Herdecke. Drei Bezirke benannt: In den nächsten Jahren sollen Herdecker mit neuen Leitungen schnell im Internet surfen können. Bedarf scheint da zu sein.

Klar, Werbung muss sein. Wenn eine Firma sich und ihre Leistungen vorstellt, gehört Klappern zum Handwerk. Das Hamburger Unternehmen Deutsche Giganetz GmbH will in immer mehr Städten für schnelle Internetleitungen sorgen und hat kürzlich in einem hiesigen Fachausschuss die ersten Pläne vorgestellt, wie hier das Verlegen von neuen Leitungen vonstatten gehen könnte. Die Präsentation stand unter dem Motto: „Das Glasfasernetz der Zukunft für Herdecke“.

Nach Gesprächen mit der Stadtverwaltung steht fest, dass die selbst ernannte neue Kraft im Glasfasermarkt „Fiber To The Home“-Leitungen (FTTH) in Herdecke installieren möchte. Dazu gehöre im letzten Schritt dann ein diskriminierungsfreies Angebot für andere Anbieter, so dass auch vermeintlich konkurrierende Unternehmen diese Infrastruktur mitnutzen und Vertragsangebote für ihre Kundschaft vorbereiten können. Fachleute sprechen in dem Zusammenhang von „Open Access“. Ehe es so weit ist, wartet noch viel Arbeit auf die im Juli 2020 gegründete Firma Giganetz. Die habe mittlerweile Vereinbarungen mit 140 Kommunen in neun Bundesländern getroffen und sieht ihre jüngere Geschichte auch als Vorteil an, da keine Altlasten zu tragen seien.

Informations-Kampagne

Das Unternehmen will sich in den nächsten Monaten mit einem Dienstleistungspartner an vielen Herdecker Orten vorstellen und Informationen ausgeben. Giganetz gehe aber nicht von Tür zu Tür, sondern richte laut Projektmanager Dennis Schiefke mobile Auskunftsstellen sowie Info-Abende ein.

Und der Bedarf? Der Glasfaser-Versorgungswert in Herdecke liegt laut Breitbandatlas bei mickrigen zwei Prozent, rund 13.300 Haushalte und Gewerbeeinheiten stehen (noch) ohne da. Die meisten Bürgerinnen und Bürger können derzeit hier mit einer Geschwindigkeit von mehr als 200 Megabit pro Sekunde im Internet surfen, auch das ist laut Schiefke ein sehr gutes Datenvolumen (aber unter Glasfaser-Niveau mit bis zu 1000 Mbit/s). „Die bestehenden Kupferleitungen kommen irgendwann an ihre physikalischen Grenzen, daher ist Glasfaser die Infrastruktur der Zukunft.“

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Das Giganetz-Ziel: Mehr als 90 Prozent der Grundstücke auf eigenwirtschaftlicher Basis erschließen. Rund 300 Adressen befänden sich bereits in einem geförderten Ausbau, öffentliche Unterstützung gibt es bekanntlich über das Graue-Flecken-Programm des Bundes.

Sollte die GmbH aus Hamburg die in dieser Hinsicht übliche Vorvermarktungsquote erreichen und sollten mehr als 40 Prozent aus der Zielgruppe eine Grundstückseigentümererklärung unterschreiben, könnten schon in diesem Jahr dazugehörige Tiefbauarbeiten starten. Giganetz will in den nächsten Monaten auch über das Prinzip informieren, wieso für die Kundschaft und Kommune keine Baukosten (bei einem Vertragsabschluss) entstehen. Vorab kündigte Schiefke an: „Wir haben natürlich einen Re-Invest im Blick und hoffen auf einen flächendeckenden Ausbau“, sagte der Regionalmanager. „Wir stellen uns aber zunächst darauf ein, dass Bürgerinnen und Bürger viele Fragen haben. In den Gesprächen wollen wir Akzeptanz schaffen. Und beim Bau – gerne mit einem ortsansässigen Unternehmen, sonst mit einer großen Firma – soll möglichst wenig Lärm und Dreck entstehen.“

Das Herdecker Gebiet hat der Versorger in drei Cluster eingeteilt. Am Ahlenberg, Semberg und Schraberg soll der Starttermin jetzt im Mai oder Juni liegen. Im Herbst 2023 will Giganetz den Blick auf Ende richten. Ab 2024 sollen dann abschließend der Herrentisch, Nacken und die Innenstadt an die Reihe kommen. „Ende 2025 sind dann hoffentlich alle am Netz“, so Schiefke. „Bürgerinnen und Bürger werden uns in den nächsten Monaten gut an unseren orangenen Farben mit blauen Elementen erkennen, unsere Mitarbeitenden treten seriös auf und können sich ausweisen.“