Herdecke/Dortmund. Herdecker Holger Merry trifft den bekannten Schauspieler Jörg Hartmann und kann mit dem Tatort-Kommissar über die gemeinsame Heimat plaudern.

Der Dortmund-Tatort, das ist bekannt, polarisiert und sieht sich immer wieder Kritik ausgesetzt. Für den bisherigen Höhepunkt des Gemeckers sorgte Anfang 2019 der damalige Oberbürgermeister Ullrich Sierau, der in einem offenen Brief wegen der gezeigten Bilder von „Mobbing“ gegenüber der Großstadt sprach und ein Ende dieser TV-Krimireihe mit dem Herdecker Hauptdarsteller Jörg Hartmann forderte. Der Schauspieler versöhnte sich später bei einem Bier mit dem OB. Das Duo vereinbarte dabei auch eine gemeinsame Aktion, um öffentlich die Wogen weiter zu glätten.

So entstand die Idee für eine Tour, die kürzlich zu verschiedenen Tatort-Drehorten in Dortmund führte. Mit dabei: Holger Merry. „Als Neu-Herdecker wollte ich den Alt-Herdecker Jörg Hartmann mal kennenlernen, daher habe ich mich für den besonderen Stadtrundgang angemeldet“, berichtet der 69-Jährige, der als Bottroper durch seine Frau Andrea 2019 in die Stadt an den Ruhrseen kam und „hier längst angekommen“ ist. Und natürlich auch weiterhin verschiedene Tatort-Ausstrahlungen in der ARD schaut. „Das gehört ja wie die Tagesschau irgendwie dazu, das hat man von seinen Eltern übernommen.“

Fast alle Folgen gesehen

Die Dortmunder Reihe hat Holger Merry von Beginn an (2012 legten Hauptkommissar Peter Faber und Co. los) als ein „bisschen grob“ empfunden. Er hatte einen vernünftigen Krimi erwartet, stattdessen standen vor allem die Probleme der TV-Kommissare im Vordergrund. Richtig gespannt war er Anfang des Jahres 2023 auf die Folge „Du bleibst hier“, für die Jörg Hartmann als Drehbuchautor verschiedene Sequenzen am Speicherbecken in seiner Heimat Herdecke filmen ließ. Aus der Sicht des 69-Jährigen hätten die 90 Minuten noch deutlich mehr Aufnahmen aus der hiesigen Kleinstadt enthalten können. „Darauf habe ich ihn auch hingewiesen und ihm vorgeschlagen, doch mal an der Ruhr oder in der schönen Kampstraße zu filmen. Er antwortete etwas ausweichend und schilderte, dass das Fernsehteam wiederum froh war, dass es die Aufnahmen überhaupt und recht schnell hinbekommen habe“, erzählt Merry und ergänzt, dass für einen Tatort-Dreh recht wenig Zeit zur Verfügung zu stehen scheint.

Dreharbeiten laufen

Derzeit dreht das Dortmunder Tatort-Team noch einige Tage für die Folge „Made in China“. Diese 26. Folge der Ermittler-Truppe um Hauptkommissar Peter Faber zeigt die ARD im nächsten Jahr.

Kleine Inhaltsvorschau: Eine feine Goldkette, die eine Frau trägt, klärt über ihre Identität auf – sie ist Teil der Dortmunder Stahldynastie Haiden, wie ein Juwelier den Ermittlern verrät. Sie behauptet, jemanden umgebracht zu haben, kann sich aber an nichts erinnern. Der Fall erstreckt sich von Dortmund bis nach China, und irgendwie ist ein „chinesischer Hund“ auch noch in all das verwickelt.

Zuletzt hatten im April 2023 8,87 Millionen Zuschauer (29,7 Prozent Anteil) eingeschaltet, als die Folge „Love is pain“ mit Schauspieler Jörg Hartmann lief. Der Herdecker war zuletzt im Kino in dem preisgekrönten Film „Sonne und Beton“ zu sehen.

Alles in allem genug Anhaltspunkte, um bei der besonderen Stadtführung mit dem prominenten und mehrfach preisgekrönten Schauspieler über verschiedene Themen zu plaudern. „Der Jörg ist sehr locker, redselig und erzählt gerne von alten Herdecker Zeiten, etwa wie er früher von hier oft in die Dortmunder Disko Musikzirkus aufbrach“, berichtet Holger Merry. „Er hat sich viel Zeit für mich und die anderen Teilnehmer genommen, ehe er dann zu den aktuell laufenden Tatort-Dreharbeiten nach Köln musste. Ich hatte fast den Eindruck, wir gehen wie alte Kumpels miteinander um, die sich ein paar Jahre nicht gesehen haben. Dabei war es bei uns das erste Treffen von zwei Herdecker Jungs.“

Eis schnell gebrochen

Schon bei der Begrüßung der insgesamt 60 Teilnehmenden sei das Eis zwischen den Beiden gebrochen. Bei der Frage nach der Herkunft gab sich der 69-Jährige als Herdecker zu erkennen. Mit einem deutlich wahrnehmbaren Interesse habe der Schauspieler und Lokalpatriot ihm ein lautes Hi“ zugerufen. Als die Gruppe dann von Phoenix West mit dem Bus Richtung Innenstadt sowie abschließend zum Hafen fuhr und ein Fotograf Bilder von den Teilnehmenden machte, zeigte Hartmann noch einmal explizit auf Merry, den zweiten Herdecker in der Runde. „Ansonsten standen natürlich überwiegend Dortmunder Aspekte im Fokus, die Stadtführerin hat das sehr gut gemacht und mit Sierau auch immer wieder Anekdoten eingeworfen. Jörg Hartmann und mich hat vor allem der Besuch der Grabeskirche Liebfrauen sehr beeindruckt.“

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Holger Merry lobte zudem den aus seiner Sicht „karitativen Nebeneffekt“ des Ausflugs, die Einnahmen aus dem Kartenverkauf gingen an den Verein Kinderlachen. Als sich die Tour nach mehr als dreieinhalb Stunden dem Ende zuneigte und Uli Sierau ein letztes Mal von dem ausgeräumten Disput mit dem Schauspieler berichtet hatte, folgte eine Ankündigung: Zum 20. Jahrestag des Dortmunder Tatorts soll es erneut einen Stadtrundgang zu Drehorten oder ähnlichem geben. Und zum Abschied sagte Hartmann augenzwinkernd zu Merry: „Wir sehen uns im Zweibrücker Hof...“