Herdecke. Spitzwinklig ist in Herdecke der Abzweig Attenbergstraße zur oberen Hauptstraße. Das soll sich ändern, Stichworte Sackgasse und Spaeter-Kurve.
Wer im Matheunterricht aufgepasst hat, kann mit dem Begriff „spitzwinklig“ etwas anfangen. Wer sich nicht so für Dreiecke und Gradverhältnisse interessiert (hat), kann sich an einer Örtlichkeit in Herdecke ein Bild von einer solch geometrisch besonderen Situation verschaffen. Es handelt sich um den schwierigen Abzweig aus der Attenberg- in die obere Hauptstraße.
In der Ratssitzung standen kürzlich die geplanten Straßenbaumaßnahmen von 2023 bis 2027 auf der Tagesordnung, einstimmig sprach sich die Politik für das vorgelegte Sanierungskonzept aus. Auf dieser Priorisierungsliste fehlt jedoch die Attenbergstraße. Dabei sei deren Zustand „desolat“, sagte Andreas Schliepkorte als Leiter der Technischen Betriebe Herdecke (TBH) und bestätigte damit den Tenor des Antrags der Koalition. Die Verkehrsplaner haben aber weitergehende Pläne: Sie wollen diese Strecke nicht nur grundüberholen, sondern wegen des problematischen Abzweigs in die obere Hauptstraße vor allem ein neues Zufahrtskonzept erarbeiten
Grundstück bereits gekauft
„Es gibt Überlegungen, die Attenbergstraße über die so genannte Spaeter-Kurve anzubinden“, erklärte Schliepkorte und blickte gedanklich zur Kreuzung an der Bundesstraße 54 nahe der Bahnunterführung. Dort, in der Nähe der Firma Westfälisches Schäl- und Blankstahlzentrum, befindet sich bereits eine Treppe, über die Fußgänger am Ende der Hauptstraße in die Attenbergstraße hinuntergehen können. Für eine veränderte Pkw-Anfahrt bräuchte es einen neuen Bebauungsplan. Das dauert seine Zeit, daher taucht diese Örtlichkeit nun auch nicht bei den priorisierten Maßnahmen auf. Die Stadt habe aber bereits vorzeitig ein Grundstück gekauft, um die Idee eines Tages umsetzen zu können. Zudem stehe in dem Zusammenhang die Sanierung eines dortigen Bach-Gewölbes auf der Agenda.
Zum Entwurf gehört demnach auch, die Attenbergstraße gegenüber von der Rampe hinauf zum Bahnhof für Autos abzuriegeln und dort eine Sackgasse einzurichten. So würden am Zusammentreffen mit der oberen Hauptstraße die schwierigen Abbiegeverhältnisse verschwinden, mit denen sich viele an dieser spitzwinkligen Stelle permanent konfrontiert sehen.
Eine Vorab-Asphaltsanierung am Attenberg bezeichnete Schliepkorte als Flickwerk, damit würde die Stadt Herdecke „Mittel in den Sand setzen“. Über die folgenreichen Änderungspläne habe die Verwaltung Anwohnerinnen und Anwohner mit einem Schreiben informiert. Daniel Matißik als Leiter des Bau- und Planungsamtes nannte es ebenfalls sinnvoll, die Örtlichkeit als Gesamtmaßnahme zu sehen und diese an die anvisierte Sanierung der Hauptstraße zu koppeln.
Aus den Reihen der Politik kamen wohlwollende Reaktionen. CDU-Fraktionsvorsitzender Patrick Wicker befürwortete das erläuterte Vorgehen ebenso wie SPD-Ratsherr Ulrich Schwellenberg. „Auch wir wurden zur Attenbergstraße angesprochen, dort ist lange nichts passiert, nun können wir dort ein Zeichen setzen“, sagte er.
Anwohner macht Ärger Luft
Zuvor hatte ein Anwohner aus der oberen Hauptstraße in der öffentlichen Sitzung seinem Ärger Luft gemacht. Er wohne seit 40 Jahren hier, den Ratsmitgliedern und der Stadtverwaltung rief er zu: „Herdecke verkommt immer mehr. Hier passiert seit ewigen Zeiten nichts, in Ende dagegen schon. Wir bekommen keine Informationen zur Wiederherstellung der Hauptstraße und wann sich dort etwas tut.“ Er sei so genervt, dass er über einen Wegzug nachdenke. Wenn er beispielsweise bei Regen auf dem Weg nach Hause sei, werde er auf dem Bordstein durch vorbeifahrende Autos und Pfützen nass.
Weiterer Antrag
CDU, Grüne und FDP hatten in der Ratssitzung neben der Attenbergstraße ebenfalls erfolgreich beantragt, den Abschnitt Kermelberg (Höhe Hausnummer 20) bis zur Wilhelm-Huck-Straße 2b in die Straßenbaumaßnahmen-Liste 2023-2027 aufzunehmen.
Diese Straße steht nun – wie viele andere auch – in der Rubrik „Folgejahre“.
Darauf entgegnete Andreas Schliepkorte, dass die Sanierung der oberen Hauptstraße für 2025/2026 geplant sei, dem stimmte der Rat zu. Nach den Irritationen und dem Ärger im Fachausschuss über den TBH-Zeitplan sowie fehlende Informationen haben sich die Wogen mittlerweile geglättet. Die Technischen Betriebe legten den Fraktionen nun eine längere Beschlussvorlage vor. In dieser geht es um die Zusammenhänge von Straßensanierungen und dem zu erstellenden Hochwasserschutzkonzept für das gesamte Stadtgebiet, das zugleich wichtig für den Umgang mit der Engstelle des Herdecker Bachs an der Hauptstraße/Schmale Straße sei. Dabei handele es sich insgesamt um ein komplexes Verfahren.