Herdecke. Herdecke taucht Sonntag im Dortmund-Tatort „Du bleibst hier“ (ARD) auf. Drehbuchautor und Schauspieler Jörg Hartmann alias Faber wuchs hier auf.

Es steht Journalisten nicht zu, der Leserschaft konkrete Handlungsempfehlungen zu geben. Jetzt aber erfolgt ein ultimativer Tipp: Herdecker sollten an diesem Sonntag um 20.15 Uhr unbedingt das Erste Deutsche Fernsehen einschalten.

Im Dortmunder Tatort „Du bleibst hier“ spielt erstmals die hiesige Stadt an den Ruhrseen eine Rolle. Und das zur besten Sendezeit in der ARD. Das liegt – wie berichtet – am Schauspieler Jörg Hartmann, der schrieb (ebenfalls eine Premiere) das Drehbuch für die Folge am 15. Januar und konnte dabei seine Heimat optisch als auch inhaltlich in Szene setzen.

Was Herdecke dem in Potsdam lebenden Darsteller bedeutet, hat der 53-Jährige der Lokalredaktion in einem großen Interview berichtet. Ein solches gab Jörg Hartmann, der jetzt zum 22. Mal in der Rolle des charismatischen Polizei-Ermittlers Peter Faber zu sehen sein wird, nun auch dem Tagesspiegel. Auch dort sprach der mehrfach ausgezeichnete Schauspieler über seine Wurzeln hier im Ruhrgebiet.

Wichtig ist Prägung in Kindheit

„Lange Zeit habe ich gedacht, dass man Heimat mitnehmen kann. Dass Heimat da ist, wo man wohnt, wo man vernetzt ist. Ich zweifle daran. Wichtiger ist, wo man herkommt, wie man geprägt wurde, in den Jahren der Kindheit und Jugend. Die Orte, die Erinnerungen wachrufen, auch wenn sie sich verändert haben. Je älter ich werde, desto mehr vermisse ich das“, sagt der Herdecker, der schon länger mit seiner Familie in Potsdam wohnt und sich aber stets zu seinem Herkunftsort bekannt hat.

Im Tagesspiegel-Interview führt er lachend weiter aus: „Wahrscheinlich bin ich so ein kleiner, sentimentaler Westfale.“ Auf seine Vorliebe für Architektur angesprochen, sagt Hartmann: „Mich hat schon als Kind in den 1970ern geprägt, wie brutal Stadtsanierung betrieben wurde, wo Bäche begradigt, Hinterhöfe verschwanden und Fachwerkhäuser abgerissen wurden. Da verschwanden Orte, die Kindheit sind. Heimat.“

Mühelos kann er den Bogen zum Herdecker Speicherbecken schlagen, das jetzt in der Tatort-Folge „Du bleibst hier“ mehrfach eine Rolle spielt. Nach dem spektakulären TV-Tod von Fabers geliebter Kollegin Martina Bönisch (seit 2012 von Anna Schudt gespielt) muss sich der Hauptkommissar erst einmal sammeln und ausloten, welche Perspektiven er in seinem Fernsehleben noch hat oder ob er vom Dach springen soll. Auf der Sinnsuche begibt sich die Figur als gebürtiger Dortmunder oft ins Kreuzviertel. „Dahin führt ihn erst das Schicksal. Zunächst sucht er das Herdecker Speicherbecken auf. Vielleicht geht man in so einer Lebenskrise zurück an den Ort seiner Kindheit“, erklärt der Darsteller und Drehbuch-Autor Hartmann im Tagesspiegel.

Viel Lokalkolorit

Die letzte Dortmunder Tatort-Folge „Liebe mich“ mit dem überraschenden Tod der Hauptdarstellerin Bönisch bescherte dem verantwortlichen Sender WDR eine starke Quote: 9,7 Millionen Menschen schalteten am 20. Februar 2022 die ARD ein. Nach den Dreharbeiten vom 8. März bis 6. April (u.a. in Herdecke) ist jetzt am Sonntag nach langer Pause nun wieder ein Dortmund-Tatort mit viel Lokalkolorit zu sehen.

Im WDR-Interview wiederum beschreibt Hartmann, dass seine Figur Faber in der neuen Folge zunächst „exzessiv rennt, um seine Gedanken zu vertreiben. Er sucht seine Rettung abseits von Stadt und Präsidium, an einem Ort, der für ihn ein besonderer ist. Er sucht einen Anker in der Vergangenheit. Und ahnt nicht, welch bedeutende Rolle die Vergangenheit spielen wird.“

Vorab lässt sich auch verraten, das der TV-Hauptkommissar jetzt seinem Vater begegnet. Das löst bei dem Junior „ein Potpourri der ambivalentesten Gefühle aus, zu Beginn überdeckt von Zorn und Hass. Sich nun auch noch mit dem Vater beschäftigen zu müssen, ist für Faber nur ein zusätzliches Problem. Doch zugleich bringt es ihn zurück ins Handeln. Peu à peu legt diese Begegnung andere Schichten in ihm frei. Er kann gar nicht anders, als dem nachzugehen, es zieht ihn dahin.“

Drehgenehmigung von RWE

Dass Jörg Hartmann seine Ideen umsetzen konnte und in seiner Heimatstadt filmen konnte, hat er auch RWE zu verdanken. Der Energiekonzern betreibt bekanntlich seit Jahrzehnten das Herdecker Pumpspeicherkraftwerk mit der besagten Wasserschüssel hier im Ardeygebirge. Unternehmens-Sprecher Olaf Winter teilt auf Anfrage dieser Lokalredaktion mit, wie es zu den Aufnahmen kam: „Die Produktionsfirma hat um eine Drehgenehmigung gebeten, weil der Hauptdarsteller für den Tatort Dortmund einige Szenen ausdrücklich am Speicherbecken des Koepchenwerks drehen wollte.“

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Wer das Becken schon mal betreten durfte, kennt die Zäune und versperrten Zugänge. Auf die Frage nach Bedenken sagt der RWE-Sprecher: „Die Produktionsfirma hat uns auf Rückfrage zugesichert, dass das Speicherbecken selbst kein Tatort sein würde. Da aus unserer Sicht keine Sicherheitsbedenken bestanden, haben wir dem Dreh zugestimmt“, berichtet Winter und erwähnt abschließend eine weitere Besonderheit: „Abgesehen von Dokumentationen gab es bislang am Oberbecken noch keine Dreharbeiten dieser Art.“