Wetter. Schwerlastfahrzeuge und Busse werden künftig bei der AHE Wasserstoff tanken können. Es wird die erste Tankstelle dieser Art im EN-Kreis.

  • Das Entsorgungsunternehmen AHE plant die erste Wasserstoff-Tankstelle des Kreises zu bauen.
  • Die Tankstelle soll frei für alle Unternehmen zugänglich sein.
  • Mindestens 50 Lkw sollen dort täglich grünen Wasserstoff tanken können.

Die Energiewende vorantreiben ist ein heroisches Ziel, über das viele nur reden. Das Entsorgungsunternehmen AHE lässt nun gemeinsam mit seinen Partnern, dem Industriegasunternehmen Air Products und dem Mineralölvertrieb Orosol, Taten folgen. AHE will die erste frei zugängliche Wasserstoff-Tankstelle des EN-Kreises auf seinem Gelände bauen lassen.

Grundstein für die Versorgung

„Mit Stolz in der Stimme darf ich heute verkünden, dass wir den Grundstein für eine Wasserstoffversorgung im Ennepe-Ruhr-Kreis legen wollen“, erklärt AHE-Geschäftsführer Johannes Einig auf der einberufenen Pressekonferenz. Als kreislaufwirtschaftliches Unternehmen lege die AHE viel Wert auf nachhaltige Mobilität. Aus diesem Grund habe man schon vor Jahren in die E-Ladestellen investiert. Diese seien jedoch für Schwerlastfahrzeuge nicht geeignet. „Wir haben 80 Schwerlastfahrzeuge bei der AHE allein 35 hier in Wetter“, erklärt Einig. Die seien nicht elektrifiziert worden, da dies aufgrund der Reichweite, Ladezeit und Topographie vor Ort nicht sinnvoll sei. Wasserstoff hingegen eröffne neue Möglichkeiten.

Wesentliche Rolle bei der Energiewende

Das bestätigt auch Jörg Hömberg, Geschäftsführer der Air Products GmbH. „Die Dekarbonisierung spielt eine wesentliche Rolle bei der Energiewende. Wasserstoff gibt die nötige Versorgungssicherheit“, meint er. Die Vorteile von Wasserstoff liegen für ihn klar auf der Hand: „Die Geschwindigkeit der Betankung und natürlich die größere Reichweite.“ Zudem sei Wasserstoff erneuerbare Energie und kohlenstoffarm. Außerdem werde daran gearbeitet, den Wasserstoff komplett „grün“, also auch mit Strom aus erneuerbaren Energien, herzustellen, wie es beispielsweise in den Niederlanden mit Windrädern bereits für einen kleinen Teil der Wasserstoffproduktion der Fall ist.

Prestige-Projekt

Doch zurück in die hiesigen Gefilde. Landrat Olaf Schade sieht das Vorhaben auch als Prestige-Projekt für den EN-Kreis. „Wir sind die Region der Hidden Champions (versteckte Gewinner). Deshalb ist es wichtig, dass wir deutlich machen, dass hier etwas losgeht, das für andere Vorbild sein kann“, sagt er. Bürgermeister Frank Hasenberg stimmt ihm zu. „Für die Stadt Wetter ist das natürlich eine gute Nachricht, ein gutes Signal. Wir sind eine Stadt mit viel Gewerbe, und wir produzieren viel. Das alles auf die Schiene bringen zu wollen, ist unrealistisch“, betont er. Daher sei eine klimafreundliche Alternative zu Benzin und Diesel, die eben auch für den Schwerlastverkehr nutzbar ist, sinnvoll.

35 Tonnen CO2 einsparen

Doch wie genau kann das in Wetter aussehen? Die Air Products GmbH, die ihren Hauptsitz übrigens in Hattingen hat, wird Eigentümerin der Wasserstoff-Tankstelle. Als solche übernimmt sie Betrieb, Belieferung und Wartung. Beliefert wird die Tankstelle dann von Tanklastern, die mit 3,5 bis 3,6 Tonnen flüssigem Wasserstoff ankommen. An der Tankstelle selbst wird der flüssige Wasserstoff dann in Gas umgewandelt und Druck aufgebaut. Es soll zwei verschiedene Zapfsäulen geben, an denen einerseits Fahrzeuge wie Busse mit 350 bar betankt werden können, anderseits aber auch Schwerlastfahrzeuge vom Abfallbetrieb zapfen können. „Wir wollen die Wasserstoff-Tankstelle für unseren eigenen Fuhrpark nutzen, aber auch den Kommunen und Unternehmen in der Region anbieten“, erklärt Einig. Er selbst hat bereits nachgerechnet, wie viel CO2 er bei einem normalen Abfallfahrzeug einsparen könnte: „Bei einem kleinen Müllsammelfahrzeug können wir 35 Tonnen CO2 nach der Umstellung auf Wasserstoff einsparen“, berichtet er.

Mindestens 50 Lkw am Tag

Bis es soweit ist, dauert es jedoch noch ein wenig. „Wann das erste Fahrzeug hier mit Wasserstoff betankt werden kann, ist noch nicht klar. Aber wenn wir optimistisch denken und die notwendige Unterstützung sowie alle Genehmigungen erhalten, könnte 2024 der erste Spatenstich erfolgen und vielleicht auch im selben Jahr die erste Betankung“, hofft er. Das dürfte auch der Betreiber hoffen, denn die Tankstelle wird mit einem siebenstelligen Betrag kalkuliert und ist für mindestens 50 Lkw am Tag ausgelegt – bei Bedarf kann ausgebaut werden.