Volmarstein. Nach dem Rewe-Aus in Grundschöttel macht nun der nächste Nahversorger dicht. Der Cap-Markt hat ein sechsstelliges Defizit.

Die Nachricht trifft nicht nur die Volmarsteiner hart. Am Dienstagmorgen verkündet die Awo die Schließung des Cap-Markts Volmarstein zum Ende des Jahres. „Erst vor wenigen Wochen haben wir das zehnjährige Bestehen unseres Cap-Supermarktes gefeiert. Nun fällt es uns sehr, sehr schwer sagen zu müssen, dass wir den Markt zum Jahresende schließen werden. Wir können das sechsstellige Defizit, mit dem wir seit der Eröffnung jedes einzelne Geschäftsjahr abgeschlossen haben, nicht mehr ausgleichen“, erklärt Esther Berg, Geschäftsführerin der Awo Ennepe-Ruhr.

Trifft vor allem ältere Menschen

Dass der Verlust des kleinen Geschäftes, in dem Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam arbeiten, vor allem ältere Menschen mitten im Volmarsteiner Ortskern hart treffen wird, sei allen bewusst, heißt es in der Pressemitteilung der Awo dazu. Schon länger ist bekannt, dass der Markt rote Zahlen schreibt. Gestiegene Kosten für Energie und Material, nach der kürzlich getroffenen Tarifeinigung erhöhte Gehälter für die Mitarbeitenden in allen Bereichen sowie auch höhere Entgelte für die Beschäftigten der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen hätten die Finanzsituation des Wohlfahrtsverbandes jedoch deutlich verschärft, so die Begründung für die jetzige Entscheidung.

Andere Bereiche durch Defizit gefährdet

„Der Cap-Markt gehört zu unseren Werkstätten. Die verschiedenen Bereiche stehen nach dem Solidaritätsprinzip zusammen und sind unterschiedlich erfolgreich. In allen Bereichen sind nun die Kosten gestiegen und teils ist auch die Auftragslage schwieriger geworden. Das Defizit des Cap-Marktes kann nun leider nicht mehr aufgefangen werden, ohne die anderen Bereiche zu gefährden“, erläutert Sandra Salten, Leiterin des Fachbereiches „Werkstätten für Menschen mit Behinderung“, den wirtschaftlichen Hintergrund der Schließung des Supermarktes.

Renovierung nötig

Neben der defizitären Lage kommt allerdings auch erschwerend hinzu, dass nach zehn Jahren eine gründliche Renovierung und Neuausstattung des Marktes erforderlich gewesen wäre. Der kleine Laden in Volmarstein hat die altersüblichen Verschleißerscheinungen. Das jedoch, so Salten weiter, sei in die Entscheidung zu schließen gar nicht eingeflossen.

Mitarbeiter sind abgesichert

Was passiert jedoch nun mit den Mitarbeitern dort, die vielen Kunden ans Herz gewachsen sind, wahrscheinlich sogar stärker als in anderen Läden? Auch darauf gibt die Pressemitteilung eine Antwort. Die Mitarbeitenden, elf Beschäftigte mit Behinderungen sowie sechs Einzelhandelsfachkräfte, wurden im persönlichen Gesprächen informiert und müssen nicht um ihre Existenz fürchten. „Die Werkstattbeschäftigten haben in unseren Werkstätten oder an anderen Außenarbeitsplätzen eine sichere Perspektiven, und auch für die Mitarbeitenden ist die Weiterbeschäftigung bei uns gesichert“, sagt Esther Berg.

Gründe für die Schließung

Rückblickend erkennt die Awo bei der Suche nach den Gründen, warum der Laden nicht so angenommen wurde, wie erhofft, verschiedene Ansätze. Einer sei beispielsweise die Parkplatzproblematik. „Dass der Betrieb des Supermarktes ohne Parkmöglichkeiten nicht leicht werden würde, war der Awo EN schon bei der Eröffnung klargemacht worden“, heißt es in der Mitteilung. Die Genossenschaft der Werkstätten, die über 100 CAP-Supermärkte in einem Franchise-Konzept fachlich begleitet, so die Geschäftsführerin, hatte den von der Supermarktkette Netto zuvor aufgegebenen Standort damals geprüft und als sehr schwierig eingestuft. „Als engagierter Wohlfahrtsverband, der für die Menschen in Volmarstein da sein möchte, haben wir den Markt trotzdem eröffnet und trotz des alljährlichen Defizits zehn Jahre durchgehalten. Die Kassenbons zeigen aber, dass die Kunden im Cap-Markt nicht den Wocheneinkauf tätigen. Meist werden nur wenige Dinge gekauft. Das eben reicht nicht, um den Markt auskömmlich zu betreiben Nun müssen wir uns eingestehen, dass es nicht mehr geht und hoffen auf Verständnis.“

Stadt ist informiert

Bürgermeister Frank Hasenberg sei von Esther Berg bereits über die nach langem Ringen getroffene Entscheidung informiert worden.