Herdecke. Um über schnelle Internetleitungen zu informieren, klingeln in Herdecke Agentur-Vertreter bei Anwohnern. Das führt zu Kritik und Konsequenzen.
Logisch, dass in dem Zusammenhang auch gleich wieder das Wort „Drückerkolonne“ auftaucht: Die Deutsche GigaNetz wirbt derzeit in Herdecke für einen flächendeckenden Glasfaser-Ausbau. Das Unternehmen hat auch Agenturen beauftragt, diese schnellen Internetleitungen im direkten Dialog an den Haustüren anzupreisen. Dort kam es in der jüngeren Vergangenheit zu einigen Unstimmigkeiten und unangenehmen Begegnungen, wie einige Anwohner der Redaktion mitteilten.
Von der Zeppelinstraße und vom Sonnenstein meldeten sich Grundstücksbesitzer und Bürgerinnen, die sich durch erfolgte Gespräche sehr unter Druck gesetzt oder gar herablassend behandelt („Sie haben keine Ahnung“) fühlten. Auch im Internet kritisieren einige aus anderen Ortsteilen Herdeckes das Auftreten, wonach es bei einer ablehnenden Haltung schon mal ungemütlich werde. Die Vorwürfe reichen von „penetrant“, „zu unseriös“ bis hin zu „aufdringlich“. Im sozialen Netzwerk Facebook stehen aber auch gegenteilige Darstellungen wie etwa diese: „Ich fand die Beratung an der Tür vollkommen in Ordnung und nicht einmal ansatzweise aufdringlich oder übergriffig; sehr seriös geworben und beraten.“
Trennung von einer Agentur
Auf Anfrage berichtet GigaNetz-Projektleiter Vadim Gein, dass er die Kritik ernst nehme und sein Unternehmen insgesamt drei Partneragenturen mit den direkten Anwohner-Gesprächen in Herdecke beauftragt habe. Mittlerweile sind es nur noch zwei, von einem Betrieb habe sich Gein am 4. August getrennt. Zugleich nimmt er bezüglich der Zeppelinstraße und Sonnenstein die Firma fairplay-promotion aus der Schusslinie, die sei in einem anderen Gebiet hier unterwegs. Zum eigentlichen Problem sagt der Projektleiter, dass er den betreffenden Mitarbeiter/Berater ausfindig machen und schnellstmöglich eine Nachschulung veranlassen will.
Schwierigkeiten und neuer Ansatz
In Herdecke seien viele laut GigaNetz-Projektleiter Gein im Urlaub gewesen, während es Hinweise zum Glasfaser-Ausbau gab. „Manchen fehlen – das ist kein Vorwurf – vielleicht Kenntnisse. Sie verwechseln schon mal Zuständigkeiten, sind bei dem Thema womöglich überfordert. Wir werden daher unsere Ansprache überdenken.“ Zugleich warnt er vor Pauschalisierungen, was die Haustür-Gespräche anbetrifft. Ein Schreiben mit der Unterschrift der Bürgermeisterin haben die Agentur-Teams dabei, sollen es aber niemandem unter die Nase reiben.
Die Deutsche GigaNetz teilt zum Thema Haustürgeschäft mit, dass sich das Unternehmen 2023 zum dazugehörigen Branchenkodex verpflichtet habe. „Schneller Glasfaserausbau gelingt nur mit gut informierten Bürgern“, lautet ein Credo in dieser Hinsicht. „Mit diesem Schritt wollen wir den Kommunen und unserer Kundschaft zeigen, dass wir für einen Qualitätsvertrieb stehen und uns schnell von so genannten ‘Schwarzen Schafen’ trennen“, sagt Vadim Gein.
Der zuständige Projektleiter spricht noch einen Rat an die Herdeckerinnen und Herdecker aus: „Wir empfehlen immer unsere Terminfunktion auf unserer Homepage, damit die Bürgerinnen und Bürger nicht unerwartet besucht werden.“ Zusätzlich zu diesem Angebot (auf www.deutsche-giganetz.de/herdecke) sollten Hauseigentümer darauf achten, dass Mitarbeiter die Kleidung der Deutschen GigaNetz inklusive Ausweis tragen müssen, da auch in Herdecke andere Wettbewerber mit Haustürgeschäften vorgehen und ebenfalls mit Glasfaser werben. „Das führt natürlich zu Verwirrung bei den Bürgern, das wurde mir schon mehrfach zugetragen“, sagt Gein.
Stadtverwaltung kennt Thema
Die Stadt Herdecke, so eine Sprecherin, habe sowohl vereinzelt Beschwerden als auch lobende Reaktionen zu den Haustür-Gesprächen erhalten. Während der Infoveranstaltung am vergangenen Mittwoch erfolgte ein Appell in Richtung der Berater-Teams, niemanden und vor allem keine älteren Mitbürger zu bedrängen. Grundsätzlich sei die städtische Verwaltung der falsche Ansprechpartner für besagte Kritik, auch wenn sie eine Vereinbarung mit der verantwortlichen Deutschen GigaNetz getroffen habe und die Agenturen ein Schreiben der Bürgermeisterin mit sich führen.