Herdecke. Probleme beim Umsatz: Die Zukunft der Buchhandlung Herdecke ist ungewiss. Die geschockte Kundschaft bemüht sich um Unterstützung.
Der Betrieb geht weiter. Seit ein paar Tagen aber ist die Buchhandlung Herdecke in einem vorläufigen Insolvenzverfahren. Die Kundschaft ist geschockt – und voller Ideen, wie sich eine Schließung der Traditionsbuchhandlung abwenden lässt.
Vor 21 Jahren hat Inka Beermann das Geschäft am unteren Ende der Fußgängerzone übernommen. Nun hat sie schweren Herzens den Gang zum Amtsgericht in Hagen angetreten und ein Insolvenzverfahren auf den Weg gebracht. Ein Insolvenzverwalter ist eingesetzt. Seine Aufgabe unter anderem: Er muss prüfen, ob es eine Fortführungsperspektive für den Betrieb gibt.
Die letzten Jahre waren nicht leicht, die letzten Monate besonders schwer. „Mit Corona fing alles an“, sagt Inka Beermann über die Ursprünge der finanziellen Schieflage. Von den Auflagen für die Kundschaft und der verminderten Kauflust hatte sich die Buchhandlung noch nicht richtig erholt, da kamen die nächsten Tiefschläge fürs Geschäft: Der Krieg in der Ukraine und die allgemeine Inflation hätten die Bevölkerung nachhaltig verunsichert. Niemand wisse mehr so genau, wie weit sein Geld reicht. Abstriche gab’s dann auch beim Bücherkauf.
Kundschaft kämpft für Laden
Weniger Einnahmen bei gestiegenen Ausgaben, so fasst die Buchhändlerin die für sie so fatalen Trends zusammen. Auch für das Ladenlokal sind die Heizkosten gestiegen, die Anlieferung ist teurer geworden. Und viele der Kunden, die sich in der Pandemie auf Bestellungen im Internet verlegt haben, sind nach dem Ende der Einschränkungen nicht mehr als Kunden in das Geschäft zurück gekommen. Inka Beermann fasst das alles in einem Satz zusammen: „Die Umsätze haben nicht gereicht.“
Wie ein Lauffeuer hat sich die Nachricht von der drohenden Schließung der Buchhandlung verbreitet. „Das wäre bitter für Herdecke“, sagt eine Kundin, die über Whatsapp von dem drohenden Verlust erfahren hat. Unter dem Stichwort „Herzensangelegenheit“ macht in den Sozialen Medien ein Appell die Runde, der beliebten Buchhandlung unter die Arme zu greifen. „Es liegt an uns, wie es mit ihr weitergeht“, werden Leserinnen und Leser des Posts in die Pflicht genommen. Vom Waffelbacken bis hin zum Spendenlauf reichen die Ideen zur Unterstützung. Inka Beermann ist gerührt von so viel Zuspruch „und beinahe sprachlos“.
Hoffnung für die Beschäftigten
Gute Beratung und schnelle Belieferung, falls ein Buchtitel mal nicht im Regal steht, wird für die „Herzensangelegenheit“ einer kleinen und selbstständigen Buchhandlung in Herdecke ins Feld geführt. Noch kann die Kundschaft das bei Lektüre für die Reise ebenso testen wie bei Schulbuchbestellungen für das nächste Schuljahr.
Zwei Beschäftigte hat Inka Beermann zur Zeit. Die letzte Auszubildende hat ihre Lehre beendet. Inhaberin Beermann (49) hofft, dass am Ende der Dreimonatsfrist im vorläufigen Insolvenzverfahren zumindest ihre beiden Angestellten weiter beschäftigt sind. Vielleicht klopfe ja ein Interessent mit Visionen und Geld beim Insolvenzverwalter an.