Herdecke. In der Turnhalle am Schraberg in Herdecke kommt neuerdings pfiffige Technik zum Einsatz. Nicht nur die Sportler haben etwas davon.

Turnstunden sind schweißtreibend. Schnell mal das Fenster aufmachen mag für bessere Luft sorgen. Die muss in der kälteren Jahreszeit aber auch wieder aufgewärmt werden. Das kostet Energie. In der frisch sanierten Turnhalle am Schraberg wird aber nur so viel Energie eingesetzt wie gerade nötig. Der Stadt Herdecke und ihren Bürgern hilft das beim Sparen. Es bleibt zwar ein Millionenloch im Gesamtetat. Aber der Spareffekt bei den laufenden Kosten für die Halle ist nicht zu verachten.

Kontrolliertes Lüften

„Fenster auf“ ist durchaus das Prinzip von Bernd Lüneborg. Er ist beim städtischen Gebäudemanagement zuständig für die Gebäudetechnik. Das Lüften muss aber kontrolliert sein. Statt überbordende neue Technik für die Sanierung zu bestellen, hat er auf geschickte Verknüpfung geachtet. Lüften in den Duschen und Umkleidekabinen muss sein. Die dafür gebrauchte Lüftungsanlage ist auch für den Abtransport der „dicken Luft“ aus der Halle zuständig.

Wasserschaden wird zum Glücksfall

Ein vom undichten Dach ausgelöster Wasserschaden war der Grund für die umfangreiche Sanierung. Knapp 900.000 Euro Fördermittel hat die Stadt bekommen und zunächst einmal in die Gebäudesubstanz gesteckt. Die lange Außenwand aus Glasbausteinen ist einer Konstruktion aus Holz und dämpfenden Scheiben gewichen. Die lässt weniger Hitze von außen durch und hält die Wärme besser. Alle Außenfenster und Außentüren sind neu. Die Fugen in der Waschbetonverkleidung der Fassade sind ganz dicht. Vorbei die Zeiten, dass es irgendwo immer Ritzen im Mauerwerk gab. „Die Halle wurde nie richtig warm“, erinnert sich Bernd Lüneborg, der ein System ersonnen hat, dass Energie nicht vergeudet wird und die Temperaturen trotzdem stimmen.

Keine heiße Luft

Eine große Rolle spielen dabei zwei Sensoren, die ziemlich unauffällig an einer der Längswände über dem grünen Prallschutz angebracht sind. Der eine Sensor erfasst hinter seinem schwarzen „Auge“ die Strahlung, die von den Stahlerstreifen an der Hallendecke ausgeht. Vier sind es an der Zahl, jeder Streifen für sich 20 Meter lang und anderthalb Meter breit. Nicht die Luft wird erwärmt, beschreibt Bernd Lüneborg den Vorteil des Systems, sondern Körper.

Kohlenmonoxid wird gemessen

Der andere Sensor gilt der Raumluftqualität. Deren Anzeiger ist der Kohlendioxidgehalt in der Luft. „Alles unter 0,1 Prozent ist gut“, weiß Lüneborg. Steuert der Wert auf der Messlatte darauf zu, weil von den Sportlern eifrig Runden gelaufen oder hitzige Angriffe mit dem Ball abgewehrt wurden, hat die Steuerungsanlage einen Plan.

Gewisse Skepsis vorhanden

Drei der sechs Kippfenster oder gleich alle sechs öffnen sich automatisch, lassen frische Luft in die Halle strömen, während die abgestandene Luft von der Lüftungsanlage für die Duschen und Umkleideräume nach draußen befördert wird. Im Moment gebe es bei einigen Nutzern zwar eine gewisse Skepsis, was die Luftqualität betrifft, berichtet Bernd Lüneborg. Beanstandete Gerüche führt er aber eher auf den Kunststoffboden zurück, mit dem die Halle frisch ausgelegt ist. Der CO2-Wert als Gradmesser der Raumluftqualität scheint ihm verlässlicher als das Geruchsempfinden.

Einfluss auf den Haushalt

Kein Wärmeverlust nach außen, keine unkontrollierte Überhitzung, eine effektive Energieausbeute beim Heizen und nicht unnötig in die Höhe getriebene Anschaffungskosten - was bringt das bedarfsgerechte Lüften an Entlastung bei der Kalkulation des Kämmerers? Immerhin hat der für Finanzen zuständige Beigeordnete Dennis Osberg kürzlich bei der Einbringung seines Etatentwurfes für 2024 vor dem versammelten Rat auf die pfiffige Technik in der Turnhalle am Schraberg Bezug genommen.

Einsparungen von 20 Prozent

Über viele Monate hat sich die Sanierung der von Schülern und Vereinsmitgliedern genutzten Turnhalle gezogen. Nun steht sie wieder zur Verfügung. Läuft der Betrieb ein ganzes Jahr, kommt der Moment der Wahrheit. Dann gibt es Vergleichswerte zwischen dem Verbrauch alt und neu. Bernd Lüneborg sieht diesem Moment gelassen entgegen. Er geht von einem Einspareffekt von mehr als 20 Prozent aus. Bei rund 70.000 Kilowattstunden bisher kämen rund 4000 Euro weniger Ausgaben für die Stadtkasse raus - Jahr für Jahr.

Ballschutz fehlt noch

Eine letzte Anschaffung dafür aber fehlt noch. Die beiden Sensoren leicht über Kopfhöhe bieten sich als Ziel für verrissene Flanken oder in den Raum geschleuderte Bälle gerade zu an. Der Ballschutz ist bereits auf dem Zettel. Ein Ausfall der Sensoren täte dem Raumklima ebenso wenig gut wie den Sparanstrengungen der Stadtverwaltung.