Herdecke/Hagen. Aus Herdecke gab es vereinzelt, aus Hagen vermehrt Beschwerden an der Geldpolitik der Sparkasse an Volme und Ruhr. Girokonto-Gebühr steigt wohl.

Recht still ging 2022 die Fusion der Sparkasse an Volme und Ruhr (mit Hagen, Herdecke, Lüdenscheid und Umgebung) über die Bühne. Mehr Geräusche hat eine Mitteilung im Mai 2023 hervorgerufen: Wegen vermehrter Sprengattacken hat das Kreditinstitut in diesem Sommer 13 Geldautomaten – darunter einen an der Schanze – abgebaut, nachdem zuvor Filialen auf der Kippe standen oder ebenfalls verschwanden.

Das hat – wie berichtet – vor allem im Herdecker Stadtteil Ende Kritik hervorgerufen. Diese kommt nun aktuell in Hagen laut auf. Der dortige Rat hat in seiner jüngsten Sitzung den Verwaltungsrat des Bankhauses aufgefordert, durch ein engmaschigeres Netz mit Geldautomaten wieder die ortsnahe Versorgung der Menschen mit Bargeld zu sichern. Mit Blick auf die Sprengungssorgen „kapituliert die Sparkasse vor verbrecherischen Umtrieben und nimmt den Serviceverlust für ihre Kunden achselzuckend hin“, hieß es in einer Ratsvorlage. Gerade angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung sollte es aber „eine seniorengerechte Geldpolitik“ geben.

Andere Sparkassen setzen auf Container

Zur Erinnerung: Am Schmandbruch in der Nachbarstadt Wetter befindet sich beispielsweise seit 2022 ein Sparkassen-Container mit Servicefunktionen und Schutzvorkehrungen, der aufgrund von Anschlagsbefürchtungen in einem größeren Abstand zur Wohnbebauung platziert wurde.

„Die Sparkassen sind nach dem Sparkassengesetz NRW verpflichtet, als Wirtschaftsunternehmen der Kommune der geldwirtschaftlichen Versorgung der Bevölkerung zu dienen“, schrieb der Hagener Rat dem Verwaltungsrat und dem Vorstand einstimmig ins Stammbuch. „Die Sparkasse an Volme und Ruhr entfernt sich immer weiter von dieser gesetzlichen Aufgabe. Die Kundenfreundlichkeit scheint gänzlich verloren gegangen zu sein.“ Zur Einordnung: In Herdecke hat die Sparkasse in den letzten Jahren Automaten am Schnee, Gemeinschaftskrankenhaus, im Quartier Ruhraue und zuletzt an der Schanze abgebaut. In Hagen waren es sieben in 2023.

Kapitulation vor Verbrechern

Im Gespräch mit der Lokalredaktion berichtet der zuständige Sprecher der Sparkasse, dass es aus der Herdecker Politik jüngst keine Anfragen zum Thema Selbstbedienungs-Standorte gab. „Und negative Kundenreaktionen auf die geschlossenen SB-Standorte im Stadtgebiet Herdecke gab es in den letzten Monaten kaum. Es erreichte uns zu diesem Thema lediglich eine Beschwerde“, teilte Thorsten Irmer, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, noch mit.

Obendrein stehe, so Informationen der Redaktion, eine Erhöhung der ohnehin nicht gerade günstigen Girokonto-Gebühren im Raum. „Im Zuge der Fusion der beiden Sparkassen HagenHerdecke und Lüdenscheid zur Sparkasse an Volme und Ruhr wurden beiderseitig bereits zahlreiche Anpassungen umgesetzt bzw. auf den Weg gebracht. Hierzu gehört auch die Harmonisierung der beiden Produktwelten, was auch zu Preisanpassungen führen wird“, lässt der fünfköpfige Vorstand über seinen Sprecher Thorsten Irmer auf Anfrage vieldeutig verlautbaren. „Vor diesem Hintergrund können wir bestätigen, dass die Sparkasse an Volme und Ruhr Anfang 2024 die Girokontomodelle der beiden Teilmärkte HagenHerdecke und Lüdenscheid zusammenführen möchte. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir in den nächsten Wochen (18. Oktober) zunächst unseren Verwaltungsrat und danach unsere Kundinnen und Kunden über die Einzelheiten informieren werden.“

Null-Zins-Politik

Als weiterer Kritikpunkt in Hagen kam der Vorwurf auf, dass die hiesige Sparkasse trotz permanenter Zinssteigerungen seitens der Europäischen Zentralbank bislang an ihrer Null-Zins-Politik bei Tagesgeldkonten festhält. Auf Anfrage der Redaktion stellt der Vorstand nun aber in Aussicht: „Auf Tagesgelder, die traditionell für die Liquiditätshaltung gedacht sind, zahlen wir ab 1. Oktober 2023 eine Verzinsung. Dies gilt auch für das klassische Sparkassenbuch. Über diese Konditionen werden wir zunächst unsere Kundinnen und Kunden informieren.“

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Zudem teilt das Bankhaus mit, dass es „verschiedene attraktive Anlageprodukte im Angebot“ habe. Die Sparkassen-Briefe etwa haben Laufzeiten von ein bis zehn Jahren. „Die ein- und zweijährigen Sparkassen-Briefe sind mit einem Top-Zins von drei Prozent pro Jahr ausgestattet. Für kurzfristige Geldanlagen bieten wir aktuell Kündigungsgelder mit Kündigungsfristen von 35, 90 und 180 Tagen und einem Zinssatz von 1,90 bis 2,25 Prozent pro Jahr an“, heißt es dazu noch.