Albringhausen. In der neuen Serie Zuversicht möchten wir Menschen die Möglichkeit geben, zu erzählen, warum die positiv in die Zukunft sehen.

Julia Söhngen strahlt über das ganze Gesicht. Die neue Chefin der Kastanie am Hax hat in den vergangenen Monaten viel gehofft und einiges auf die Beine gestellt. Am Donnerstag, 3. Juni, soll es nun ab 19 Uhr wieder losgehen.

So wie Julia Söhngen geht es derzeit vielen Gastronomen in Wetter und Herdecke, und doch ist es für die junge Frau etwas ganz besonderes. Sie hat erst im Dezember 2020 mitten während des Lockdowns die Gaststätte von Erich Wieners übernommen und startet daher ganz frisch durch.

Wobei „übernommen“ ist laut Söhngen zu viel gesagt. „Wir machen das hier zusammen“, sagt sie, „auch wenn Erich das anders formulieren würde.“ Verschmitzt lächelt sie in die Richtung von Wieners, und der nickt – halb grinsend, halb ergeben. Einig sind sich die beiden aber in einem Punkt: Sie blicken optimistisch und zuversichtlich nach vorn. „Es ist ein Lichtstreif am Horizont“, meint Wieners.

Viele positive Erlebnisse

Dieser Lichtstreif lässt sich sogar vor der Öffnung am Donnerstag schon mit ganz vielen positiven Erlebnissen füllen. „Wir mussten ja nach sieben Monaten Schließung erstmal gucken, ob unsere Mitarbeiter alle noch mit dabei sind“, erzählt Söhngen von den Vorbereitungen. Ihr Rundruf zeigt: Alle sind noch mit an Bord und freuen sich, dass es endlich wieder losgeht. Während die Gastronomin noch einzelne kleinere Vorbereitungen trifft, klingelt unterdessen ihr Telefon. „Als am Montag bekannt wurde, dass auch wieder gefeiert werden kann, haben schon Leute angerufen, um unsere Bar zu mieten“, freut sich Julia Söhngen. So ist am 12. Juni bereits die erste Party gebucht. Am 3. Juli wollen Abiturienten in der Kastanie feiern.

Auch ein Abend mit Livemusik ist bereits geplant. Am 19. Juni spielt ab 20 Uhr das Christof-Söhngen-Trio in der Kastanie am Hax. Die Namensgleichheit der Gastwirtin ist kein Zufall. Jazzgitarrist Christof Söhngen ist ihr Bruder und ebenso erleichtert wie seine Schwester, dass es wieder losgeht. „Im September hatten wir unser letztes Konzert im Wuppertaler Jazzclub“, berichtet er.

Musikalische Durststrecke beendet

Für den Musiker, der unter anderem an der Folkwang in Essen unterrichtet, eine lange Durststrecke ohne Kultur. Für den Musikabend plant Julia Söhngen zudem noch etwas ganz besonderes. „Wenn alles klappt, wird es zur Musik pakistanische Küche geben“, verrät sie. Ihren Bruder überrascht sie mit der Ankündigung, trifft aber auf offene Ohren. Er selbst erinnert sich noch gut daran, dass vor über 30 Jahren, „als Erich das hier eröffnet hat, es eine Begegnungsstätte für viele Menschen unterschiedlichen Alters und auch unterschiedlicher Kultur war.“ „Der Geist davon ist immer noch hier“, nickt seine Schwester.

Doch nicht nur die Vergangenheit soll wieder aufleben und beflügeln. „Durch Corona haben die Menschen ihre eigene Region beispielsweise durchs Radfahren und Spazierengehen wiederentdeckt“, sagt Christof Söhngen. Julia Söhngen nickt. „Als ich hier draußen die Tische sauber gemacht habe, kamen Radfahrer aus Langendreer vorbei, die uns noch gar nicht kannten, aber meinten, der Biergarten sehe so gemütlich aus, und sie wollen auf jeden Fall wiederkommen“, berichtet sie. Generell sei während der Pandemie der Zusammenhalt der Menschen vor Ort gewachsen. „Viele haben schon zwischendurch angerufen und angekündigt, uns zu unterstützen und vorbeizuschauen, wenn wir wieder öffnen. Das ist ein schönes Gefühl“, sagt sie.

Kleinere Neuerungen

Julia Söhngen ist aber nicht nur die Chefin der Kastanie am Hax, sondern weiß von ihrer Arbeit auch von vielen sozialen Projekten, die vielleicht in Seminaren und Workshops in der Kastanie ein Zuhause finden könnten. Das ist jedoch erstmal noch Zukunftsmusik.

Doch was erwartet die Gäste eigentlich ab Donnerstag in der Kastanie am Hax? Hat sich mit einer neuen Chefin viel verändert? „Nein“, sagt Söhngen und lacht. „Wir haben natürlich ein bisschen was gemacht. In der Küche gibt es einen neuen Boden. Wir haben einen neuen Kaffeeautomaten, und der Kinderspielplatz ist wieder aufgefrischt. Außerdem haben wir neue Tische und Stühle im Biergarten“, berichtet sie. In der Gaststätte selbst gibt es ein Klavier, das natürlich vielfältige Möglichkeiten bietet – für Konzertmusiker und auch die Gäste selbst.

Regionale Produkte

Auf der Speisekarte finden Gäste neben Altbewährten auch neue, beziehungsweise wieder aufgenommene Leckereien aus der Küche. „Außerdem schauen wir, dass wir viel Regionales anbieten“, sagt sie. Dazu gehören der Kaffee aus einer Rösterei in Sprockhövel ebenso wie das Fiege-Bier aus Bochum. Zusätzlich gibt es neu auch Bio-Eis. Sonntags wird frisch gebackener Kuchen angeboten.

Es ist also alles vorbereitet. Fehlen nur noch die Gäste. Die können ab sofort wieder donnerstags bis sonntags in der Kastanie am Hax Platz nehmen. Geöffnet ist ab 19 Uhr, sonntags geht es schon um 15 Uhr los. Samstags finden wie gewohnt Veranstaltungen und geschlossene Gesellschaften statt. Die Kegelbahn ist ebenfalls geöffnet.

Unsere Zeitung startet die Aktion „Zuversicht“ zur Unterstützung von Einzelhandel, Gastronomie und Kultur in unserer Region. Journalistisch geht es darum, die Aufbruchstimmung dieser Tage zu begleiten. In den nächsten Wochen stellt die Redaktion deshalb nicht nur mutige Unternehmer, ideenreiche Händler oder findige Wirte vor. Wir befragen Experten zu den Handels-Konzepten der Zukunft und stellen Ideen vor, wie sich Städte modernisieren. Natürlich werden wir auch die Probleme benennen, die sich durch die Monate der Pandemie vielerorts noch beschleunigt oder verstärkt haben. Weitere Texte finden Sie online unter wp.de/zuversicht.