Volmarstein. Die Sparkasse trifft Vorkehrungen wegen Sprengstoff-Sorgen: Ein großer Kran lässt am Schmandbruch einen 30 Tonnen schweren Container einschweben.
Wenn ein Kran 30 Tonen in die Luft hebt, ist das allein schon vordergründig ein besonderes Ereignis. Doch was sich am Mittwoch bei Sonne und blauem Himmel an der Vogelsanger Straße abspielt, hat einen dramatischen Hintergrund. Die hiesige Sparkasse an Ennepe und Ruhr lässt am Bushalt Gewerbegebiet Schmandbruch nahe der A1 einen Container einschweben. In diesem befinden sich ein Geldautomat und ein Selbstbedienungs-Terminal – als baldiger Ersatz für die vorige SB-Geschäftsstelle, die sich ein paar Meter bergauf in einem Wohnhaus befand.
Als am späten Vormittag des 21. September nun eine rote Box vor dem Firmengebäude von Wacker Neuson einige Minuten über dem Boden an der Knorr-Bremse baumelt, ist eine Nachricht noch ganz frisch. Tags zuvor haben Unbekannte einen Geldautomaten in Euskirchen aufgesprengt. Solche Anschläge häufen sich. Auch die heimische Sparkasse sieht sich mit dieser Thematik konfrontiert, da Täter in der Nacht zum 13. Dezember 2021 mit hochexplosiven Stoffen die Gevelsberger Zweigstelle in Silschede zerstörten. Die Anwohner über der Filiale kamen damals mit dem Schrecken davon – bei den Verantwortlichen des Geldinstituts stehen aber seither Sicherheitsoptimierungen an vorderster Stelle.
Mietvertrag nicht verlängert
Eine Konsequenz dieser gewaltigen Explosion: Kurz darauf schloss die heimische Sparkasse am Schmandbruch ihren angemieteten Selbstbedienungs-Standort an der Vogelsanger Straße 80, der sich ebenfalls im Erdgeschoss eines Wohnhauses befand, „zum Schutz vor Leib und Leben der unmittelbaren Anwohner sowie unbeteiligter Dritter“. Als eine Anlaufstelle erhielt sie ein Grundstück der Spedition Zobel, wo die Bank einen Zaun versetzen und an diesem Mittwoch endlich den Container einer Berliner Spezialfirma einfliegen lassen konnte.
Auch interessant
Der rechteckige Kasten steht nun isoliert hinter der Bushaltestelle auf einer Rasenfläche und in einem scheinbar ausreichend großen Abstand zur Wohnbebauung oder Firmengebäuden. „Hier dürfte die Gefährdungslage für Personen – im Fall der Fälle – sehr gering sein“, sagt Waldemar Skorupa als Leiter der Sparkassen-Haustechnik. Zugleich seien der Automat zum Geldabheben und der Kontoauszugdrucker mit Überweisungsmöglichkeiten gut erreichbar (Parkplätze in direkter Umgebung). „Und das Rot leuchtet einem schon von weither entgegen“, meint Vorstandsvorsitzender Thomas Biermann.
Inbetriebnahme Anfang Oktober
Bis Anfang Oktober richten nun Handwerker die technischen Anschlüsse im neuen Sparkassen-Container ein, ehe Kunden dort barrierefrei zu den zwei modernen Geräten in dem ca. sechseinhalb Quadratmeter großen Raum gelangen können. „Zehn Gewerke braucht es für die hier erforderlichen Systeme, Schlösser und Sicherheitsvorkehrungen wie Alarm- oder Nebeltechnik“, berichtet Skorupa. Der Leiter der Sparkassen-Haustechnik spricht von einem „Katz-und-Maus-Spiel“, das sich Banken, Polizei-Behörden und Kriminalisten gewissermaßen mit Sprengstoff-Tätern liefern. „Wir müssen in unseren Containern verbandsinterne Richtlinien beachten und versicherungsrelevante Vorkehrungen treffen“, erläutert Biermann.
Neue Einrichtung auch in Silschede
Am frühen Mittwochmorgen hat die Sparkasse auch in Silschede einen neuen Container platziert. Dort kam – wie dann kurz darauf in Volmarstein – ebenfalls ein 130-Tonnen-Kran zum Einsatz.
Am Schmandbruch habe alles gut geklappt, das Geldinstitut will angesichts der Kooperation sowohl den beteiligten und heimischen Firmen wie auch dem städtischen Bauamt danken.
Der Schmandbruch als Sparkassen-Standort habe nicht zur Disposition gestanden. „Die Frequenz war hier stets ordentlich“, berichtet der Vorstandsvorsitzende. Im besagten Ortsteil von Volmarstein nutzten ungefähr drei Mal so viele Kunden das Angebot als etwa am Rathaus in Wetter, wo das Kreditinstitut die SB-Automaten Ende 2020 abgebaut hatte. An der Vogelsanger Straße wiederum hoben bis zur Übergangszeit sowohl Einheimische als auch Auswärtige oft Geld ab – zahlten aber kaum welches ein, weshalb das Institut diese Funktion künftig dort nicht mehr anbietet. Grundsätzlich aber hoffen die Verantwortlichen auf einen sicheren sowie störungsfreien Ablauf in dem neuen und knallroten Container.