Wetter/Witten. CDU-Antrag: Der Ennepe-Ruhr-Kreis prüft, ob sich die Bahnstrecke südlich der Ruhr über Wengern und Volmarstein für den Personennahverkehr eignet.

Vor Monaten kam Hoffnung auf, nun steht die konkrete Prüfung an: Der Ennepe-Ruhr-Kreis analysiert, ob auf der alten Bahnstrecke entlang der Ruhr zwischen Hattingen und Hagen über Witten sowie Wetter künftig regulär Züge fahren können. Kürzlich hatte die CDU-Fraktion im Kreistag dazu einen Antrag eingereicht. Davon könnten womöglich mal Bürger aus den südlichen Stadtteilen Wengern und Volmarstein profitieren, die seit Jahren auf dem Weg zum Bahnhof stets den Fluss überqueren müssen.

Bekanntlich rollt der Regionalverkehr mit S-Bahnen nördlich der Ruhr und hält in Alt-Wetter. Nun stehe andererseits nicht die Wiederbelebung des 2019 weitgehend eingestellten Ruhrtalbahn-Angebots im Fokus, sondern eine ÖPNV-Aufwertung. Zumal der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) vor einiger Zeit mit Blick auf neue Konzepte neun Verbindungen zur Reaktivierung ins Gespräch gebracht hatte, auf denen der Betrieb wegen fehlender Wirtschaftlichkeit eingestellt worden war. Darunter jene hier am südlichen Ufer, die als Ausweichstrecke dient und wo seit Jahren fast nur Güterzüge unterwegs sind.

Der Prüfauftrag für die Kreisverwaltung, die dabei auch die Städte Witten und Wetter einbinden soll, umfasst zwei Strecken: einmal entlang der Ruhr von Hattingen über Herbede, Bommern und Wengern, zudem vom Hauptbahnhof Witten über das Ruhrviadukt hin zum ehemaligen Bahnhof Bommern-Höhe und Wengern jeweils bis Hagen. Im CDU-Antrag heißt es: „Die Möglichkeit, Park-and-Ride-Parkplätze in Oberwengern, Wengern und Bommern zu schaffen und diese an den Busverkehr anzubinden, kann zu einer erheblichen Verbesserung des ÖPNV und damit auch zu einer erheblichen Minderung klimaschädlicher Emissionen führen.“

Infrastruktur noch vorhanden

Die Schienen an der Haltestelle in Witten-Bommern sind schon zugewuchert. Die Ruhrtalbahn hält dort nicht mehr, weil der Betrieb eingestellt wurde. Der Museumszug des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahlhausen ist in diesem Jahr wegen Corona bisher auch noch nicht gefahren.
Die Schienen an der Haltestelle in Witten-Bommern sind schon zugewuchert. Die Ruhrtalbahn hält dort nicht mehr, weil der Betrieb eingestellt wurde. Der Museumszug des Eisenbahnmuseums Bochum-Dahlhausen ist in diesem Jahr wegen Corona bisher auch noch nicht gefahren. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Jan Herbrechter von der Jungen Union meint: „Die generelle Infrastruktur ist vorhanden.“ An einigen Haltepunkten stehen demnach noch Bahnsteige zur Verfügung, wobei die Verbindung nicht komplett elektrifiziert sei. Streckenabschnitte ohne Oberleitung könnten dann mit modernen Triebwagen mit Akku-Antrieb überbrückt werden, erklärt Stadtverbandsvorsitzender Oberste-Padtberg die Pläne der CDU Witten vor dem Hintergrund von Verkehrsproblemen im dortigen Stadtteil Herbede ab 2024.

Auch weitere Varianten stehen im Raum. So könne etwa laut Prüfauftrag eine Bahn von Herbede nach Bommern fahren. Oberste-Padtberg: „Oder warum führt man nicht eine der drei Bahnverbindungen vom Hauptbahnhof Witten Richtung Hagen über das Viadukt und auf der südlichen Ruhrseite entlang?“ Beispielsweise als temporäre Lösung oder doch dauerhaft als Beitrag zur gewollten Verkehrswende.

All diese Optionen werde der Kreis nun prüfen, sagt Uwe Tietz, Abteilungsleiter für Kreisentwicklung und Mobilität. Zusätzlich soll eine „Potenzialanalyse“ ermitteln, wie viele Fahrgäste für die möglichen neuen Strecken gewonnen werden könnten.

Auch touristische Aspekte beachten

„Aber wir werden das auch touristisch betrachten“, sagt Tietz und denkt an die Internationale Gartenbauausstellung 2027. Mit einer Zugverbindung entlang der Ruhr könnten die Attraktionen von Witten, Wetter, Hattingen, Hagen und Herdecke – wo bekanntlich der Teckel seit 2019 nicht mehr verkehrt – besser angebunden werden. Auch werde der EN-Kreis Umstiegs- und Anschlussmöglichkeiten für den Ruhrtalradweg ins Auge fassen.

Nostalgische Ausflugsfahrten fallen 2020 wegen Corona bisher aus

Im Juli 2019 hatte Ruhrtalbahn-Chef Stefan Tigges das endgültige Aus für die nostalgischen Fahrten mit dem Haltepunkt Wengern Ost verkündet. Danach setzte das Eisenbahnmuseum Bochum (testweise auch das Ratinger Unternehmen Railflex) weiter alte Züge auf jener Uferseite touristisch ein. In diesem Jahr fiel dieses Angebot wegen Corona bisher aus.

1971 wurde der öffentliche Personenverkehr auf der Strecke zwischen Hattingen und Wengern Ost eingestellt. Eigentümer des Streckenabschnitts ist der Regionalverband Ruhr. Heute verkehren dort noch Güterzüge.

Die Eisenbahnfreunde Witten schrieben über den Bahnhof Oberwengern, dass dieser 1874 entstand und 1906 jenen Namen erhielt (zuvor Volmarstein). Ab 1981 hielten dort noch Museumszüge, ehe seit 1989 nur noch in Wengern Ost gestoppt wird.

Nach der Aufgabe des Gebäudes in Oberwengern gab es Pläne für einen Blumen- und Gartenmarkt. Daraus wurde aber nichts. Daher erfolgte der Abriss.

Das Projekt sei sehr aufwendig, so der 59-jährige Raumplaner. Die Prüfung aller Optionen werde sicher bis Ende 2021 dauern. Mit an Bord seien der Regionalverband Ruhr (RVR), der VRR und die Landesregierung. Letztere hat ein Programm zur Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken aufgelegt. Der RVR prüft derzeit auch eine Direktverbindung Witten-Recklinghausen.

Überlegungen 2014 verworfen

2014 hatte der VRR Überlegungen beendet, die Regionalbahn (RB) 40 auf die Wengeraner Seite der Ruhr zu verlegen. Das stand während der Überarbeitung des Fahrtzeitenkonzepts zur Debatte, um einen festen 15- oder 30-Minutentakt auf allen Strecken zu erreichen. Doch damals sah der VRR „wenig Potenzial“ für eine Verlagerung der Ruhr-Lenne-Bahn an das andere Ufer.

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Noch ein Rückblick: Bis 2007 hielten Züge etwa noch am Bahnhof Oberwengern, wenn auf der anderen Ruhrseite beispielsweise Gleisarbeiten anstanden. Einige Jahre später wurde dort das Gebäude abgerissen. Heute gibt es an der Stelle auch keinen Bahnsteig mehr.