Herdecke. Das Projekt Vino nimmt immer mehr Konturen an: Elias Sturm und seine Freunde haben in Herdecke 1300 Weinreben oberhalb vom Hengsteysee gepflanzt.

Meilenstein für das spannende Projekt Vino: Elias Sturm und seine fleißigen Helfer haben nun rund 1300 Weinreben am Hang des Koepchenwerks zwischen den Druckrohrleitungen gepflanzt.

Ehe die jungen Leute oberhalb vom Hengsteysee nun mit dem Setzen der Pflanzen beginnen konnten, hatte die rund 20-köpfige Truppe einiges im Vorfeld zu tun. Ein Jahr Vorbereitung brauchte es, um den Hang dafür herzurichten. Dafür beseitigten die Herdeckerinnen und Herdecker mit befreundeten Freiwilligen unter anderem Unkraut, lockerten den Boden auf, platzierten 250 Holzpfeiler sowie Drahtseile und richteten diese dann parallel zum Koepchenwerk aus. „Die Weinreben sollen später gut ins Landschaftsbild des Denkmals passen“, sagt der Chef der Gruppe, Elias Sturm. Dafür nehmen er und seine Helfer, die sich zum Teil seit Kindheitstagen kennen, viele Arbeitsstunden in Kauf.

Mit guter Laune an die Arbeit

Das Engagement der Hobby-Weinanbauer ist weiter groß. Einfache Erklärung: Sie finden das Projekt nach wie vor gut und stehen hinter der Idee. Mit Musik und viel guter Laune haben sie daher nun von morgens bis abends den Hang „beackert“. Die Rebsorten, die sie eingepflanzt haben, sind ein Souvignier gris (ähnelt einem Riesling) und Sauvignac im unteren Teil des steilen Geländes, vergleichbar mit einem Grauburgunder. Beide Sorten kommen aus der Pfalz, Elias Sturm hat sie selbst ausgesucht. „Ich habe ganz viel ausprobiert und irgendwann gesagt, die zwei sind es jetzt“, sagt der Student.

„Willi und Arthur“

Die Fläche eignet sich, so heißt es vom Projekt Vino, hervorragend für biodynamischen Wein aus einer pilzwiderstandsfähigen Rebsorte.

Die erste Ernte soll 2026 erfolgen. Den Wein wollen die Freunde „Willi und Arthur“ (Koepchen) nennen, Willi in Anlehnung an Sturms Urgroßvater Wilhelm Kranz, der Betriebsleiter im Werk war.

Doch mit dem Einpflanzen der Reben ist die Arbeit noch lange nicht getan. Damit die Weinstöcke möglichst schnell und tief wurzeln, will der Hobby-Winzer erst einmal auf zusätzliches Wässern verzichten. Im ersten Jahr soll zunächst einmal der sogenannte Stammaufbau erfolgen. Dafür muss der Bewuchs rund um die Rebe möglichst klein gehalten werden. Außerdem müssen regelmäßig biodynamische Präparate wie Brennnesseln oder eine geringe Menge Jauche verteilt werden. „Wir wollen eine hohe Qualität für unsere Bio-Weine erreichen und dafür auf rein natürliche Präparate zurückgreifen“, sagt der Anführer vom Projekt Vino.

Führungen ab Juni

Um die Arbeit am Hang zu erleichtern, hat das Team bereits eine Seilwinde installiert. Damit kann es Geräte wie einen Flug leichter über den Weinberg ziehen. Vertikal verläuft ein Stahlträger samt beweglicher Seilwinde über die Fläche, an der unter anderem ein Grubber befestigt werden kann. Dieser kann auf dem Weinberg durch die Reihen hinab und hinauf gezogen werden, um den Boden aufzulockern. Eine enorme Arbeitserleichterung. Ansonsten hätten die Freunde die Maschinen händisch durch die Reihen bewegen müssen – angesichts der steilen Lage ein im wahrsten Wortsinn schweres Unterfangen.

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In diesem Jahr nun sollen zudem Interessierte die Möglichkeit haben, sich das Projekt selbst anzuschauen. Ab Juni sollen Führungen auf dem Weinberg starten. Außerdem plant das Team rund um Elias Sturm ein Sommerfest. Sobald nähere Informationen bekannt sind, wollen sie das veröffentlichen. Fest steht schon jetzt, dass das Projekt Vino Teil der Weinwanderung am 20. Mai bei der Maiwoche sein wird. „Wir wollen die Leute zu uns auf den Berg holen und sie an unserer Arbeit beteiligen“, so Sturm.

Bis das Projekt Gewinn abwirft, wird es noch eine ganze Weile dauern. Elias Sturm rechnet erst in den nächsten drei Jahren mit einem Ertrag, wenn die Trauben endlich geerntet werden können und der Wein verkauft werden kann. Alles lokal in Herdecke. Bis dahin muss noch viel Kraft und Zeit investiert werden. „Ohne die ganze Hilfe von den vielen Menschen wäre das ganze Projekt nicht möglich, dafür bin ich allen echt dankbar“, sagt er. Die Beteiligten stehen hinter dem Projekt, sie sind begeistert und helfen gerne auf dem Hang mit oder bringen die nötige Verpflegung vorbei. Von Oma und Opa bis hin zu guten Freunden sind quasi alle am Start. „Dieser Zusammenhalt und die Unterstützung ist das, was das Projekt am Ende ausmacht“, meint Elias Sturm.