Albringhausen. Die Kastanie am Hax feiert Samstag ihren 35. Geburtstag. Was macht die Gaststätte am Stadtrand von Wetter aus? Das verantwortliche Duo berichtet.
Jwd – ein schöner Begriff. Janz weit draußen befindet sich die Kastanie am Hax. Am Stadtrand von Wetter nahe Sprockhövel übernimmt mitten in der Corona-Zeit eine neue Chefin die Gaststätte an der Albringhauser Straße 291. Doch kurz vor dem 35. Geburtstag lässt sich für die abgelegene Kneipe vor allem feststellen: Es läuft richtig gut in dem Betrieb mit Café und Bistro.
Julia Söhngen heißt die Pächterin, die die Kastanie am Hax Ende 2020 von Gründer Erich Wieners übernommen hat. Der befindet sich mittlerweile im Ruhestand, schaut aber noch oft in der Gaststätte vorbei und hilft dort zum Beispiel in Urlaubszeiten auch mal aus. „Das war damals schon eine Bedingung von mir, dass er uns hier weiter unterstützt und ich ihn auch Verschiedenes fragen kann, zumal ich ja nicht vom Fach bin“, sagt die Wirtin.
Zwei berufliche Standbeine
Doch wer die Gesundheitswissenschaftlerin und frühere Krankenschwester Dr. Julia Söhngen im Hax hantieren sieht, merkt schnell: Hier ist jemand mit Leidenschaft am Werk, hier hat der Übergang nahtlos geklappt. Das bestätigt Berater Erich Wieners beim gemeinsamen Gespräch über die Geburtstagsfeier. Während der Filmemacher aus Sprockhövel ein Plakat aus 1988 zur Kneipen-Eröffnung in seinem Haus an der Albringhauser Straße 291 zeigt, zählt seine Nachfolgerin aktuelle Aktionen zum 35-jährigen Bestehen auf. Für Samstag, 18. November, plant sie ab 18 Uhr eine Tombola, besondere Begrüßungsdrinks und Musik von DJ Björn Stadie aus Gevelsberg. „Es gibt noch einige Überraschungen, unter anderem für Erich“, so Söhngen.
Unterschiedliches Publikum
Das Duo freut sich spürbar auf die Feier, zu der auch Rückblenden passen. Kennengelernt haben sich die Beiden im Jahr 1991, da arbeitete sie als Aushilfe kurzzeitig in der Kastanie am Hax. Einig sind sich die Zwei auch darüber, was die Gaststätte bis heute ausmacht. „Das ist ein Laden für alle. Hier kommen ganz unterschiedliche Menschen hin, vom Chefarzt bis hin zur Landjugend. Manche wollen nach einem Spaziergang ein Bier oder einen Kaffee, andere sehen hier einen wichtigen Treffpunkt“, meint Julia Söhngen. „Erich hat diese ungezwungene, ja familiäre Atmosphäre vorgelebt. Ich halte diese Kneipe nach wie vor für einen besonderen, ja fast schon magischen Ort.“
Den suchen Menschen aus dem gesamten EN-Kreis, aber auch aus Bochum oder Dortmund auf. Immer wieder nutzen Gäste die Buchungsmöglichkeit und mieten die Kastanie am Hax komplett für Geburtstage, Hochzeiten, Abifeiern oder ähnliches an. Platz ist bei gutem Wetter, wenn der Biergarten als Aushängeschild auch zur Verfügung steht, für bis zu 150 Leute, sonst für etwas mehr als 100. Mal gucken, wie viele sich zur Lesung von Kunstglaser Günter Pohl am 10. Dezember einfinden. Musiker kommen den Angaben zufolge ebenfalls gerne hier her, zum Beispiel Peter Karb aus den USA. Die zwei Auftritte des Folk- und Blues-Sängers bezeichnet Söhngen als ihre persönlichen Gastro-Höhepunkte hier.
Keine Personalprobleme
Sie lobt auch ihr Team ohne Festangestellte. Mit 16 Aushilfen (fünf Namen stehen noch auf der Warteleiste) lasse sich die Arbeit im Hax gut wuppen, auch die Küche ohne ausgebildeten Koch. Ein Büfett für geschlossene Gesellschaften – dank eingespielter Abläufe selbst herstellbar. Frischer Kuchen am Sonntag? Machbar, weil ihre Tochter und Mutter backen. Julia Söhnchen, Jahrgang 1972, veröffentlicht oft kulinarische Neuerungen auf verschiedenen Internetkanälen, um vor allem die Stammkundschaft zu informieren. „Die macht mehr als 50 Prozent hier aus. Wobei wir – vor allem im Sommer – auch immer wieder neue Gäste haben. Das merkt man, wenn jemand nach dem Weg zur Toilette fragt.“
Auch bei Privatuni angestellt
Die Kastanie am Hax hat montags bis mittwochs geschlossen, dann arbeitet Dr. Julia Söhngen an der Uni Witten/Herdecke. Die berufliche Doppelbelastung sei vor allem im Sommer mit etwas längeren Biergarten-Abenden schon mal anstrengend, aber mittlerweile komme da „Routine ‘rein. Und ich hätte anfangs auch nicht gedacht, dass ich die Kneipe hier mit so viel Leidenschaft betreiben würde.“
Wenn dann wie in diesem Jahr ein Hochzeitspaar auf der Boule-Bahn der Gaststätte in Albringhausen heirate, dann gehe ihr gewissermaßen das Herz auf. Söhngen: „Und auf die Mitarbeiter-Weihnachtsfeier freuen sich alle hier, mich eingeschlossen.“ Im nächsten Jahr soll es dann nach der Silvester-Party mit verschiedenen Konzerten und dem üblichen Angebot weitergehen.
Laut Wieners habe sich über Jahre herumgesprochen, dass sich da am Stadtrand von Wetter ein ganz nettes Lokal befinde. Sogar mit Kegelbahn. In der Hinsicht kann Söhngen auf mehr ausgebuchte als freie Termine verweisen. Ein weiteres Beispiel dafür, dass „die alten Kneipen-Sachen ohne Schickimicki hier gut ankommen. Dazu gehören auch Billard und Kicker, die einen Stammtisch mit Lehrern ebenso anlocken wie Jugendliche.“ Gleichwohl will die Inhaberin den Laden behutsam weiterentwickeln. Etwa bald mit dem ersten Weihnachtsmarkt am dritten Advent. In der Küche sei nach Investitionen in der Corona-Zeit alles auf Stand, demnächst gehe es an neue Polster des Sitzmobiliars.
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Erik Wieners lächelt, als er all dies vernimmt. Er habe zwischen der Eröffnung am 18. November 1988 und der Übergabe Ende 2020 Höhen sowie Tiefen im Hax erlebt. „Zum Ende meiner Zeit wurde es hier deutlich ruhiger. Ich bin nun sehr glücklich, wie es läuft. Mir hätte nichts Besseres passieren können. Ich bin froh, dass sich Neues und Altes hier gut mischt.“