Herdecke/Hagen. Was ist eine Zip-Line, was braucht es für diese Seilrutsche? Erläuterungen zur Idee am Hengsteysee und ein Kommentar zu den Chancen für Herdecke.
In einer einfach gehaltenen Definition ist eine Zip-Line (auch Flying Fox genannt) eine Seilbahn als Stahlseilrutsche zwischen zwei unterschiedlich hoch gelegenen Punkten. Damit lassen sich Schluchten, Seen, Flüsse und Ähnliches als freizeittouristische Attraktion überqueren. Wagemutige gleiten, gut gesichert mit Gurten und eingeklinkt auf einer Stahlseil-Rolle, freischwebend mit dem Kopf voraus und ausgebreiteten Armen ins Tal. Anlagen dieser Art gibt es in Deutschland, Europa und weltweit.
Die Topographie am Hengsteysee mit dem bewaldeten Ardey-Höhenzug auf der nördlichen Seite und den tiefer gelegen Entwicklungsflächen des Seeparks am Südufer erscheine dafür als geeignet. Als Startzone bietet sich die Plateaukante am Schieberhaus nahe Speicherbecken an, 230 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Dort und am Ziel brauche es knapp 15 Meter hohe Turmbauwerke zum Ein- sowie Auschecken.
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Die Positionierung der fünf potenziellen Trassenkorridore erfolge laut Studie im Wesentlichen nach einer sinnvollen Verortung der Anlagenbestandteile aus Start- und Zielpunkt in das Wegenetz aus bestehenden oder geplanten touristischen Routen.
Einordnung des Redakteurs
Die vorliegende Machbarkeitsstudie zur Realisierung einer Zip-Line liest sich gut. Die Untersuchungen und Ergebnisse sorgen für Optimismus, dass hier in Herdecke und Hagen etwas Besonderes entstehen kann. Auch rein optisch braucht es nicht einmal viel Vorstellungskraft, um sich eine Seilrutsche über dem Hengsteysee vor Augen zu führen. Einfach mal durchspielen, wie sich ein Gleiten an den vorhandenen Leitungskabeln (natürlich stromlos geschaltet) anfühlen könnte...
Wer hinüber schweben will, braucht Mut. Diesen sollten auch die Verantwortlichen hinsichtlich der Realisierung aufbringen. Bei aller Vorfreude: Der Natur- und Artenschutz muss – da gibt es keinen Zweifel – am Hengsteysee eine große Rolle spielen. Wer sich also zu euphorisch schon Gedanken über den Preis für ein mögliches Flugerlebnis macht, sollte erst die Einschätzung von ornithologischen Fachleuten abwarten. Die Studie selbst, das räumen die Verfasser offen ein, reicht dafür nicht aus.
Aber aus Laien-Sicht muss vorab diese Frage erlaubt sein: Kann eine Zip-Line mit zwei Türmen und einem gespannten Stahlseil wirklich Umweltprobleme verursachen? Die entstünden wohl eher durch Logistik und Nutzerverhalten. Insofern sollten die Beteiligten natürlich auch diese Belange sauber prüfen und die bestmögliche Lösung anstreben. Die vorliegende Analyse gibt wertvolle Hinweise und zeigt sowohl Schwierigkeiten (etwa die ungewisse Einbindung des Schrägaufzugs am Koepchenwerk) als auch viele Chancen auf.
Und genau um diese geht es. Diese Projektidee ist einfach klasse und verdient viele Superlative. Vielleicht lässt sich zeitlich etwas Druck aus der Angelegenheit nehmen, vielleicht kann der Premieren-Flug nicht 2027 zur Internationalen Gartenausstellung erfolgen. Aber gerade im Hinblick auf junge Leute stellt dieses Angebot – und allzu viele davon gibt es hier nicht – eine einmalige Chance dar.
Schon jetzt steht fest: eine Zip-Line am Hengsteysee, das wäre einfach nur geil!