Herdecke/Volmarstein. Direkt nach Bekanntgabe der Insolvenz der Convivo-Heime hat die ESV versucht, Mitarbeiter abzuwerben. Jetzt sprechen die Herdecker Heimleiter.
Die Nachricht, dass ihr Unternehmen Insolvenz angemeldet hat, war für einige Convivo-Mitarbeiter in den Herdecker Senioreneinrichtungen sicherlich ein Schock. Viel Zeit zum Verarbeiten der Nachricht hatten sie aber nicht, denn auf dem Parkplatz lauerte bereits die Konkurrenz.
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„Am Montag, 23. Januar, waren Mitarbeiterversammlungen geplant, um das Personal über die Insolvenz der Convivo-Unternehmensgruppe zu informieren“, erklärt David Siery, Einrichtungsleiter in der Parkanlage Nacken, der sich stellvertretend auch für die Kollegen in den anderen Häusern äußert. „Im Seniorenhaus Kirchende wurden vor und nach dem Termin Mitarbeitende von Personen der Evangelischen Stiftung Volmarstein angesprochen und aktiv versucht mit Flyern zu Jobangeboten abzuwerben“, erinnert er sich an die abstruse Situation. Die betreffenden Flyer hätten auch an den Autos der Mitarbeiter hinter den Scheibenwischern gesteckt.
Auf den Flyern konnten die Convivo-Mitarbeiter lesen, dass die ESV für ihre Spezialpflege Mitarbeiter suche. „Spezialpflege, der besondere Arbeitsplatz! Wir sind junge Pflege“, stand auf den Flyern. Außerdem wurde für zwei Kennenlerntermine geworben. Mitangegeben wurden auch die Handynummer sowie ein WhatsApp-Kontakt, für interessierte Mitarbeiter sowie die Verdienstmöglichkeiten der ESV.
Die Convivo-Mitarbeiter waren von dem Verhalten sichtlich irritiert und versuchten bei dem angegebenen Kontakt Auskunft zu der Aktion zu bekommen. „Auf Nachfrage bei dem genannten Ansprechpartner gab es leider nur ausweichende und verbalisierende Floskeln“, erklärt David Siery. „Die Kernaussagen des Gesprächs waren, dass nur nach Auftrag der Geschäftsführung gehandelt wurde und dass die Stiftung unseren Mitarbeitenden ab dem 1. April mit neuen Jobangeboten helfen wolle. Die Frage nach dem Taktgefühl und der kollegialen Zusammenarbeit unter Pflegenden, blieb leider unbeantwortet“, berichtet Siery.
Die Redaktion hatte noch am gleichen Tag bei der ESV nachgefragt, wie die Aktion zustande gekommen sei. Die Antwort seitens der Stiftung lautete: „Wir suchen Pflegekräfte in allen Bereichen. Wir freuen uns über jede Bewerbung und haben daher sehr schnell reagiert.“
Bei den betroffenen Mitarbeitern in den Herdecker Einrichtungen gab es wenig Verständnis: „Aus Sicht der von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiter ist diese Aktion nicht gut angekommen und letztlich auch belächelt worden. Der Tenor in den Häusern ist, dass unsere Leute gerne bei uns arbeiten, sich wohl fühlen und keinerlei Abwanderungsgedanken hegen“, macht Siery deutlich.
Er hat auch deutliche Worte in Richtung der ESV: „An dieser Stelle sollten die Verantwortlichen der Evangelischen Stiftung Volmarstein vielleicht einmal überdenken, ob dieses Handeln mit den Werten eines christlichen Arbeitgebers zu vereinbaren ist. Um ein Stück Anstand zu bewahren, wäre eine Entschuldigung bei den Betroffenen eine denkbare Option“, sagt er.