Volmarstein. Mit viel Herzblut führen die Mitarbeiter den besonderen Supermarkt in Volmarstein. Der schließt dennoch Ende 2023. Die Reaktionen sind verhalten.

Zum Jahresende schließt der Cap-Markt – nach der Ankündigung der Awo ist der große öffentliche Aufschrei ausgeblieben. Worte des Bedauerns oder enttäuschte Reaktionen sind hier und da zu vernehmen, ein Sturm der Entrüstung hat sich nicht gebildet.

Auch bei der Arbeiterwohlfahrt Ennepe-Ruhr blieben die Telefone nach der Veröffentlichung verhältnismäßig still. Gleichwohl, das berichtet Geschäftsführerin Esther Berg im Gespräch mit der Redaktion, dominiere bei den Mitarbeitenden und im Umfeld der besonderen Einrichtung nun Traurigkeit. „Wir haben die Angestellten persönlich vorab informiert, das war erschütternd. Ich bin seit 2006 bei der Awo, für mich war das in Volmarstein der bisher schlimmste Termin.“

Esther Berg betont in diesem Zusammenhang, dass die Mitarbeitenden mit und ohne Behinderungen sehr viel Herzblut in den Cap-Markt stecken beziehungsweise das auch in den vergangenen zehn Jahren getan haben. „Dort war und ist eine besondere Atmosphäre spürbar“, so die Geschäftsführerin der Awo EN. „Dementsprechend schwer fiel uns die Entscheidung. Wir wissen, dass das ein toller Arbeitsplatz ist, auch oder gerade für Beschäftigte aus den Werkstätten.“

Zur veröffentlichten Analyse und Begründung der Schließung lasse sich aus der Sicht der Arbeiterwohlfahrt noch ergänzen, dass es für eine Nahversorgung im ländlichen oder abgelegenen Raum wohl immer schwieriger werde. Auch das Aus in Grundschöttel für den Rewe-Supermarkt, nur 1,6 Kilometer von Volmarsteins Dorfmitte entfernt, lasse sich in diesem Zusammenhang nennen. „Das führt natürlich zu Mobilitätsfragen und Versorgungsschwierigkeiten gerade für Ältere. Das ist aber schon länger zu beobachten und kein neues Phänomen“, meint Berg und will sich zu lokalpolitischen Entwicklungen nicht äußern.

Gutachten als Warnsignal

Die defizitäre Entwicklung des Cap-Marktes ließ sich schon vor der Eröffnung erahnen. In einem damals erstellten Gutachten für den Standort Hauptstraße Volmarstein und das Potenzial dieser genossenschaftlichen Einrichtung hieß es, dass die Örtlichkeit durchaus problematisch sei. Grund: eine recht geringe Einwohnerzahl in der nahen Umgebung und abgelegen von größeren Zentren. Dennoch entschied sich die Awo EN damals zur Eröffnung. „Es gab die Hoffnung, dass sich der Cap-Markt zunehmend gut entwickeln könne. Die Gutachten-Bewertung fiel ausgewogen aus, wobei die Standort-Problematik und auch fehlende Parkplätze vor der Tür nur zwei Aspekte neben vielen weiteren waren“, sagt Esther Berg.

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Nach etwas mehr als zehn Jahren fällt das Fazit ernüchternd aus. Ja, die Anwohnerschaft in Volmarstein weiß den Supermarkt und die kurzen Wege dorthin zu schätzen. Doch der klassische Wocheneinkauf mit größeren Geldbeträgen führe die Kundschaft woanders hin, der Cap-Markt diene eher für kleine oder nachträgliche Besorgungen. „Dieses veränderte Verbraucherverhalten lässt sich ja in vielen Studien nachlesen. Läden mit einer Verkaufsfläche von weniger als 400 Quadratmetern haben es heutzutage oft schwer.“

Beim Blick auf weitere Auswirkungen und in die direkte Nachbarschaft gibt die Awo-Geschäftsführerin Entwarnung wegen aufkommender Befürchtungen. Am Dorfplatz hat die Arbeiterwohlfahrt 2021 das Café Herzken – völlig unabhängig vom Cap-Markt – eröffnet. Mitten in der Corona-Zeit ließ sich damals absehen, dass diese Einrichtung nicht sofort schwarze Zahlen schreiben würde. „Auch dort gibt es ein Defizit, das war allen aber klar. Wir haben jetzt das erste Jahr, in dem wir die Entwicklung des Cafés vernünftig bewerten können. Dort läuft es mittlerweile auch dank personeller Veränderungen und einer neuen Leitung besser als gedacht, entsprechend optimistisch sind wir in dieser Hinsicht. Das engagierte Team hat viele Ideen, wir sind da gut aufgestellt“, so Berg.