Herdecke. Marc Kremer arbeitet seit 2022 an Verbesserungen für Radfahrer in Herdecke. Am Kallenberger Weg ist Einmaliges für Natur und Pedaltreter geplant.

Seit Juni 2022 hat Her­decke einen Radverkehrsmanager. Marc Kremer fühlt sich, so sagt er es bei einer Zwischenbilanz am Ruhrtalradweg, wohl in seiner Rolle. Aus der Bürgerschaft erhalte er permanent Hinweise für Verbesserungen, in der städtischen Verwaltung kann er verschiedene Vorschläge vortragen. Einiges ließ sich bereits umsetzen, manches noch nicht. Das Ziel bleibt trotz der schwierigen Haushaltslage unverändert: So viel wie möglich für Pedaltreter erreichen.

Marc Kremer analysiert zudem auch Gründe für Probleme, wenn er zum Beispiel von Konflikten zwischen Fußgängern und Radfahrern am Weg neben dem Fluss Kenntnis erhält. „Es geht gerade an recht engen Stellen um Rücksichtnahme, hier und da können entsprechende Hinweise auf eine so genannte Fairness-Zone womöglich helfen“, sagt der 49-Jährige zu konkreten Überlegungen. Zudem soll – wie berichtet – bis zum Jahr 2027 die geplante Erweiterung der Strecke zwischen Bleichstein und Ruderclub erfolgen. Wobei er auch hofft, dass anzuschaffende Sitzmöbel mancherorts die Aufenthaltsqualität am Ufer erhöhen.

Als wichtiges Instrument für den Radverkehrsmanager dient eine Auswertung des Stadtradelns. Über das Programm „Heatmap“ und dank eines Zählinstruments an Laternenmasten hat er genaue Daten vorliegen, wie viele Zweiräder über konkrete Straßen und Wege in Her­decke rollen. Mit dieser Frequenzanalyse lassen sich Prioritäten setzen. Das sind beispielsweise:

Kallenberger Weg

Für diesen scheinbar wichtigen Verbindungsweg zwischen der Ortsmitte von Kirchende und Ender Talstraße reifen große, teure Pläne heran. Satte 400.000 Euro Fördergeld wünscht sich Kremer, um ein fast einmaliges Projekt in Deutschland umzusetzen. Das beinhaltet Tier- und Naturschutz-Aspekte (am Kallenberger Weg befinden sich ein Teich, ein Regenrückhaltebecken und viel Wald) in Kombination mit guten Radfahrbedingungen. Beispiel Beleuchtung: Über technische Einrichtungen wie selbstleuchtende Randstreifen oder intelligente Lichtschranken sollen Pedaltreter auch in der Dunkelheit genug sehen können, ohne Insekten oder andere Lebewesen zu stören. Selbst wenn die Stadt Herdecke im Förderfall wie üblich einen Eigenanteil übernehmen müsste, wäre dieser Ansatz mit „Modellcharakter“ günstiger als die ohnehin geplante Straßensanierung am Kallenberg. Kremers Zusatzbemerkung: Zu dem seit Jahren gewünschten Radweg entlang der Ender Talstraße laufen Gespräche, mehr lasse sich derzeit nicht vermelden.

Bahnhof

Alle sieben Radboxen an der Bahnhofstraße sind vermietet und sollen auf die andere Seite der Gleise kommen. Wegen der Nachfrage plant die Stadt an der dann frei werdenden Stelle eine Sammelschließanlage mit zwei Etagen. „Wir sind dazu im Austausch mit der Deutschen Bahn, die Planungsphase würde ein Jahr dauern. Am Halt Wittbräucke könnte es einen überdachten Bau geben“, sagt Kremer und hofft: „Mit solchen Infrastrukturmaßnahmen wollen und können wir noch mehr Leute zum Radfahren bewegen.“

Alle Boxen am Bahnhof sind vermietet. Diese Anlage soll umgesetzt werden und einer großen Garage („Dein Radschloss“) weichen.
Alle Boxen am Bahnhof sind vermietet. Diese Anlage soll umgesetzt werden und einer großen Garage („Dein Radschloss“) weichen. © Steffen Gerber

Berliner Straße

Bürger wiesen den Radverkehrsmanager darauf hin, dass eine 180-Grad-Kurve im unteren Teilstück (nahe Jungferneiche) nicht gut einzusehen sei. Auf Initiative Kremers steht an dieser Stelle nun ein Spiegel. Nach Berechnungen sorgen zudem neue Markierungen auf dem Asphalt für eine klare Verkehrsführung. Über solche Umsetzungen mit recht einfachen Mitteln – auch der Rebhuhnweg wurde für Radfahrer geöffnet – freut sich der 49-Jährige, manches scheitere am Geld, bei anderen Ideen brauche es Geduld. „Der Bedarf ist da, das zeigen die Rückmeldungen der Bevölkerung und das politisch beschlossene Radverkehrskonzept.“

Kreuzung Mozartweg/B54

Kritisch blicken viele auf die unübersichtliche Situation für Radfahrer am Knotenpunkt vor der Feuerwache. Die Einmündung vom Mozartweg zur Bundesstraße sorge für Verkehrskonflikte. „Das ist ein sehr komplexes Thema. Es ist beabsichtigt, dass ein Expertenbüro den gesamten Bereich überplant“, so Marc Kremer, der auch Zukunftsvisionen wie einen speziellen Brückenbau zwischen Ender Talstraße und Hellbracke entwickelt hat.

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