Herdecke. Die Sanierung der Halle der Schraberg-Schule dauert laut Stadt Herdecke wegen eines Dachdecker-Fehlers länger. Auch Eingangsklassen festgesetzt.

Eigentlich sollte es laut Tagesordnung in der Fachausschuss-Sitzung zuvorderst um die Festsetzung der Eingangsklassen in Herdeckes Grundschulen für 2023/24 gehen. Doch zunächst überlagerte eine schlechte Nachricht des Beigeordneten Dennis Osberg die Beratungen. Er berichtete den Fraktionen von einem Bauschaden an der Turnhalle neben der Schraberg-Schule.

Seit Herbst 2021 kann die Stadt Herdecke die marode Halle in der Neuen Straße mit Fördergeld sanieren. Nun aber habe ein Dachdecker die neue Abdeckung nicht richtig abgedichtet, so dass Regenwasser von oben in das Gebäude lief und die neue Deckenstrahlheizung beschädigte. „Dieser Vorfall verzögert die Maßnahme. Es gab schon diverse Termine mit Sachverständigen und Versicherungen. Vermutlich kommt es zu einem Rechtsstreit“, erklärte Osberg, wobei auf die Stadt wohl keine Kosten zukommen.

Das Ziel der Verwaltung: Die Turnhalle provisorisch fertigstellen, damit dort voraussichtlich ab Februar oder März wieder Sportler aktiv sein können. Wann und wie der Austausch der defekten Heizung erfolge, stehe derzeit noch nicht fest. Der Beigeordnete hofft und sei optimistisch, dass die Bezirksregierung das bis Ende 2022 laufende Förderprogramm für diesen Fall in Herdecke verlängere, zumal die Stadt keine Verantwortung für diesen unvorhersehbaren Schadensfall trage.

Ein Platz für jedes Herdecker Kind

Zur Festsetzung der insgesamt zehn Eingangsklassen teilte dann Jessica Rausch als zuständige Amtsleiterin mit, dass die Stadt 238 anmeldepflichtige Kinder aus Herdecke für das Schuljahr 2023/24 ermittelt habe. 224 künftige i-Dötze erhalten einen Platz in einer der vier Grundschulen. Es gebe noch ungeklärte Fälle, wobei manche zum Beispiel auch auswärtige Waldorfschulen besuchen wollen.

Die Aufteilung: Die Robert-Bonnermann-Schule nimmt 63 i-Dötze in drei Klassen auf, zur Werner-Richard-Einrichtung gehen 45 Kinder, zweizügig wird es für 51 Mädchen und Jungen an der Grundschule Hugo Knauer, drei Eingangsklassen entstehen am Schraberg für 67 Schulanfänger. Da dort bereits ein zweistöckiger Container mehr Platz bietet, soll die Einrichtung weitere Kinder mit einer derzeit noch ungeklärten Anmeldesituation aufnehmen. Zehn Kinder aus Ende müssen wohl zum Schraberg pendeln. Das sei nicht optimal, sagte Patrick Wicker von der CDU, lobte aber generell die Aufteilung, da die somit entstehenden Klassengrößen mit weniger als 30 Kindern doch ein ordentliches Lernen ermöglichen sollten.

Seiteneinsteiger als Herausforderung

Das zuständige Amt meldet für Herdecke im Zeitraum Ende September bis 24. Oktober 15 neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler, neun aus der Ukraine und sechs aus anderen Ländern. Acht Mädchen und Jungen entfallen auf die Grundschulen, sechs auf die Sekundarstufe I, dazu ein Neuzugang am Berufskolleg. Zwei dieser Fälle seien organisatorisch abgeschlossen, 13 noch in der Vermittlung.

Die Integration dieser sogenannten Seiteneinsteiger mache auch der Realschule zu schaffen, die suche Personal. „Auf eine Ausschreibung hat sich niemand gemeldet, der Lehrer-Markt ist leer gefegt“, so Rektorin Anke Lohscheidt. Besonders schwierig sei es, wenn (wie nun geschehen) eine nicht alphabetisierte Zehntklässlerin vor der Tür stehe. „Die hatte noch nie einen Stift in der Hand.“

Als spannendes Thema erwies sich in der Sitzung der Umgang mit auswärtigen Kindern, zumal das Recht der freien Schulwahl gilt. 15 Erstklässler aus anderen Städten (darunter Geschwister oder Teilnehmende des Begabtenprogramms „LemaS – Lernen macht Schule“) können im nächsten Sommer drei der vier Herdecker Grundschulen besuchen. Es habe aber weitere Anmeldungen aus Hagen, Dortmund, Witten oder auch Wetter gegeben. In Absprache mit den Schulleitungen habe die Stadt aber viele Absagen erteilt.

Matthias Wittler von der Werner-Richard-Schule (zugleich ein sogenanntes Zentrum für Begabungsförderung) sagte, dass er das „ambivalent“ sehe: „Wir haben zum Beispiel zehn Schüler aus Nachbarstädten abgelehnt, da blutet einem beim Antwortschreiben schon mal das Herz.“ Zu berücksichtigen sei aber, dass womöglich weitere Flüchtlingskinder zu unterrichten seien. Und diesbezüglich müssen die Einrichtungen schon jetzt enorme Herausforderungen meistern. „Manche kommen mit null Sprachkenntnissen zu uns“, so Wittler.

Das bestätigte auch Schulleitungs-Kollegin Sabine Jessinghaus vom Schraberg. Auch sie sei angesichts der noch überschaubaren Klassengrößen dankbar und berichtete, dass Personal für zusätzliche Unterrichtsstunden für Flüchtlingskinder kaum zu bekommen sei.

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Grundsätzlich müsse das Herdecker Schulamt laut Rausch eine gewisse Reserve vorhalten, um auf weitere Flüchtlings-Zuweisungen reagieren zu können. Das gelte auch für weiterführende Schulen.