Volmarstein. Am 5. Mai 1883 ging die Trinkwasseranlage in Betrieb, diese will die AVU 2025 stilllegen. Jetzt gibt es in Wetter Neues vom Regionalverband Ruhr.

Ein runder Geburtstag bietet stets einen Anlass für einen Rück- und Ausblick. Vor allem, wenn es um ein stolzes Alter geht. Stichtag 5. Mai 1883: Vor genau 140 Jahren ging das Wasserwerk Volmarstein in Betrieb. Dieser Freitag dürfte jetzt aber als vorerst letztes besonderes Datum in die Geschichte eingehen. Da die AVU als Eigentümerin die Anlage voraussichtlich 2025 aufgeben will, organisiert das regionale Versorgungsunternehmen 2033 zum 150. Wiegenfest sicher keine Jubiläumsfeier.

Als aktuelle Tageszeitung gehört es sich aber zunächst einmal, vor der historischen Perspektive über neue Entwicklungen zu berichten. Die kamen kürzlich von der Stadt Wetter. Baufachbereichsleiterin Birgit Gräfen-Loer erklärte im zuständigen Ausschuss, dass sich der kaufwillige Regionalverband Ruhr (RVR) und die AVU angenähert haben. Demnach laufen Hintergrundgespräche, um Einigkeit über einen so genannten „Letter of Intent“ zu erzielen. Mit dieser schriftlichen Absichtserklärung soll Klarheit herrschen, dass der heimische Versorger das Wasserwerk an die besagte Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Sitz in Essen veräußert.

Fördergeld im Visier

„Das nimmt nun Fahrt auf, die Stadt Wetter ist daran beteiligt. Auch über eine temporäre Nutzung wird gesprochen“, sagte Gräfen-Loer zu den Fraktionen. Die Biologische Station des Ennepe-Ruhr-Kreises habe nach wie vor großes Interesse, ihren Sitz von Ennepetal an die Volmarsteiner Ruhrauen zu verlegen. „Das Thema taucht nun auch in den Gremien des Regionalverbands auf, zudem gibt es Gespräche über Fördergeldmöglichkeiten“, so die Baufachbereichsleiterin.

Jörg Prostka als Sprecher des hiesigen Versorgers bestätigt dies und ergänzt: „Der Letter of Intent zwischen RVR, Stadt Wetter und AVU ist noch in der Abstimmung – wir haben unsere geringfügigen Änderungen an den Regionalverband gesendet.“

Das bedarf einer Einordnung und eines ersten Rückblicks. Der Umlage-Verband, der auch Geld aus dem EN-Kreis erhält, hatte in seinem Investitionsplan 2022 zwei Millionen Euro für das Wasserwerk hier in der Straße Am Kaltenborn vorgesehen. Doch dann führten knappe Kassen, so sagte es Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel vor einigen Monaten, zu einer Ausgabenzurückhaltung beim RVR. Wegen solch ungeklärter Umstände schwinden immer mehr die Pläne, die idyllisch an der Ruhr gelegene Örtlichkeit zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 in Szene zu setzen.

Nur selten können Gäste die Maschinen und die Anlage besichtigen, etwa bei dieser Sommertour der Redaktion.
Nur selten können Gäste die Maschinen und die Anlage besichtigen, etwa bei dieser Sommertour der Redaktion. © Archiv | Steffen Gerber

Zumal die AVU die Volmarsteiner Anlage auch in diesem Jahr weiterhin zuschaltet. Im April beispielsweise liefen die Maschinen hier an zwölf Tagen, aus der Ruhr kam mit 14.400 Kubikmetern oder zwei Prozent aber nur ein geringer Teil der gesamten Trinkwassermenge für Wetter und den südlichen EN-Kreis. Das Tagesmittel lag bei rund 22.000 m³, dafür sorgten im Wesentlichen das Wasserwerk Rohland und die Ennepe-Talsperre. Diese wiederum könnte bei einem weiteren trockenen Sommer 2023 erneut entlastet werden, wenn der Versorger sein Ersatzwerk in Volmarstein wieder vermehrt in Einsatz bringt.

Damit zum zweiten Blick in den Rückspiegel. Wobei vor genau 140 Jahren noch vom Barmer Wasserwerk die Rede war. Aus Volmarstein pumpten dann über eine längere Zeit Maschinen Trinkbares vom Ruhrufer in den heutigen Stadtteil von Wuppertal. Wieso das? Die dortige Wupper galt damals als schmutziger Fluss, daher entschieden sich zu jener Zeit die Stadtverantwortlichen des selbstständigen Barmen für eine technisch aufwändige Lösung. Der Bau von Talsperren sollte auch erst später erfolgen. Also floss das Wasser durch Druckleitungen den Berg hinauf zum immer noch existierenden Turm am Loh in der Von-der-Recke-Straße. und von dort weiter bis zu einem großen Behälter in Hatzfeld (der dortige Wasserturm steht mittlerweile unter Denkmalschutz).

Wasser den Berg hochgepumpt

Auch die damalige Gemeinde Volmarstein profitierte von dieser kilometerlangen Leitung und dem Antrieb durch Dampfmaschinen, Alt-Wetter ging dann 1910 ans Netz der Barmer Anlage. Die Wasserrechte fielen 1953 an die Stadt Wuppertal. 1961 entstand eine neue Gesellschaft, die Gemeinschaftswasserwerk Volmarstein GmbH gehörte jeweils zur Hälfte den Wuppertaler Stadtwerken und der damaligen Agfu, einem Vorläufer der AVU.

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Dieser Versorger mit Sitz in Gevelsberg, 1905 als Kreiswerke gegründet und 1963 als Aktiengesellschaft für Versorgungs-Unternehmen umbenannt, ist seit Januar 1982 alleiniger Gesellschafter und baute 1983 die Anlage am hiesigen Ruhrufer großzügig aus. Während im Bergischen Land mittlerweile die vielen Talsperren die Menschen mit Wasser versorgen, übernahmen diese Aufgabe im EN-Kreis die Wasserwerke Ahlenbecke und Rohland (ab 1979) bzw. die Ennepe-Talsperre.

Dort steht – wie berichtet – in einigen Jahren ein Neubau an, während hier in Volmarstein ein verändertes Leitungssystem sowie eine gerade erst fertig gestellte Pumpanlage an der Straße In der Aue das altehrwürdige Wasserwerk demnächst ablösen. Dazu will AVU ca. 800.000 Euro in die Erneuerung einer 110-Kilovolt-Schaltanlage im benachbarten Umspannwerk Volmarstein investieren. So weit der aktuelle Stand am 140. Geburtstag.