Herdecke. GigaNetz hat mit der Stadt Herdecke eine Glasfaser-Kooperation vereinbart. Auch die Telekom wirbt für schnelle Internetleitungen. Eine Abwägung.

Im Auftrag der Deutschen GigaNetz GmbH sind auch im Oktober Mitarbeitende von Partneragenturen unterwegs, um an Herdecker Haustüren für Glasfaserleitungen zu werben – mit unterschiedlichem Erfolg und einigen Nebengeräuschen bzw. Kritik. Das Unternehmen mit Sitz in Hamburg hat bekanntlich einen Kooperationsvertrag mit der Stadtverwaltung abgeschlossen, um hier flächendeckend für schnelles Internet zu sorgen. Sollten 35 Prozent der Haushalte GigaNetz bis zum 31. Januar 2024 eine Zusage geben, erhalten Vertragspartner den fast 2000 Euro teuren Anschluss kostenfrei. Im September hieß es, dass die Vorvermarktungsquote bis dato vergleichbar mit Entwicklungen in anderen Kommunen sei.

Nach Werbeveranstaltungen von GigaNetz im Ruhrfestsaal fühlen sich manche verunsichert, ob sie bei diesem Unternehmen oder doch bei einem anderen Glasfaser-Anbieter zusagen sollen. Die Redaktion hat bei der Telekom nachgefragt, die ebenfalls in Herdecke aktiv ist.

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Die Telekom wirbt an verschiedenen Stellen in Herdecke mit Werbeplakaten um Glasfaser-Kunden, startet sie auch Haustürgespräche und sendet sie Mails an Bestandskunden?

Die Deutsche Telekom setzt auf verschiedene Maßnahmen zur Kundenansprache. Dies umfasst neben klassischen Medien auch digitale Informationsveranstaltungen und ein Glasfaser-Info-Mobil, welches vor Ort sein wird, sowie die Information über die anstehenden Glasfaserbauarbeiten der Anwohnenden direkt an den Haustüren.

Hat sich die Telekom damals auch um eine flächendeckende Kooperation mit der Stadt Herdecke bemüht?

Der Glasfaserausbau in Herdecke erfolgt durch die GlasfaserPlus GmbH, einem Joint-Venture der Telekom und dem australischen Fondsverwalter IFM Investor. Wir haben der Stadt Herdecke unsere Ausbaupläne frühzeitig und transparent vorgestellt und befinden uns in Gesprächen mit der Stadt.

Geht die Telekom eher vereinzelt vor oder strebt das Unternehmen auch stadtweite Kooperationen an?

Die GlasfaserPlus hat sich zum Ziel gesetzt, die unterversorgten Regionen in Deutschland so breit wie möglich mit Glasfaser zu versorgen. Um dieses Ziel zu erreichen, optimieren wir unsere Ausbaugebiete kontinuierlich, um die größtmögliche Ausbauleistung zu erzielen.

Viele Informationen im Internet

Wer sich im Internet informieren möchte, erhält auf folgenden Seiten genauere Auskünfte: www.telekom.de/festnetz (adressgenauer Online-Check zu verfügbaren Bandbreiten) und auf www.telekom.de/festnetz/tarife-und-optionen/internet-dsl zu Bandbreiten sowie Tarifen.

Neuigkeiten zum Glasfaserausbau in Herdecke gibt es auch unter https://telekomhilft.telekom.de/t5/Glasfaserausbau/Glasfaserausbau-fuer-den-Ennepe-Ruhr-Kreis/ba-p/5324610; zudem bietet der Konzern auf dieser Internetseite am 26. Oktober um 16.30 Uhr einen Livestream mit Expertenchat zum Glasfaserausbau in Herdecke an.

Der Anbieter GigaNetz, der demnächst auch ein Büro in der Fußgängerzone einrichten will, hat eine eigene Seite für die Stadt an den Ruhrseen eingerichtet (www.deutsche-giganetz.de/herdecke).

Anders als viele Wettbewerber bauen wir 100 Prozent eigenwirtschaftlich ohne Vorvermarktungsquoten aus und knüpfen unser Vorgehen auch nicht an etwaige Ausbaupläne von Wettbewerbern. Dank dieses Geschäftsmodells sind Ausbau-Zusagen immer verlässlich. Die GlasfaserPlus strebt dabei immer eine Zusammenarbeit mit der jeweiligen Stadt bzw. der Gemeinde an.

Wie gut ist die Telekom in Herdecke in Sachen Infrastruktur aufgestellt: Liegen bereits viele Glasfaseranschlüsse unter der Erde, die quasi nur noch aktiviert werden müssten?

Wir können derzeit Bandbreiten mit bis zu 250 Megabit pro Sekunde anbieten, 80 Prozent unserer Leitungswege sind aus Glasfaser, der Rest (Straßen-/Grundstücksversorgung) basiert noch auf Kupfer. Einen konkreten Überblick zur Verfügbarkeit kann sich jeder Leser rund um die Uhr selbst online verschaffen. Die GlasfaserPlus baut nun ein komplett neues Glasfasernetz, mit einer „Aktivierung“ ist es ergo nicht getan.

Wie lange dauert es ungefähr, Glasfaser für eine Adresse zu aktivieren?

Der Baufortschritt ist von vielen Faktoren abhängig; erfahrungsgemäß können die ersten Glasfaseranschlüsse nach rund neun Monaten genutzt werden.

Was sagen Sie verwirrten Bürgerinnen und Bürgern, die einerseits hören, dass sich GigaNetz um die ganze Stadt kümmert und andererseits auch Glasfaser-Abschlüsse bei der Telekom sowie anderen Anbietern möglich sind?

Grundsätzlich ist eine Wettbewerbssituation vor Ort gut für alle Verbraucherinnen und Verbraucher, da sie eine größere Auswahlmöglichkeit bedeutet. So kann jede(r) das für sie oder ihn passende Glasfaser-Angebot finden.

Ist dieser Gedanke richtig: Wenn GigaNetz in Herdecke im nächsten Jahr flächendeckend neue Glasfaserleitungen legen sollte, an einer Adresse nebenan aber ein Kunde einen Telekom-Anschluss haben möchte, muss an der Stelle die Straße zweimal aufgerissen werden?

Die GlasfaserPlus steht einer koordinierten, parallelen Verlegung während der Bauphase grundsätzlich offen gegenüber.

Was raten Sie (möglichst objektiv) Kunden, die sich noch nicht entscheiden konnten oder können?

Klarerweise setzen wir auf unser Netz, unseren Service und unsere Produkte. Das ist sicher nicht überraschend. Weitergehende Ratschläge oder Empfehlungen möchten wir nicht geben, das ist und bleibt Entscheidung der Kunden.

GigaNetz sagt, dass es in einiger Zeit auch Verträge mit anderen Anbietern eingehen will, damit auch Wettbewerber die GigaNetz-Leitungen nutzen können; somit würde ein Telekom-Kunde einen monatlichen Vertrag bei der Telekom abschließen, die ihre Leistung wiederum über andere Leitungen dem Verbraucher zur Verfügung stellt. Hat die Telekom ein Interesse an solchen Nutzungsverträgen, gab es schon Verhandlungen?

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zu Gesprächen oder Verhandlungen grundsätzlich keine öffentliche Stellung nehmen.

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