Wetter. Die Kreisfraktion der CDU lädt zur offenen Sitzung mit Experten in den Stadtsaal ein. Am Ende könnte ein Prüfauftrag zur Seilbahn stehen.
Die Verkehrswende beschäftigt Politiker, nicht zuletzt auch auf lokaler Ebene. Wie kann es gelingen, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) attraktiver zu gestalten? Wie kann eine CO₂-neutrale Entwicklung gelingen? Die CDU-Kreistagsfraktion hat sich ihre eigenen Gedanken gemacht, allen voran mit dem Anstoß aus Wetter, genauer gesagt von Ratsherr Andreas Fieberg. Er wirbt schon lange für eine Seilbahn-Lösung als Alternative für den innerstädtischen Autoverkehr. Doch ist das realistisch?
Experten zu Gast
Die Kreistagsfraktion hat zu einer offenen Sitzung in den Stadtsaal für Mittwoch, 10. Januar, um 18 Uhr eingeladen. Gäste sind willkommen und Gesprächsstoff gibt es zum Thema „Seilbahnen - Alternative im ÖPNV?“ wahrlich genug. Wolfram Auer von der Doppelmayr Seilbahnen GmbH (Hersteller von Seilbahnen) und Christoph Rittersberger, Transdev Verkehr GmbH (Betreiber von Seilbahnen), sind als Experten geladen. Sie sollen einige Fragen klären.
Definierte Fragen
Welche technischen Möglichkeiten bieten Seilbahnen im ÖPNV? Wie wird eine Seilbahn im ÖPNV betrieben? Sind Seilbahnen auch im Ennepe-Ruhr-Kreis eine wirkliche Alternative? Wie steht es um die Finanzierung und welche Kosten entstehen? Diese Fragen hat die CDU bereits im Vorfeld zur Sitzung formuliert.
Bestehende Systeme entlasten
„Busse und Bahnen stoßen oft an ihre Grenzen und bieten sich nicht für alle Wege an. Warum also nicht über ein Verkehrsmittel nachdenken, welches diese Grenzen überwinden kann, wie zum Beispiel eine Seilbahn? Lärm- und emissionsarm lassen sich damit verkehrliche Lücken schließen und bestehende Systeme entlasten beziehungsweise erweitern“, begründet der Kreisfraktionsvorsitzende Ulrich Oberste-Padtberg die Einladung zur thematischen Sitzung.
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Blick in andere Städte
Mit diesem Gedanken ist er nicht allein, wie sich beim Blick in andere NRW-Kommunen zeigt. Jüngst im Oktober hat sich die Herner Lokalpolitik fast einstimmig dafür ausgesprochen, Pläne für eine Seilbahn im Stadtteil Wanne-Eickel weiter voranzutreiben. Dann wäre nicht mehr nur der Mond von Wanne-Eickel eine Sehenswürdigkeit am Himmel in der Stadt. Dort ist geplant, den Hauptbahnhof mit der Industriebrache Blumenthal, einem ehemaligen Zechengelände, das nun entwickelt werden soll, zu verbinden. Eine Machbarkeitsstudie dazu liegt bereits vor. Allerdings ist das Projekt mit 32 Millionen Euro für den Bau der Seilbahn auch nicht ganz billig. Folgekosten sind noch nicht inkludiert. Aber es können Förderungen beim Landes- und Bundesverkehrsministerium beantragt werden. Bis zu 95 Prozent der Baukosten könnten so übernommen werden.
Überlegungen in Witten
Das Projekt in Herne ist nicht unumstritten gewesen, jedoch führt der geplante Weg der Seilbahn zum größten Teil über unbebautes Gelände, somit sollten mögliche „Konflikte, die durch ein Überschweben der Gondeln entstehen, gering sein“, heißt es in einem Gutachten des Kommunalen Entwicklungsbeirats der Stadt Herne dazu. Auch in der Nachbarstadt Witten gibt es Seilbahnüberlegungen. Der Ansatz, von Heven aus schneller zur Ruhr-Uni nach Bochum zu kommen, findet viel Anklang. So konkret wie in Herne sind die Überlegungen aber noch nicht.
Potenzial für Touristen
Damit zurück nach Wetter. Dass die Kreistagsfraktion ihre Themen-Sitzung dazu im wetterschen Stadtsaal abhält, dürfte kein Zufall sein. Bereits seit einiger Zeit rührt beispielsweise Ratsherr Andreas Fieberg dazu die Werbetrommel. Er sieht dazu zweierlei Ansatzpunkte. Zum einen könnte er sich vorstellen, die Seilbahn in die mobile Infrastruktur des ÖPNV einzubauen, zum anderen sieht er „das Potenzial für touristische Bereiche in Wetter nicht ausgeschöpft.“ Konkret: „Wenn die Touristen beispielsweise bei der IGA 2027 die Burg Freiheit besuchen und anschließend noch zum Wasserwerk Volmarstein fahren, das ja ein zentraler Punkt werden soll, könnte ich mir vorstellen, dass einige auch gerne zur Burg Volmarstein hoch wollen, aber den Weg mit dem Fahrrad scheuen – aus verständlichen Gründen“, so Fieberg. Eine Seilbahn könnte da Abhilfe schaffen.
Temporäre Seilbahn
Zumal der Volmarsteiner noch weitere positive Aspekte ausführt: „Es gibt die Möglichkeit, auch temporäre Seilbahnen zu bauen, wie die Stadt Mannheim es plant. Der Bau würde nur drei bis vier Monate dauern“, erklärt er. Außerdem sei es gerade für eine Stadt wie Wetter, die sich stark für Inklusion und Barrierefreiheit einsetzt, eine gute Möglichkeit. „Barrierefreier als eine Seilbahn geht nicht“, meint Fieberg.
Kosten zum großen Teil gedeckt
Zu den anstehenden Bau- und Betriebskosten hat er sich ebenfalls schon Gedanken gemacht. „Nicht nur die Baukosten werden durch Bund und Länder gefördert, sondern auch der Betrieb. Außerdem könnte man Sponsoren ansprechen, wie beispielsweise Ver- und Entsorger. Und auch eine Stromeinspeisung über eine Photovoltaik-Anlage wäre möglich“, so der CDU-Ratsherr.
Sinnhaftigkeit prüfen
Doch vor konkreten Planungen steht nun erst einmal die Kreisfraktionssitzung. „Wir wollen klären, wie sinnvoll ein solches Projekt ist, ob das wirklich zu Wetter passt und natürlich, ob eine Seilbahn hier wirtschaftlich wäre“, erklärt Andreas Fieberg. Erst wenn die Fraktion dann zu einem positiven Ergebnis käme, könnten Anträge zur Prüfung an den Kreis gestellt werden.
Gäste sind im Stadtsaal willkommen. Um Anmeldung wird gebeten per E-Mail an anmeldung@cdu-ennepe-ruhr.de oder telefonisch an die CDU-Fraktionsgeschäftsstelle unter 02324 / 3879743. Für einen kleinen Imbiss ist gesorgt.