Herdecke. Die Deutsche GigaNetz stellt im rappelvollen Ruhrfestsaal Glasfaser-Pläne in Herdecke vor. Bei einer bestimmten Quote könnten bald Bagger rollen.

Was die Anwohnerschaft in Volmarstein und Wengern schon hinter sich hat, soll nun in einer recht großen Lawine durch ganz Herdecke rollen: Ein Privatunternehmen will im gesamten Stadtgebiet neue Glasfaserleitungen für schnelle Internetverbindungen legen. Die Deutsche GigaNetz mit Sitz in Hamburg ist zwar deutschlandweit aktiv, aber als recht junge Gesellschaft (2019 gegründet) auch noch weitgehend unbekannt. Vielleicht kamen auch deshalb Hunderte zum Informations-Abend in den Zweibrücker Hof, wo zwei Firmenvertreter die Pläne vorstellten.

„Wir wollen jetzt auf uns aufmerksam machen. Sie werden in den nächsten Wochen und Monaten viel Orange in Herdecke sehen“, kündigte Dennis Schiefke via Mikrofon an. Der für regionale Kooperationen zuständige Manager von GigaNetz spielte auf die Unternehmensfarbe an, die schon jetzt an einigen Orten hier auftauche. Projektleiter Vadim Gein nannte unterdessen die Bedingungen für Bautätigkeiten seines Arbeitgebers: Sollten sich hier 35 Prozent der rund 4550 vorliegenden Adresspunkte mit etwa 11.500 Wohneinheiten bis zum 31. Januar 2024 für eine Zusage entscheiden, erhalten diese Vertragskunden kostenlose Glasfaseranschlüsse von dem Unternehmen.

Zwei Jahre Mindestlaufzeit

Weitere Verpflichtung: Diese Herdeckerinnen und Herdecker können bei einer entsprechenden Aktivierung der Leitung dann zwei Jahre lang (Mindestlaufzeit) mit einem Tarifvertrag von GigaNetz schnell durch das Internet surfen. Danach wäre rein theoretisch der Wechsel zu einem anderen und womöglich größeren Anbieter möglich. „Aber nur, wenn dieser Mitbewerber eine Kooperationsvereinbarung mit uns abgeschlossen hat“, schränkte Schiefke ein und gab zu, dass Unternehmen wie die Telekom, Vodafone, 1&1 oder andere noch nicht zu den Partnern für eine so genannte Open-Access-Lösung gehören. Zukunftsmusik.

Dennis Schiefke (links) und Vadim Gein stellen die Pläne von GigaNetz vor.
Dennis Schiefke (links) und Vadim Gein stellen die Pläne von GigaNetz vor. © Steffen Gerber

Aktuell konzentrieren sich Gein und Co. erst einmal auf eine breit angelegte Informationskampagne in Herdecke, die schon angelaufen ist. Das Stadtgebiet haben sie in drei Zonen (neudeutsch Cluster) eingeteilt. Im Fokus stehen zunächst die beiden Sektionen Ende und die Ortsteile Semberg/Schraberg/Ahlenberg. „Dort an der Stadtgrenze befindet sich ein wichtiger Anschlusspunkt an die Telekommunikationsautobahn“, erklärte der Projektleiter und ergänzte, dass GigaNetz voraussichtlich ab Oktober dann auch die Anwohnerschaft in der Innenstadt sowie am Herrentisch und Nacken ins Visier nehme. „Leute aus diesem Cluster können aber auch jetzt schon Verträge abschließen.“ Fällt die 35-Prozent-Quote schon in den ersten beiden Zonen, lasse sich womöglich der anvisierte Start von Tiefbauarbeiten im Sommer 2024 beschleunigen.

Neue Tarife ab September

Während Gein einerseits erwähnte, dass über den neuen Glasfaseranschluss auch ein kostenloses Fernsehangebot für sechs Monate möglich sei und es spezielle Offerten für Geschäftskunden sowie Vereinsmitglieder gebe, stehe andererseits eine Preisanpassung der vorliegenden Tarife an: Ab dem 1. September gelten bundesweit bei GigaNetz neue Preise. Der Projektleiter lächelte nach einem ironischen Zwischenruf, um wie viel Prozent es denn dann günstiger werde, wollte aber nicht näher auf neue Konditionen eingehen. „Wir sind heute nicht wegen einer Verkaufsveranstaltung hier, sondern wollen auch mit unseren Beratern erste Fragen klären.“

Lob aus dem Publikum für Präsentation

Nach ihrer knapp 30-minütigen Präsentation erhielt das Moderations-Duo von GigaNetz ein Lob von einem Fragesteller aus der ersten Reihe.

Andere wollten wissen, welche Bedingungen für Häuser und Eigentümergemeinschaften gelten. Dort brauche es eine Einverständniserklärung von allen, so die Firmen-Vertreter.

Die Beiden kündigten ebenfalls noch an, dass final Techniker die Grundstücksbesitzer besuchen und Absprachen in Protokollen aufgeschrieben werden.

Zugleich kündigte das Moderations-Duo an, dass das Unternehmen wahrscheinlich im August eine Anlaufstelle in der Fußgängerzone eröffnen werde. Angesichts des großen Interesses an dem Info-Abend äußerte sich Schiefke optimistisch, dass sich mehr als ein Drittel der Herdecker Haushalte für GigaNetz-Glasfaser entscheide und seine Firma hier bald einige Millionen Euro investiere.

Neue Tarife ab September

Nach rund 45 Minuten endete die Informationsveranstaltung im Zweibrücker Hof, wo das Hotel-Team auch einige Schnittchen und Getränke bereit gestellt hatte. In der Fragerunde für die neugierige Bürgerschaft wollten viele wissen, wie GigaNetz baulich vorgehe. In der Regel verlegen wir Glasfaser-Leitungen mit einer so genannten Erdrakete und bohren 40 mal 40 Zentimeter große Löcher in die Hauswand sowie auf den Gehweg. Etwas Dreck wird in der Zeit entstehen. Am Ende versiegeln wir alles und hinterlassen die Örtlichkeit so, wie wir sie vorgefunden haben“, berichteten die Firmen-Vertreter und betonten, dass Grundstückseigentümer im Vorfeld detailliert aufgeklärt würden.

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Auf das Unternehmen, das zeigte sich in der Fragerunde, warten einige individuelle Herausforderungen. „Wir können nicht alles, arbeiten aber eng mit der Stadt Herdecke zusammen“, so Schiefke. Wichtig zudem: GigaNetz-Mitarbeitende können sich bei Beratungsgesprächen (die sind bereits angelaufen) an der Haustür ausweisen, tragen offizielle Kleidung und haben Marketing-Materialien dabei. Das Unternehmen könne auch für die Beibehaltung von Telefonnummern sorgen, künftige Kunden sollten in dieser Hinsicht nicht beim aktuellen Anbieter aktiv werden.

Weitere Informationen veröffentlicht das Unternehmen online (www.deutsche-giganetz.de/herdecke)