Herdecke. Project Vino am Koepchenwerk in Herdecke: Elias Sturm und Helfer haben viele Pläne mit dem neuen Weinberg und berichten von einer Kooperation.

Ein Jahresabschluss im Oktober – klingt sonderbar. Das passt aber zum Project Vino, da es sich dabei nach wie vor um eine außergewöhnliche Idee handelt. Bekanntlich bearbeiten der Herdecker Hobby-Winzer Elias Sturm und eine Hilfstruppe aus seinem Freundeskreis einen neuen Weinberg am Koepchenwerk. „Wir haben in den letzten Monaten wieder einiges geschafft“, sagt der Anführer der jungen Leute, die zufrieden auf die jüngere Vergangenheit zurück- und motiviert voraus blicken.

„Es läuft eigentlich besser als erwartet“, meint eine Studentin, die zum 25-köpfigen Vino-Team gehört. Das traf sich kürzlich zum letzten Mal in diesem Jahr oberhalb des Hengsteysees, um den steilen Hang neben den alten Druckrohrleitungen winterfest zu machen. Mit allerlei Gartengerät ausgestattet, schaufelten und buddelten die Akteure wieder ordentlich „was weg“. Mittags blieb Zeit, um mit dem Reporter über das immer bekannter werdende Projekt zu sprechen.

Erfreuliche Zwischenbilanz

„Wir bekommen schon mit, dass dieser Weinberg und Elias im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung des Koepchenwerks zunehmend an Bedeutung gewinnen oder unser Projekt einen Schub geben kann“, heißt es aus der Runde, die am Abschlusstag 2022 aus 22 fleißigen Händen besteht. „Wenn manche von uns in der Uni ein Project-Vino-Shirt tragen, fragen viele Kommilitonen oder auch mancher Prof neugierig nach. Die Reaktionen, die wir dort und eigentlich auch immer andernorts erhalten, sind stets positiv.“ Kurios: Sturms Tante hielt sich vor einigen Monaten in Südspanien auf, kam dort mit deutschen Urlaubern ins Gespräch, die wiederum kannten trotz einer beträchtlichen Entfernung zum Herdecker Denkmal das nach wie vor besondere Vorhaben.

In dem Zusammenhang steht fest: Auch in den nächsten Jahren gibt es im Weinberg am Denkmal viel zu tun. Eine der wichtigsten Aktionen 2023: das sogenannte Grubbern, das Öffnen des Bodens. „Jetzt über den Winter soll sich neuer Humus bilden, damit wir im Frühjahr die Pflanzen setzen können.“ Am Hang zeichnen sich bereits Vorkehrungen für eine Winde ab, die hat die Truppe über E-Bay im Internet bei einem Landwirt entdeckt und ihm abgekauft. Nach der Bearbeitung eines Schlossers und Berechnungen zum Thema Sicherheit („Für uns sehr wichtig“) wollen die Freunde das Gerät demnächst installieren. Auch Pläne zum Einrichten eines Weinkellers laufen an.

Beim Ausblick sticht hervor, dass Project Vino im nächsten Jahr regelmäßig Führungen anbieten möchte. „Wir erstellen dazu gerade ein Konzept, mit der Stiftung für Industriekultur stehen wir permanent im Austausch“, erzählt Sturm, der sich weiter viele Tipps und Hinweise von Profi-Winzern einholt. „Ich sehe bei Fachfragen immer wieder Fragezeichen vor mir“, sagt der Architektur-Student, der als Beispiel das Material der künftigen Pfähle nennt. Stahl käme für diese so genannten Stickel in Betracht, die Herdecker nehmen wohl Akazienholz. „Wir kennen jemanden, aus dessen Wald wir das bekommen könnten.“

Wie engagiert und motiviert die angehenden Weinanbauer sind, zeigt dieses Beispiel: „Wir haben in diesem Jahr ungefähr eine Tonne Kalk hier aufgetragen, um den PH-Wert des Bodens auszugleichen. Das hat geklappt“, berichten die jungen Leute. Klingt unspektakulär. Wer aber schon mal die steilen Treppenstufen den Hang hinauf hecheln konnte, weiß diese anstrengende Schlepperei umso mehr einzuordnen. „Das hier ist ein schöner Standort mit einer tollen Aussicht, aber schwer zu bearbeiten“, heißt es aus der Runde der Helfer, die meist zwischen 20 und 25 Jahre alt sind.

Bachelorarbeit über das Projekt

Zwei weitere Besonderheiten: Teammitglied Vincent Mel Heinrich schreibt an der Fachhochschule Dortmund seine Bachelor-Arbeit über das Project Vino. Darin enthalten: viel Theorie. „Vielleicht können wir daraus aber doch eines Tages etwas umsetzen“, meint Sturm, der auch von einer Zusammenarbeit mit dem Hof Sackern in Esborn berichtet. Dabei geht es um die Herstellung biodynamischer Präparate und einen gegenseitigen Austausch. „Wir überlegen, für das Project Vino wie diese Betriebsgemeinschaft das Demeter-Zertifikat anzustreben.“

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In Erinnerung aus 2022 bleiben neben dem Fortschritt am Hang noch zwei erfolgreiche Präsentationen in der Maschinenhalle bei der selbst organisierten Vorstellung des Projekts sowie beim Denkmal-Tag. Hinzu komme der erfreuliche Absatz von Reb-Patenschaften oder auch ein gemeinsamer Ausflug zur Weinmesse nach Köln. „Das war wie eine Klassenfahrt, genau darauf wurden wir auch angesprochen“, berichten die jungen Leute schmunzelnd. Die Mundwinkel gehen auch nach oben, wenn sich die Truppe an einige Weinproben und gesellige Abende erinnert. Wobei ein Herdecker am arbeitsreichen Abschlusstag nicht an Alkohol erinnert werden möchte, da er tags zuvor einige Bierchen auf einem Oktoberfest verköstigt habe.