Wetter. Staatsanwalt will ein psychologisches Gutachten nach dem Tod eines Jungen (9), den die Mutter ertränkt haben soll. Deren Verteidiger äußert sich.

Nach wie vor ringen viele Menschen in Wetter um Worte, wenn sie an den dramatischen Todesfall eines Kindes an der Kaiserstraße denken. Nach bisherigen Erkenntnissen der Staatswaltschaft Hagen und der Polizei soll die Mutter (42) am Morgen des 3. Februar 2023 ihren neunjährigen Sohn ertränkt haben. Die Anteilnahme ist enorm. Das zeigt sich vor dem Haus, in dem sich die vermutete Familientragödie wohl ereignet hat. Am Eingang befinden sich immer mehr Blumen, Kerzen, Stofftiere, Symbole, Texte oder auch Zeichnungen von Mädchen und Jungen.

Oberstaatsanwalt Bernd Haldorn teilt unterdessen auf Anfrage mit, dass die Hagener Behörde und die ermittelnde Polizei weiterhin Spuren auswerten. Die „dringend tatverdächtige Frau“, die derzeit wegen des Totschlag-Vorwurfs in einer Justizvollzugsanstalt sitzt, habe bisher keine Angaben zum Geschehen am vergangenen Freitag gemacht. „Das ist bei solchen Kapitaldelikten nicht ungewöhnlich, dass es zunächst keine Einlassungen gibt“, sagt der zuständige Dezernent Haldorn.

Verfahrensschritte

Der Oberstaatsanwalt geht davon aus, dass die Aufarbeitung dieses Falls nach bewährten Mustern erfolge. Er werde wohl demnächst ein forensisch-psychiatrisches Gutachten beantragen, ein Psychiater könne dann nach einem entsprechenden Beschluss des Amtsgerichts und der Einwilligung des Verteidigers dazugehörige Untersuchungen vornehmen.

Während die Polizei weitere Zeugen vernehme, warte die Staatsanwaltschaft Hagen weiter auf toxologische Ergebnisse nach der erfolgten Obduktion des Todesopfers. Zu klären sei beispielsweise, ob der Junge Schlafmittel oder ähnliches erhalten habe. „Wir haben keine weiteren Erkenntnisse, nach aktuellem Stand ermitteln wir weiter wegen Totschlags“, so Bernd Haldorn abschließend.

Auch interessant

Juristischen Beistand erhält die Beschuldigte von Dirk Löber. Der Fachanwalt für Strafrecht mit einer Kanzlei in Lüdenscheid kann auf zahlreiche Erfahrungen in diesem Themengebiet verweisen. Der 62-Jährige benötige noch eine vollständige Akteneinsicht in dem Fall von der Kaiserstraße, um sich einen Überblick zu verschaffen. „Ich werde in Kürze ein umfangreiches Gespräch mit der Mandantin über den Geschehensablauf führen“, kündigt der Rechtsanwalt an. „Daraus ergibt sich dann die weitere Vorgehensweise.“

Schulpsychologischer Dienst

Schon am vergangenen Freitag, das teilte die Pressestelle des Ennepe-Ruhr-Kreises auf Anfrage der Lokalredaktion mit, hat der Schulpsychologische Dienst an der Gemeinschaftsgrundschule Bergstraße, die der neunjährige Junge bis dato besucht hat, erste Gesprächsangebote eingerichtet.

Drei Fachleute aus der regionalen Schulberatungsstelle, die auch für Wetter und Herdecke zuständig ist, haben dann in dieser Woche ihre Tätigkeiten an der Bergschule fortgesetzt. Die Psychologinnen und Psychologen befinden sich nach wie vor dort im Kriseneinsatz.

Der EN-Kreis verweist in diesem Zusammenhang auf Vorgaben von der Bezirksregierung Arnsberg, wonach die Schulpsychologen während eines solchen Einsatzes der Presse keine Auskünfte über einen aktuellen Fall geben sollen.

Das könne erst im Nachgang erfolgen, heißt es aus dem Kreishaus abschließend in diesem Zusammenhang.

Dirk Löber will derzeit keine weitere Einlassung abgeben, er vertrete die 42-jährige Frau seit Samstag. Von weitergehenden Äußerungen gegenüber der Presse sehe er momentan ab, „auch im Sinne meiner Mandantin“, so der Anwalt.