Wengern/Volmarstein. Südlich vom Ufer in Wetter sollen auf der Ruhrtalbahn wieder Personenzüge rollen. Das dauert aber noch, bald liegt ein wichtiges Ergebnis vor.
Viele reden von der so genannten Mobilitätswende, manche handeln sogar konkret und lassen häufiger mal das Auto stehen. Da schadet es natürlich keineswegs, wenn das Angebot im Öffentlichen Personennahverkehr steigt. Für die Bahnstrecke südlich der Ruhr in Wetter laufen bekanntlich Planungen, wonach diese Trasse nicht nur (wie aktuell) für Güterzüge oder nostalgische Ausflugsfahrten zur Verfügung stehen soll. Klingt gut, ist aber mit einer Menge Geduld verbunden.
Die Reaktivierung dieser Ruhrtalbahnstrecke für regelmäßig fahrende Personenzüge ist Teil des so genannten Zielnetzes 2032/2040 vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR). „Damit wollen wir die Attraktivität des Schienenpersonennahverkehrs in unserem Verbundgebiet in Zukunft deutlich steigern und zugleich den wachsenden Mobilitätsbedürfnissen der Menschen gerecht werden“, teilt auf Anfrage Dino Niemann mit. Der VRR-Pressesprecher verweist auch im Zusammenhang mit zwei Stadtteilen von Wetter auf dieses Konzept für den Regionalverkehr der Zukunft, darin gehe es um den Korridor mittleres und südliches Ruhrgebiet.
Auf verschiedenen Relationen von und nach Essen sollen die Reisenden eine dichtere Zugfolge und direkte Verbindungen erhalten. „Eine Verlängerung der Linie S 9 über die Ruhrtalbahnstrecke würde vom Essener Südosten, Bochumer Süden und von Hattingen eine neue Direktverbindung nach Hagen schaffen.“ Noch sei aber völlig unklar, ob diese S-Bahn oder andere Züge eines Tages dann auch in Wengern und/oder Volmarstein halten.
Geduld gefragt
Bis Züge auf der Verbindung rollen, dauert es laut Niemann aber noch bis mindestens weit in die 2030-er Jahre. Die Realisierung der Angebotskonzepte für das VRR-Zielnetz setze zwingend einen erheblichen Ausbau der Infrastruktur voraus, der einen langen Vorlauf benötigt. Die Finanzierung des Infrastrukturausbaus sei bislang ebenso wenig gesichert wie die Mittel für Mehrleistungen. Gemeinsam mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis erstelle der VRR derzeit eine Machbarkeitsstudie zur Umsetzung dieser Verbindung. Mit dieser Analyse soll herauskommen, welche Infrastrukturmaßnahmen es braucht und wie es mit dem Kosten-Nutzen-Verhältnis aussieht. „Mit Ergebnissen der Studie rechnen wir im Laufe der zweiten Jahreshälfte“, so Dino Niemann.
Fahrsaison im Ruhrtal ab 2. April
Die Museumsfahrten des Bochumer Eisenbahnmuseums Dahlhausen durch das Ruhrtal starten in diesem Jahr am Sonntag, 2. April. An diesem Tag wie an sechs weiteren Terminen ist die Dampflok unterwegs. Sieben Termine gibt es auch für Nostalgie-Fahrten mit dem Schienenbus (ab 8. April) und der Diesellok ab dem 23. April.
Anmeldungen sind nicht nötig, werden aber empfohlen – per Mal an sonderfahrten@eisenbahnmuseum-bochum.de oder unter 0234 492516 (Dienstag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr).
Die Strecke führt vom Eisenbahnmuseum in Bochum-Dahlhausen über Hattingen, Henrichshütte-Blankenstein, Haus Kemnade, Witten-Herbede, die Ruine Hardenstein, Zeche Nachtigall und Bommern bis Wengern-Ost und anschließend zurück.
Der VRR plantlaut WAZ Hattingenzurzeit wie folgt: Die Ruhrtalbahn soll im 30-Minuten-Takt von Hattingen bis Hagen Hauptbahnhof fahren, die Strecke soll ab 2032 als Verlängerung für den Regionalexpress 14 von Essen nach Hagen dienen. Ab 2040 soll der RE 14 als RE 16- und RB 40-Ersatz über Bochum Hbf und Witten nach Hagen (und weiter bis Iserlohn) fahren. Ab dann soll die S 9 im 15-Minuten-Takt zwischen Gladbeck West und Hattingen verkehren – und halbstündlich über die Ruhrtalbahnstrecke bis Hagen Hbf weiterfahren.
