Wetter. Grausiger Fund am Freitagmorgen: Polizei entdeckt den leblosen Körper eines 9-jährigen Jungen. Nach der Obduktion steht die Todesursache fest.
Es ist grausam und schockierend. Am Freitagmorgen haben Rettungskräfte und Polizei die Leiche eines 9-jährigen Jungen gefunden. Er soll von der eigenen Mutter getötet worden sein. Sie selbst soll die Einsatzkräfte verständigt haben.
Als Polizei und Rettungskräfte die Wohnung auf der Kaiserstraße betraten, bot sich ihnen ein grausiges Bild. Sie fanden sie den leblosen Körper des Jungen und die schwer verletzte Mutter vor. Die 42-jährige Mutter gilt als dringend tatverdächtig. Sie wurde aufgrund ihrer schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert und wird dort – inzwischen bewacht von der Polizei – versorgt.
Während die Polizei in einer ersten Mitteilung am Freitagmittag noch vorsichtig davon sprach, dass eine Familientragödie nicht ausgeschlossen werden kann, „im Zuge derer sich die 42-jährige Mutter letztlich selbst schwer verletzte“, gibt es am Nachmittag nach der Obduktion des Jungen weitere Erkenntnisse: „Nach der rechtsmedizinischen Untersuchung des Jungen steht nun fest, dass der Tod durch Ertrinken eingetreten ist. Die Staatsanwaltschaft Hagen hat nun Haftbefehl gegen die 42-jährige Mutter beantragt“, so die Mitteilung von Oberstaatsanwalt Bernd Haldorn. Eine Tat, die bis zum jetzigen Zeitpunkt unbegreiflich erscheint, denn die Familie war bis Freitag strafrechtlich völlig unauffällig. Weitere Angaben machen Polizei und Staatsanwaltschaft zum derzeitigen Zeitpunkt nicht.
Und es bleiben noch so viele Fragen offen. Klar scheint jedoch zu sein, dass der Vater wohl nicht in einer Wohnung mit Mutter und Kind zusammenlebte. Er wurde seitens der Polizei auf seiner Arbeitstelle über die Tragödie informiert.
Nicht durchs Jugendamt betreut
Die Stadt Wetter hat sich direkt nach Bekanntwerden des Dramas zusammengesetzt. „Wir sind zutiefst erschüttert über diese furchtbare Nachricht. Unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen, Freunden und allen, die der Familie nahestehen“, lässt die Verwaltung über eine Mitteilung verlauten. Dazu der Hinweis: „Die Familie ist nicht in der Betreuung im Rahmen der Bezirkssozialarbeit des Jugendamts.“
Die Wohngegend, in der sich die Tragödie abgespielt hat, gehört auch keinesfalls zu sozialen Brennpunkten der Stadt. Die Wohnung liegt über einer Rechtsanwaltskanzlei. In unmittelbarer Nähe stehen sowohl Ein- als auch Mehrfamilienhäuser. Bürgerliches Milieu. Wetters Polizeiwache, das Rathaus und das Bürgerhaus sind nur wenige Meter entfernt.
Dementsprechend geschockt sind auch die Nachbarn. „Ich habe es gerade gelesen“, sagt ein junger Mann. „Das ist wirklich heftig und macht ein komisches Gefühl“, berichtet er. Er habe extra seinen täglichen Spazierweg geändert, um zu gucken, ob es auch wirklich das Haus sei. „Ich wollte wissen, in welchem Stockwerk das passiert ist, denn ich kenne jemanden, der mal hier im Dachgeschoss gewohnt hat“, meint er und schüttelt dann wieder ungläubig den Kopf: „Man denkt immer, so etwas kann in Wetter doch gar nicht passieren. In Großstädten vermutet man das eher. Das ist hier doch so ein beschaulicher Ort“, sagt er und blickt sich noch einmal um zu dem Haus, in dem die Tragödie wohl stattfand.
„Das erinnert mich sofort wieder an den Mord 2006 an Nadine“, erzählt der junge Mann. „Das war damals auch schrecklich und unvollstellbar.“ Damals war eine 15-jährige Schülerin in ihrem Elternhaus getötet worden. Einer ihrer Mitschüler wurde als Täter gefasst und zu zehn Jahren Jugendhaft verurteilt.
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Doch diesmal ist die Lage anders. Es ist ein Haftbefehl gegen die Mutter des Jungen beantragt. „Trotzdem ist es schwierig, das zu begreifen. Andererseits weiß man auch nicht, was wirklich passiert ist“, sagt der junge Mann noch und geht dann weiter.
Was für die Erwachsenen und Außenstehenden schwer zu begreifen ist, muss noch schwerer für Familie, Angehörige und auch die Freunde des getöteten Jungen sein. Er besuchte eine ganz normale Grundschule in Wetter. Dort ist am Freitag der schulpsychologische Dienst des Ennepe-Ruhr-Kreises vor Ort, um mit der Schulleitung und dem Kollegium das weitere Vorgehen zu besprechen, denn: Die Eltern der Grundschüler müssen informiert werden, ebenso wie die Kinder. Niemand soll mit der Situation allein gelassen werden. Auf die Seelsorger wartet nun eine äußerst schwierige Aufgabe, wenn sie den Mädchen und Jungen erklären, dass ein Schul- und Klassenkamerad oder ein Freund nicht mehr da ist.