten 2023 aufgegeben. Dort an der Hauptstraße 34 hat kürzlich – wie berichtet – das Tierfutter-Geschäft Nekmar neu eröffnet.

Sein erstes Fahrrad-Geschäft in seiner Heimatstadt nannte André Walter „Tretmühle“, 2003 entstand diese „Ich-AG“. 2015 sortierte er dann alles ohne Motor aus, seither verkauft der Herdecker nur E-Bikes und bietet einen dazugehörigen Service (Werkstatt) an. Und an der Hauptstraße 14 und 16 bieten sich durch die Hinterhofverbindung kurze Wege für das dann wiedervereinigte Team an.

Das Geschäft mit motorisierten Lasten- und Dreirädern habe in den letzten Monaten Walters Erwartungen erfüllt, diese Fortbewegungsmittel standen während des Preiskampfes nicht so im Fokus wie die klassischen E-Bikes.

„Wir haben damals in Hochzeiten mehr Lagerfläche gebraucht, daher haben wir die Fläche am Westender Weg angemietet“, berichtet Walter. „Es fällt uns schwer, nach zwei Jahren hier wegzugehen. Es ist extrem schade, so ein tolles Ladenlokal aufzugeben“, sagt der ehemalige Mountainbike-Testfahrer, der schon seit langer Zeit vergeblich einen einzigen und möglichst großen Standort in Herdecke sucht. In Ende, so ergänzt es sein Geschäftsleiter Elia Kirsch, bieten sich noch bis Ende März gute Möglichkeiten durch Probefahrten und Parkplätze vor der Tür.

Logistische Probleme

Doch die Geschäftsteilung Hauptstraße/Westender Weg habe zu logistischen Problemen geführt, liegen die Standorte doch 3,3 Kilometer auseinander. Auch für die Angestellten ergaben sich Nachteile durch das Hin und Her. „Es freuen sich alle auf die Neuausrichtung“, sagt André Walter, der auch mit der HGWG als Eigentümerin des Pavillons eine Einigung zum baldigen Mietende erzielte. So langsam können er und die acht Angestellten mit der Dekoration der zwei beanchbarten Ladenlokale im Herdecker Zentrum beginnen: In der Hausnummer 14 befinden sich künftig motorisierte Lasten- und Dreiräder sowie die Werkstatt, ein klassisches E-Bike können Kunden nach Ostern an der Hauptstraße 16 kaufen.

Wirtschaftliche Schieflage

Hinter André Walter liegen nach eigenen Angaben harte Monate. Grund: die Entwicklungen in der E-Bike-Branche. Hersteller und Händler konnten sich lange über steigende Umsätze freuen, in der Corona-Zeit nahm die Kaufbereitschaft nochmals zu. Weitere Anbieter kamen hinzu und sahen lukrative Chancen zum Geldverdienen. Den Höhepunkt einer sich veränderten Lage datiert der Herdecker auf den Winter 2022/23. „Wir hatten bis dato Probleme, die steigende Nachfrage bedienen zu können, Ware ließ länger auf sich warten. Doch dann wurde der Markt überschwemmt, Lieferketten wurden aufgebrochen“, erzählt der gelernte Kfz-Mechaniker.

An der Hauptstraße weisen Schilder auf den Abverkauf in Ende hin.
An der Hauptstraße weisen Schilder auf den Abverkauf in Ende hin. © WP | Steffen Gerber

Im Jahr 2023 habe auch E-motion eine ganz andere Marktlage vorgefunden. Durch das Überangebot an Ware gingen die Preise für ein E-Bike speziell im Sommer in den Keller. „Wir befanden uns mittendrin in diesem Haifischbecken“, so der Herdecker. Bekannte Online-Händler gingen pleite. „Auch wir mussten Lösungen mit den Herstellern suchen“, sagt Elia Kirsch. „Aufgrund vieler langjähriger Partnerschaften mit Lieferanten und der Unterstützung durch E-motion haben wir Lösungen gefunden“, berichtet Walter, der wegen der Krise auch drei Stellen in seinem Geschäft strich und Kündigungen aussprach.

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Doch angesichts der weiter stabilen Nachfrage, die in der lange anhaltenden Aufschwungperiode viele Neueinstellungen mit sich brachte, ließ sich der Inhaber nicht entmutigen. „Ein Ergebnis der wirtschaftlich schwierigen Phase ist, dass wir den Standort Ende aufgeben und wir uns in der Herdecker Innenstadt konsolidieren wollen.“ Die gesamte Branche leide und hoffe auf eine Normalisierung der Verhältnisse, die Walter für den Sommer 2024 optimistich erwartet. Derzeit beobachte er durch die Probleme hinsichtlich Warenmenge, Lieferketten und der enormen Preisnachlässe eine Marktbereinigung. „Im Frühjahr werden wohl noch einige kapitulieren, auch manch ein Hersteller ging pleite oder ist noch von einer Insolvenz bedroht.“