Die betreffende Ruhrtalbahnstrecke gehört der Touristik-Eisenbahn-Ruhrgebiet (TER) GmbH, eine hundertprozentige Tochter des Regionalverbandes Ruhr. Auch den RVR hat die Lokalredaktion um eine Stellungnahme zu den Planungen vom EN-Kreis und dem VRR gebeten. Laut Pressesprecherin Barbara Klask sei die besagte GmbH des Regionalverbands in das Vorhaben eingebunden. Demnach habe der Ennepe-Ruhr-Kreis ein Ingenieurbüro beauftragt, das eine mögliche Wiederaufnahme eines regelmäßigen Personennahverkehrs durch den VRR ab 2032 auf der Strecke Hattingen über Wetter nach Hagen plant. „Die TER GmbH steht im engen Kontakt mit dem Planungsbüro und hat auch bereits planungsrelevante Daten für den möglichen Ausbau der Strecke dem Büro zur Verfügung gestellt.“
Investitionen geplant
Unabhängig von der möglichen Wiederaufnahme des öffentlichen Personennahverkehrs beabsichtige die TER GmbH selbst, in den nächsten Jahren in den Ausbau und die Erneuerung der Strecke über Fördermittel aus dem (Achtung, es folgt ein Wortungetüm aus der deutschen Behördensprache) Schienengüterfernverkehrsnetz-Förderungsgesetz zu investieren. „Sollte die Machbarkeitsstudie des Kreises zum Ergebnis kommen, dass eine Reaktivierung der Trasse für den regelmäßigen Personenverkehr in Frage kommt, wird der RVR prüfen, wie er seine Grundstücke und die Gleisanlage hierfür bereitstellen kann, um den dann zuständigen Eisenbahnunternehmen im Netz des VRR den Personenverkehr nachhaltig zu ermöglichen“, so Sprecherin Klask.
Bei einer Wiederaufnahme des Personenverkehrs müsse der Aufgabenträger in eine den Richtlinien entsprechende Zugsicherung der Strecke (derzeit sei nur ein sogenannter Einzugbetrieb möglich) sowie in den Umbau der Bahnübergangssicherung an Haltepunkten und Bahnhöfen investieren. Dabei gehe es um Anpassungen der Schließzeiten für den Schienenpersonennahverkehr. „Außerdem ist ein Aus- und Neubau der TER-eigenen Bahnsteige erforderlich“, berichtet die RVR-Sprecherin.
Barbara Klask abschließend: „Die beiden Bahnsteige in Oberwengern und Volmarstein stehen im Eigentum der DB Netz AG, so dass die TER GmbH hierzu keine Angaben machen kann.“
Applaus von der Kreis-CDU
Vor Jahrzehnten wurde der öffentliche Personenverkehr auf der Ruhrtalbahn-Strecke am südlichen Ufer von Wetter eingestellt, seit Monaten laufen nun Pläne zur Reaktivierung.
Zu verstärkten Nutzungsplänen auf dieser Trasse mit Essen-Hattingen-Herbede-Wengern-Hagen und Witten-Wengern-Hagen erhält der VRR Zuspruch von der Kreistagsfraktion der CDU. „Die Reaktivierung alter Bahnstrecken ist gerade im Hinblick auf die Entlastung unserer Straßen ein Teil der notwendigen Verkehrswende. Schließlich ist das Verlagern von Verkehr auf die Schiene auch im Sinne des Klimaschutzes absolut begrüßenswert“, so der Kreisvorsitzende Oliver Flüshöh.
Seit Sommer 2020 setzt sich der Kreistag mit dem Thema auseinander. Ein gutes Jahr später hatten die Christdemokraten das Thema noch einmal initiativ in den Mittelpunkt gerückt.
Angebot deutlich erhöhen
„Nachdem wir den Stein ins Rollen gebracht haben, begrüßen wir umso mehr die nun veröffentlichten und konkret gewordenen Pläne des VRR, ab dem Jahr 2032 wieder Zugverkehr von Hattingen über Blankenstein und Witten bis nach Hagen vorzusehen“, so Ulrich Oberste-Padtberg (CDU Witten). Auch im Hinblick auf die Internationale Gartenausstellung 2027 sei die Reaktivierung eine positive Entwicklung, der Kreis rücke so näher zusammen.
Auch interessant
Laut Flüshöh seien noch weitere Anstrengungen und Überlegungen notwendig. „Wir haben darum gebeten, dass die Kreisverwaltung möglichst bis zum Sommer ein Konzept erarbeitet, wie die vom Land NRW geplante Erhöhung des Angebotes im ÖPNV um mindestens 60 Prozent bis zum Jahr 2030 im Ennepe-Ruhr-Kreis erfolgen kann.“