Winterberg. . Mit der Doppelseilrutsche Astenkick kann man in Winterberg 1000 Meter in die Tiefe rauschen. Der rasante Sitzend-Flug im Video.

Der Name ist Programm bei der neuen Attraktion in Winterberg: Astenkick heißt die Doppelseilrutsche, die zweitlängste „Megazipline“ Europas, die Anfang August in Altastenberg in Betrieb genommen wurde. Grund genug für einen Selbsttest.

Welcher Teufel hat mich bloß geritten? Für „Himmelsstürmer, Muttester und Schon-Alles-Kenner“, verspricht die Webseite des Astenkick. Soeben hat mir Christian Mienert (34) das Tragegeschirr mit Gurtsystem und Karabinerhaken zum Sitzend-Flug angelegt, das mich mit der Rolle am Stahlseil verbindet. Ich stehe mit dem Astenkick-Betreiber am Startturm auf 780 Metern Höhe und blicke erst nach unten, dann in die Ferne. Das Traumpanorama auf die Sauerländer Berge und Wälder nehme ich nicht mehr wahr. Ich spüre die Anspannung. Was erwartet mich bei der 1000 Meter langen und 125 Höhenmeter überwindenden Tempofahrt ins Tal? Ich hänge nicht in den Seilen, aber am Seil.

Technisches Equipment für spektakuläre Doppelseilrutsche kommt aus Südtirol

Vor vier Jahren, erzählt Christian Mienerts Vater Horst, ist der Familie aus Winterberg die Idee einer Doppelseilrutsche im Sauerland gekommen. „Wir haben einen Bericht über eine Anlage in Südamerika gelesen und waren fasziniert.“ Dann erfuhren die Mienerts, dass eine Firma in Südtirol das technische Equipment – von den Seilen bis zu den Rollen- und Bremssystemen – herstellt. Die Familie investierte mehr als eine halbe Million Euro und hat jetzt einen TÜV-abgenommen Nervenkitzel, der auch im Winter zu erleben sein soll. #

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Nach dem Zip kommt der Kick: Es macht Zip, als Christian Mienert per Hand den Start auslöst. Augen zu und durch. „Ich sage immer den Gästen: Lassen Sie bloß die Augen geöffnet und genießen Sie den Flug“, hatte Horst Mienert vorher gesagt. Sein Wort in meinen Ohren. Dem rasenden Reporter weht der Wind um die Nase, während die ­Rolle am Seil über mir vor sich hin pfeift. Kurz blicke ich auf die Ski­piste „Westfalenhang 2“ unter mir, dann konzentriere ich mich wieder auf die Mini-Lenkung über dem ­Tragegeschirr. Jeder Windstoß verleiht mir Flügel. Mit leichten Handbewegungen nach rechts oder links balanciere ich mich aus. Schließlich habe ich mir eine Geradeausfahrt ohne Drehungen vorgenommen. Ich komme auf bis zu 70 Stunden­kilometer, am höchsten Punkt bin ich 50 Meter über dem Boden. Nach eineinhalb Minuten ist mein erstes Speed-Date am Astenkick zu Ende. Mit Hilfe des Bremssystems fahre ich gemächlich in den Zielturm ein. Ich spüre für kurze Zeit meine Hände vom Festhalten am Lenker. Oder besser: Festkrallen. „Bei der ersten Fahrt ist man noch etwas verkrampft“, so Horst Mienert.

Astenkick ist ein neues Highlight in Winterberg

„Der Astenkick passt perfekt zur Ferienwelt Winterberg“, sagt Christian Mienert. Der bekannte Wintersportort baut sein Angebot als Sommerausflugsort massiv aus. Bei den Outdoor-Aktivitäten darf es gerne auch etwas Nervenkitzel sein. Warum eigentlich? „Man kann aus dem Alltag ausbrechen und ein schnelles Erlebnis konsumieren“, sagt Christian Mienert. Der Tourismusexperte Dominik Rossmann: „Durch die neuen Medien und die Flut an Informationen ist alles schneller und multioptionaler geworden. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Erleb­nissen.“

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In zwei Minuten Autofahrt hat mich Horst Mienert vom Ziel wieder zum Startturm gebracht. Nach dem Flug in Sitzposition geht es liegend nach unten. „Liegend ist die Überwindung etwas größer als beim Sitzen“, sagt Christian Mienert, „man fühlt sich mehr ausgeliefert.“ Los geht’s. Ich baumele über dem Abgrund, habe aber dank des festen Tragegeschirrs nie das Gefühl, in eine gefährliche Situation geraten zu sein. Die eineinhalb Minuten sind wahrlich wie im Flug vergangen. Es war ein Genuss mit hohem Suchtpotenzial, ein Nervenkitzel, bei dem das Herz aber nicht in die Hose rutscht. „Die Anlage soll jeder benutzen können“, sagt Christian Mienert, „es soll ein Kick für die ganze Familie sein.“