Herdecke. Erst wird investiert, dann profitiert: Stadt und Technische Betriebe rechnen mit hohen Einsparungen bei Strom und Geld.

Die Stadt Herdecke will Geld ausgeben, um den Her­deckern unnötige Ausgaben zu ersparen: Fast eine Millionen Euro wird es kosten, alle Straßenlaternen in der Stadt auf LED umzustellen. Über 100.000 Euro jährliche Ersparnis soll das bringen. Und nicht nur der Geldbeutel der Bürger soll profitieren. Die neue Technik bringt auch die Natur weniger durcheinander als die alte. Nur Besitzer von E-Autos sollten keine Hoffnung auf die Umrüstung der Laternen und ihrer Masten setzen.

Rund 3000 Straßenlaternen gibt es in der Stadt. 800 davon sind bereits auf LED-Technik umgestellt. Eigentlich sollten es längst viel mehr sein als dieses knappe Drittel. Besonders fehlende Ressourcen macht die Stadtverwaltung dafür verantwortlich. So sei zwar mit der Umrüstung begonnen worden, „jedoch nicht in der erhofften Geschwindigkeit und ohne detaillierte Berechnungen und Planungen.”

Das soll sich ändern. 200 Laternenmasten sollen noch in diesem Jahr einen neuen Leuchtkopf tragen, ab dann sollen jährlich 500 weitere hinzukommen. 2027 sollen dann die letzten Lampen mit Quecksilberdampf, Natriumdampf oder Halogen von den Straßenrändern verschwunden sein. Rund 843.000 Euro hat die Verwaltung dafür veranschlagt. Eine lohnende Sache, wenn die erwartete Reduzierung beim Stromverbrauch mit in den Blick genommen wird.

Die Rechnung geht ungefähr so: Für im Schnitt 283 Euro ist aktuell ein neuer Lampenkopf zu bekommen. In etwa einem Drittel der Fälle muss auch ein neuer Mast her. Macht im Schnitt 75 Euro. 25 Euro Personalkosten dazu genommen, liegen die Umrüstungskosten im Schnitt bei knapp 400 Euro pro Laterne. Dafür sinken die jährlichen Ausgaben für den Strom von 166.000 Euro im letzten Jahr auf 61.000 im Jahr 2027 und den Jahren danach. Gehen die Strompreise hoch, wäre die Ersparnis noch höher und die Investition würde sich noch früher rechnen.

Der Effekt für die Stadtkasse und damit die Belastung der Bürger dürfte immens sein. Das liegt auch daran, dass LED-Lampen deutlich wartungsärmer sind als die bisherigen Strahler und die Stadt von einer Brenndauer von 100.000 Stunden ausgeht. Das bedeutet eine Lebenszeit von etwas mehr als 20 Jahren.

Weitere Vorteile: Mit LED-Lampen nimmt die so genannte Lichtverschmutzung ab: Das LED-Licht strahlt nach unten und somit weder in den Nachthimmel noch in benachbarte Schlafzimmerfenster. Zuletzt: Bei LED-Lampenköpfen entsteht kein UV-Licht, das Insekten anzieht. In der Verwaltungsvorlage für die Mitglieder des Hauptausschusses liest sich das so: „Die Anflugdichte beispielsweise durch Nachtfalter ist im Vergleich zu konventionellen Lampen auf nahezu Null verringert.” So werde der Artenschutz gefördert.

Technischen Betriebe erledigen das mit

Die Verwaltung fasst zusammen: Insgesamt lasse sich erkennen, dass der Stromverbrauch für die Straßenbeleuchtung auch durch die ersten Umrüstungen tendenziell sinke. Diese sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch gute Entwicklung solle durch die planvolle Umrüstung auf LED beschleunigt werden.

Alles und alles auf einmal geht aber nicht, wie auch Nachfragen hin deutlich wurde. Will die Stadt schneller sparen, könnte sie ja alle 2200 Lampen mit der alten Technik auf einen Schlag auswechseln lassen. Dann wäre die Kalkulation aber eine andere. Die Technischen Betriebe haben zugesagt, die 500 Kopfwechsel pro Jahr zu schultern. Mehr sei aber nicht drin. Folglich müsste ein Tausch auf einen Schlag als Auftrag nach außen vergeben werden. Und dann wollen die Anbieter mit verdienen.

Auch eine andere Hoffnung mussten die Mitglieder im Hauptausschuss begraben. In Herdecke gibt es einen deutlichen Mangel an Ladestationen für Elektroautos. In anderen Städten werden zum Teil Laternenmasten zu Ladestationen umgerüstet. „In Herdecke ist das nicht möglich”, so Andreas Schliepkorte, Technischer Leiter der Technischen Betriebe. Die Spannungen im Netz gäben das nicht her. Autostrom am Straßenrand gebe es nicht. Schliepkorte: „Das muss separat gemacht werden.”

Bürgermeisterin Dr. Katja Strauss-Köster erklärte im Ausschuss, dass gerade Gespräche liegen, um den Bürgern mehr Ladestationen in der Stadt anbieten zu können. Aus den Reihen der Politikerinnen und Politiker wurde das ebenso begrüßt wie das Konzept zur Umrüstung auf LED.

Lampenkopf ist nicht gleich Lampenkopf

Verschiedene Hersteller und Modelle von LED-Leuchten eigenen sich für Herdecke.

Dabei geht es nicht nur um die Leuchtstärken.

Es zählt auch, wie vorhandene Masten weiter eingesetzt werden können und wie groß die Ausladung ist. Besonders in engen Anliegerstraßen spielen die Leuchtenmaße eine Rolle.

Die Preise für einen Lampenkopf liegen aktuell zwischen 173 und 392 Euro. Je nach abgenommener Menge können sie sinken.

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