Herdecke. Es gibt viel Hoffnung für Bewohner und Beschäftigte der Convivo-Seniorenheime in Herdecke. Was aber, wenn die Rettung nicht gelingt?

Ende Januar wurde bekannt, dass sich die Convivo-Gruppe in einer finanziellen Schieflage befindet. Selbst wenn es seitdem immer wieder für Beschäftigte und Bewohner Nachrichten gegeben hat, die Mut machen, verstummt doch die Frage nicht: Was wäre eigentlich im schlimmsten Fall, also dann, wenn Convivo nicht zu retten ist und sich für alle oder einzelne Heime in Herdecke keine Perspektive abzeichnet. Bernd Biewald, Leiter der Heimaufsicht beim Ennepe-Ruhr-Kreis, gibt Antwort.

Nach den ersten Berichten waren Angst und Verunsicherung groß unter den Bewohnern. Im Kopfkino sahen sich Senioren schon im Bett vor die Gebäude gerollt. Kann es so weit kommen, wurde auch jüngst im Sozialausschuss nachgefragt. Bernd Biewald hatte schon gleich nach Bekanntwerden der Finanzprobleme bei Convivo beruhigt: „Kein Anwohner oder Angehöriger muss Angst vor einer sofortigen Kündigung haben.“

Was aber, wenn Ende März das Insolvenzgeld nicht mehr die Gehälter der Beschäftigen sichert und von den vorläufigen Insolvenzverwaltern für alle Convivo-Häuser in Herdecke oder auch nur für einzelne keine Lösungen gefunden worden sind. Bernd Biewald zeigt sich auch für diesen schlimmsten aller gedachten Fälle auf der Seite der Bewohner. Er versichert: „Wir werden weiter den Schirm über die Betroffenen halten.“ Wie soll das aussehen, wenn Convivo geschäftlich nicht mehr auf die Füße kommt, aber für über zweihundert Seniorinnen und Senioren Plätze in anderen Heimen gefunden werden müssten? Biewald baut auf eine enge Zusammenarbeit von Heimaufsicht, Stadt und den beiden vorläufigen Insolvenzverwaltern, um eine geordnete Verlegung oder auch den Übergang von Heimen in eine andere Trägerschaft sicher zu stellen. Er kündigt an: Sollte Convivo dann keine Gehälter mehr zahlen können und noch kein neuer Betreiber zur Verfügung stehen, „dann nimmt die öffentliche Hand auch Geld in die Hand“.

So weit muss es nicht kommen. Auf Nachfrage der Redaktion heißt es bei der Kreisverwaltung: „Nach derzeitigem Kenntnisstand besteht berechtigter Optimismus, dass der Fortgang der verschiedenen Angebote durch neue Betreiber sicher gestellt wird.“ Vorstellbar ist, dass alle vier vorhandenen und die beiden vor der Fertigstellung stehenden Häuser von Convivo auf einen Schlag vom selben Betreiber übernommen werden, falls Convivo selbst die Kraft zum Weitermachen fehlt. Die Perspektiven könnten aber auch beinahe von Haus zu Haus unterschiedlich sein. Das hängt damit zusammen, dass Convivo als Betreiber ganz unterschiedliche Immobilienbesitzer hat.

Investor für Convivo Parks, das Flaggschiff an der Goethestraße, ist Thomas Schmidt-Hansen in Hagen. Das Seniorenhaus in Kirchende hat einen eigenen Hauseigentümer. Beim Seniorenhaus Ruhraue und der Parkanlage Nacken stellt die Seniorenwohnprojekte GmbH mit Sitz in Hilden die Gebäude zur Verfügung. Sie baut auch ein Pflegeheim und eine Seniorenwohnanlage für Convivo an der Goethestraße. Für diese vier Einrichtungen habe er bereits einen Betreiber an der Hand, der kurzfristig übernehmen könne, hat der Geschäftsführer der Wohnprojekte GmbH bereits der Redaktion gegenüber erklärt.

Zu den Szenarien für den Worst-Case zählt auch, sich eine der beiden neuen Einrichtungen an der Goethestraße zunutze zu machen. Kommt es beispielsweise für das Seniorenhaus Kirchende schlimmer als gedacht, könnten Bewohner an der Goethestraße unterkommen. Allerdings gibt es auch so schon Interessenten, und die Einrichtung ist noch nicht fertig.