Wetter. Drei Haltepunkte zum schnellen Ein- und Ausstieg: Die Stadt Wetter will per Pilotprojekt Verkehrsprobleme der Grundschule Steinkampstraße lösen.

Das weitgehend ungeliebte Phänomen hat eigentlich einen ganz netten Namen: Elterntaxis heißen die Fahrzeuge von Erziehungsberechtigten, die ihre Kinder möglichst nah vor die Schule fahren oder am liebsten sogar auf vier Rädern bis in den Klassenraum bringen möchten. Diese Erwachsenen nehmen dann auch in Kauf, dass vor den Bildungseinrichtungen zu bestimmten Zeiten immer wieder Verkehrsprobleme entstehen.

Also Abhilfe schaffen. Das geht sogar mit einer kreativen Kompromisslösung. Nach einem FDP-Antrag und einer politischen Debatte hat die Stadt Wetter die Einrichtung von sogenannten „Elternhaltestellen“ geprüft. Bei diesem Pilotprojekt für die Gemeinschaftsgrundschule Grundschöttel handelt es sich um speziell ausgewiesene Stellplätze im öffentlichen Verkehrsraum, in denen Schilder auf ein eingeschränktes Haltverbot wochentags von 7.30 Uhr bis 8.30 und 12.30 bis 14 Uhr hinweisen.

Wo aber genau sollen sich wie viele dieser besonderen Parkplätze zum Ein- und Aussteigen der Kinder befinden? Ein Leitfaden des ADAC empfiehlt, die Menge in Relation zur Anzahl der jeweiligen Schülerschaft zu setzen. Zudem sollten sich die Haltebuchten – je nach örtlicher Begebenheit – zwischen 250 und 300 Meter vom Gelände befinden.

Acht Stellplätze in zwei Straßen

Für die Grundschule Grundschöttel bedeutet das: Die Stadtverwaltung will insgesamt acht Stellplätze an zwei Orten in der Steinkampstraße und darunter an der Eilper Höhe (dort vier nahe des Verbindungswegs hoch zum Gelände) einrichten. Entfernung bis zum Gebäude: 150 bis 200 Meter. Allesamt als „Elternhaltstelle“ gekennzeichnet, wobei die Verkehrswacht des Ennepe-Ruhr-Kreises diese Aktion sehr begrüße und entsprechende Schilder zur Verfügung stelle.

Stichwort Elternhaltestellen: So soll es in Grundschöttel testweise aussehen.
Stichwort Elternhaltestellen: So soll es in Grundschöttel testweise aussehen. © Adobe Stock | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Fachbereichsleiterin Birgit Gräfen-Loer und Manuela Schiffler vom Fachdienst Umwelt/Verkehr erläuterten den Fraktionen das Pilotprojekt. Abzuwarten bleibe, ob sich diese Spezialparkplätze bewähren und als effektiv erweisen. Daher soll es vorübergehend eine mobile Beschilderung in den zwei genannten Straßen unweit der Schule geben. Mit deren Leitung habe sich die Stadtverwaltung abgestimmt, auch die Verantwortlichen der Gemeinschaftsgrundschule befürworten das Vorgehen. Dazu gehöre auch ein Monitoring. Das zuständige Amt will laut Gräfen-Loer verfolgen, „was das bringt“.

Einstimmig angenommen

Die Kehrseite: In dem dortigen Wohngebiet entfalle durch diese Hol- und Bringzonen öffentlicher Parkraum – wenn auch nur in den ausgewiesenen Zeiten. Die Mitglieder im Umwelt-, Klima- und Verkehrsausschusses stuften das als nicht besonders gravierend ein, sie sprachen sich einstimmig für die acht Elterntaxi-Flächen aus.

„Smileys“ für Autofahrer reichen nicht aus

Auf Antrag der FDP-Fraktion diskutierte der Schul- und Kulturausschuss im Dezember 2022 über die Verkehrssicherheit an der Grundschule Grundschöttel. Die Verwaltung erhielt den Auftrag, dieses Thema auch an anderen Bildungseinrichtungen in der Harkortstadt zu überprüfen.

Vor besagter Grundschule und am Geschwister-Scholl-Gymnasium gab es zudem Geschwindigkeitsanzeigen („Smileys“).

Das Pilotprojekt in Grundschöttel stufte Alexander Stuckenholz von der FDP als „maximal pragmatisch, sehr gut und super“ ein. Das Einrichten besonderer Haltebuchten helfe, die Probleme direkt vor der Schule zu vermeiden. Andreas Fieberg von der CDU lobte die Aktion unter Vorbehalt und fragte nach den Verkehrswegen. „Wir haben die Stellplätze so angeordnet, dass die Eltern beim Hinbringen und Abholen quasi im Kreis fahren“, antwortete Manuela Schiffler und meinte damit, dass die Erziehungsberechtigten in Schulnähe nicht drehen oder wenden müssen, was weiteres Chaos verursachen würde. Die Christdemokraten hätten wiederum das Einrichten einer Anliegerstraße bevorzugt, die Elternhaltestellen seien nicht die richtige Lösung. „Da dies ja nun aber erst einmal ein Jahr läuft und überprüft wird, wollen wir uns dem nicht verwehren“, erklärte Fieberg, warum auch die CDU der Vorlage für Grundschöttel zustimmte.

Ähnlich argumentierte Monika Arntzen von den Grünen. Grundsätzlich halte auch sie die Spezial-Haltebuchten für eine gute Lösung. Ob die Anordnung und Details sich als brauchbar erweisen, werde sich zeigen. Das sollten die Beteiligten gut beobachten. „Wichtig ist, gut mit den Eltern zu kommunizieren und auch zu kontrollieren, ob manche nicht doch direkt vor dem Schulhof halten, um ihre Kinder dort mal eben kurz ‘rauszulassen oder einzusammeln.“

Schulwegplanung ab 2024

Ehe der Schulausschuss diesen Beschluss nun am 7. November nur zur Kenntnis nehmen soll, richtete die städtische Fachbereichsleiterin ihren Blick bereits ins nächste Jahr. „Wir beginnen ab 2024 mit einer Schulwegplanung für das gesamte Stadtgebiet, das ist ein großer Prozess. In diesem tauchen Elternhaltestellen dann auch auf“, kündigte Birgit Gräfen-Loer an.

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Die Stadt Wetter hatte Fördergeld für eine Schulwegplanung beantragt und bewilligt bekommen, laut Bescheid bleiben nach dem 1. Januar 18 Monate Zeit zur Umsetzung und Ermittlung einer Strategie. Nach einer entsprechenden Ausschreibung sollen externe Fachleute ein Konzept erarbeiten, die wiederum sollen auch die hiesigen Schulen und Polizei miteinbeziehen. Daher bat Gräfen-Loer auch die SPD um Geduld hinsichtlich deren Prüfauftrag „Treppenaufgang zum Gebäude Arndtstraße 3“. Diesen Weg, so sagte es Axel Peitz, nutzen unter anderem viele Kinder als Schulweg, am Ausgang an der Mauer herrschen aber unübersichtliche Verkehrssituationen.