Wetter. 90 neue Wohneinheiten sollen am Rohlande entstehen. Ein Viertel davon werden Sozialwohnungen. Doch es gibt massig Kritik.

Bezahlbarer Wohnraum ist rar gesät. Doch die Bebauungspläne Am Rohlande stoßen auf viel Kritik seitens der Lokalpolitiker. Und das hat unterschiedliche Gründe.

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Das ist der Plan

In der jüngsten Bauausschusssitzung stellte das Architektur- und Stadtplanungsbüro Post & Welters aus Bochum in Person von Bauassessor und Stadtplaner Joachim Sterl die Pläne für das Baugebiet Am Rohlande vor. 90 Wohneinheiten sollten dort entstehen. 54 davon in Mehrfamilienhäusern, 21 in Reihenhäusern, acht in Doppelhäusern und sieben Einfamilienhäuser sollen gebaut werden. Dafür soll das Bauland in zwei durch eine Straße geteilte Gebiete aufgeteilt werden: im nordwestlichen Teilbereich zur Grundschötteler Straße hin entstehen die Reihenhäuser, im nordöstlichen Teilbereich zur Bestandsbebauung Am Rohlande sind die Einfamilien- und Doppelhäuser geplant. Im südlichen Teil zur Vogelsanger Straße entstehen laut Plan Mehrfamilien und Reihenhäuser. Von der Vogelsanger Straße soll auch die Zufahrt zum neuen Wohnquartier geregelt werden. Die Straße mündet laut Plan in einem Wendehammer. Dort soll es nur für Fußgänger und Radfahrer die Möglichkeit geben, direkt auf die Straße Am Rohlande zu gelangen. Autos sollen rückgeführt werden auf die Vogelsanger Straße.

Zu viel Verkehr

Genau dort gibt es auch schon die ersten Probleme bei der Planung. Die Leistungsfähigkeit des Straßennetzes wurde geprüft und zwar an zwei Knotenpunkten: Grünewalder Straße/Am Rohlande und Grünewalder Straße/Vogelsanger Straße. Während bei Ersterem eine sehr gute Verkehrsqualität bescheinigt wurde, konnte der zweite Knotenpunkt nur als befriedigend eingestuft werden. Die Experten rechneten dann noch den zu erwartendenden Zusatzverkehr aufgrund mehrerer Bauvorhaben, wie dem Aldi Neubau am Schöllinger Feld, den Abus Neubau an der Grundschötteler Straße, dem Gewerbepark Schwelmer Straße sowie der Erweiterung Zobels an der Knorr-Bremse. Heraus kam schon dabei eine Verschlechterung der Verkehrsqualität von befriedigend auf mangelhaft. Daran ändert auch der Mehrverkehr durch neue Anwohner nicht mehr viel. Ein Kreisverkehr könnte Abhilfe schaffen, da wäre dann der Landesbetrieb Straßen NRW gefragt.

Hoher Schallschutz

Der Verkehr ist auch der indirekte Grund für den nächsten Kritikpunkt: Um die Häuser bauen zu können, müssen Schallschutzmauern errichtet werden. Eine soll an der Grundschötteler Straße entstehen, eine zweite an der Vogelsanger Straße. Mit 3,5 Metern Höhe sind diese auch nicht gerade klein, aber dennoch könnte dieser Lärmschutz noch nicht ausreichen. Zwar könnten mit dieser Planung die Schallschutzrechtlichen Vorgaben für die Erdgeschosse eingehalten werden. Da die Reihenhäuser zweigeschossig mit Staffelgeschoss gebaut werden sollen, könnte die Lärmbelästigung auf den oberen Balkonen aber zu hoch sein, so dass dort passive Lärmschutzmaßnahmen zusätzlich erforderlich wären. Diese könnten beispielsweise mit baulicher Schalldämmung aber auch mit zusätzlicher Verglasung der Balkone gewährleistet werden.

Photovoltaik vermisst

Nach der Vorstellung der Pläne folgten Fragen und Anmerkungen der Politik. Während die SPD das Vorhaben begrüßte, aber explizit darauf hinwies, dass die Bürger frühzeitig beteiligt werden müssen, äußerten die Grünen massive Kritik. Zunächst sei es unmöglich, ein neues Wohnquartier außerhalb des Zentrums zu bauen, so dass alle neuen Bewohner aufs Auto angewiesen seien. Das führte direkt zum nächsten Punkt. Karen Haltaufder­heide meinte, dass dieses Wohnquartier schon von vornherein eine „Lärmsiedlung“ sei, wenn sie nur mit so hohen Schallschutzmauern gebaut werden könne. Eine Frage lautete zudem: „Wenn dies eine Klimasiedlung sein soll, wieso sind dann Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern nicht verpflichtend vorgeschrieben? Hier wird doch ein Green-Washing betrieben“, meint sie.

Trabantenstadt ohne Infrastruktur

Weitere Anmerkungen kamen von Doris Hülshoff (FDP): Zu viel Verkehr, zu viele Wohneinheiten und ein sehr hoher Schallschutz. Ihrer Meinung nach dürfte es von allem ein bisschen weniger sein. In eine ähnliche Richtung argumentiert auch Gerd Michaelis (Bürger für Wetter). „Das wird eine Trabantenstadt ohne Infrastruktur“, prophezeit er. „90 Wohneinheiten mit durchschnittlich jeweils drei Personen, das sind rund 270 Menschen mit etwa 200 Pkw“, rechnet er vor.

25 Prozent sozialer Wohnraum

Bei all dem Gegenwind gibt es jedoch auch Fürsprecher. Während Ekkehard Meinecke (ESV) als Mitentwickler des Wohnquartiers argumentiert, dass dort schließlich auch 25 Prozent Sozialwohnraum auch in den Einfamilienhäusern entstehe, der auch für die Mitarbeiter der ESV verlockend sein könnte, meint Dirk Fröhning (SPD): „Es wird ja auch niemand gezwungen, dorthin zu ziehen. Die Leute wissen, worauf sie sich einlassen.“ Das wiederum rief Doris Hülshoff erneut auf den Plan: „Wir können doch nicht sagen, die Leute wissen, worauf sie sich einlassen. Wir schaffen doch hier die Grundlage.“ Und damit hatte sie recht. Denn bei der anschließenden Abstimmung über den Beschlussvorschlag, die Bürger nun über die Planungen zu informieren und die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit für den Bebauungsplan durchzuführen, enthielt sich zwar die FDP und die Bürger für Wetter stimmten gänzlich dagegen, doch CDU, SPD und Grünen stimmten dafür.

Öffentlichkeit beteiligen

Daher soll nun am Mittwoch, 15. März, um 18 Uhr in der Martinskirche eine Öffentlichkeitsveranstaltung stattfinden. Daran anschließend ist die Durchführung der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit vorgesehen. Im Frühsommer 2023 sollen dann die Stellungnahmen ausgewertet und in den Entwurf eingearbeitet werden. Bestenfalls soll im Spätsommer ein Auslegungsbeschluss gefällt werden, im Herbst könnten die Pläne dann ausgelegt und – so die Hoffnung der Planer – noch Ende dieses Jahres beschlossen werden.