Volmarstein. Warten auf Bebauungsplan: Seit 2018 ist bekannt, dass der Discounter auf einer Freifläche am Schöllinger Feld eine große Filiale errichten will.

Mühlen mahlen langsam. Ein weiteres Beispiel aus der deutschen Bürokratie lässt sich anhand des geplanten Aldi-Neubaus in Volmarstein erzählen. Seit vielen Jahren ist bekannt, dass der Discounter seine Filiale am Schöllinger Feld aufgeben und ein paar Meter weiter auf einer freien Fläche neben dem Autozentrum ein neues Gebäude hinstellen will. Dazu gehört auch die Einrichtung eines neuen Kreisverkehrs. Jetzt kommt neuer Schwung in das Vorhaben.

1150 Quadratmeter großer Neubau

2018 hat die Lokalredaktion erstmals über die Aldi-Pläne berichtet. Kurz zu den Rahmendaten: Der Discounter will seine Volmarsteiner Niederlassung vergrößern, im Neubau sollen 1150 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Die Erschließung soll über einen neu zu errichtenden Kreisel an der Vogelsanger Straße/Köhlerstraße in Sichtweite der Total-Tankstelle erfolgen.

Viele Verfahrensfragen

Nun ein bisschen Behörden-Deutsch: Eine Erweiterung des Supermarktes auf mehr als 800 Quadratmeter Verkaufsfläche überschreite die Grenze zur Großflächigkeit, sodass dafür übergeordnete Vorgaben gelten, unter anderem der Landesentwicklungsplan NRW. Der Aldi-Standort befand sich bisher in einem gewerblich-industriellen Gebiet. Durch den kürzlich verabschiedeten Regionalplan Ruhr ist nunmehr die Ausweisung der rund 1,15 Hektar großen Fläche als Allgemeiner Siedlungsbereich erfolgt. Die Stadt Wetter schreibt in einer Vorlage: „Da sich der Standort Schöllinger Feld außerhalb der zentralen Versorgungsbereiche der Stadt befindet, ist zur planungsrechtlichen Sicherung des Standortes für das Vorhaben ein Sondergebiet auszuweisen.“

Flächenänderung

Summa summarum mussten die Beteiligten ein Abweichungsverfahren in Gang bringen sowie die Verträglichkeit des Vorhabens nachweisen. Auch Änderungen des Bebauungsplanes für das Gewerbegebiet Vogelsanger Straße und des Flächennutzungsplans (Sonderbaufläche mit der Zweckbestimmung „Großflächiger Lebensmitteleinzelhandel“ statt gewerbliche Baufläche) gehörten dazu. Hintergrund: Das bisherige Aldi-Gebäude soll nach der Aufgabe des Discounters für einen anderen Gewerbetreibenden abseits des Einzelhandels zur Verfügung stehen, ausgeschlossen ist die Übernahme durch eine Supermarkt-Firma. Den Angaben zufolge gebe es bereits Nachfolge-Interessenten.

Letzte Hürde

Das Ruhrparlament hat bekanntlich im vergangenen Jahr den umstrittenen Regionaplan verabschiedet, rechtskräftig ist dieser aber noch nicht. Darauf verwies Nadine Schmutzler von der Stadt Wetter.

Dennoch hat die Verwaltung empfohlen, nun die nächsten und finalen Schritte bezüglich der Aldi-Neubaupläne einzuleiten. Das begrüßt auch Peter Pierskalla von der CDU, der sich angesichts des langwierigen Prozesses nach der Grundsteinlegung erkundigt hat. Sobald Rechtssicherheit bestehe, könne Aldi mit der rund eineinhalbjährigen Bauphase beginnen, so die Antwort der Verwaltung.

Nach all diesen Schritten konnten die Fraktionen nun endlich über die Offenlage im Bebauungsplanverfahren abstimmen, alle befürworten dies und somit auch das Neubau-Vorhaben. Sollten demnächst keine neuen Hinweise auftauchen, kann bald ein rechtsgültiger Satzungsbeschluss erfolgen. Nadine Schmutzler als Fachdienstleiterin Stadtentwicklung berichtet zudem, dass benachbarte Stadtverwaltungen keine Einwände wegen des Projekts mitgeteilt haben und dass sich im Laufe der Jahre nur kleine Planänderungen ergeben haben. Das betreffe etwa Schalluntersuchungen oder Optimierungen bei den Stellplätzen.

Solaranlagen gefordert

Weitere Aspekte: Seit dem 1. Januar gilt in Nordrhein-Westfalen die Vorgabe, bei der Errichtung von Gebäuden Solaranlagen zur Stromerzeugung auf geeigneten Dächern zu installieren. Laut Bebauungsplan soll das in dem Fall auf mindestens 50 Prozent der obersten Fläche geschehen. Darüber hinaus sollen zahlreiche der 82 geplanten Stellplätze eine Überdachung erhalten, auf denen ebenfalls Photovoltaik platziert werden soll. Hinzu kommen noch zahlreiche Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und südlich des künftigen Supermarktes 22 weitere Parkbuchten, die das angrenzende Autohaus nutzen kann.

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Laut NRW-Bauordnung braucht es bei einem Neubau eines offenen Parkplatzes mit mehr als 35 Buchten für gewerbliche Nutzungen eine PV-Anlage. Da Aldi am Schöllinger Feld aber auf dem Dach des künftigen Supermarkts nach Darstellung der Stadt Wetter „bereits einen wichtigen Beitrag zur Erzeugung von regenerativer Energie“ leiste, reiche laut Verwaltung Photovoltaik über sechs Stellplätzen aus. Diese Ausnahmeregelung sei vertretbar, da Aldi die Parkfläche mit 13 Bäumen bepflanze (wie einst vom Fachausschuss gefordert) und auch damit zur Verbesserung des Lokalklimas beitrage.

Die derzeitige Aldi-Filiale in Volmarstein soll für klassisches Gewerbe frei werden, ein neuer Supermarkt zieht dort auf keinen Fall ein.
Die derzeitige Aldi-Filiale in Volmarstein soll für klassisches Gewerbe frei werden, ein neuer Supermarkt zieht dort auf keinen Fall ein. © WP | Steffen Gerber

Wolfgang Cornelsen von der SPD lobte unterdessen den geplanten Kreisel als gutes Verkehrsinstrument und auch die Umweltbemühungen von Aldi. Karen Haltaufderheide-Uebelgünn von den Grünen regte nach einem Hinweis Cornelsens an, auch über E-Ladesäulen mit einer recht hohen Leistung („Supercharger“) nachzudenken. Die Fraktionssprecherin hätte sich zudem mehr überdachte Stellplätze mit Photovoltaik gewünscht, doch laut Nadine Schmutzler von der Stadtverwaltung sei dies wegen der nördlichen Lage nicht wirklich wirtschaftlich.

Stellungnahme von Aldi

Und was sagt der Vorhabenträger zu dem Gesamtprojekt? Es brauche erst noch einen rechtskräftigen Satzungsbeschluss, „den wir uns im Sommer diesen Jahres erhoffen. Erst danach können wir einen Bauantrag einreichen“, heißt es auf Anfrage von der Pressestelle des Discounters. Und abschließend: „Nach aktuellem Stand planen wir, 2025 mit dem Bau des Aldi-Marktes beginnen und im selben Jahr auch noch öffnen zu können.“