Herdecke. Zuwanderung und steigende Geburtenzahlen setzen sich bis etwa 2025 fort. Deswegen soll Herdecke den Schulplatzbedarf prüfen und ausbauen.

Neue Entwicklungen, bekannte Tendenzen: Im Fachausschuss erhielten kürzlich die Fraktionen Einblicke aus Herdecker Sicht in den zweiten Bildungsreport des Ennepe-Ruhr-Kreises. Den stellte Emanuel Hartkopf aus der entsprechenden Abteilung vor – und lieferte einige Diskussionsanlässe.

In seiner Analyse führte der Experte aus, dass es in Herdecke zwischen 2015 und 2020 einen Anstieg in der bildungsrelevanten Zielgruppe gab. Also mehr Kinder, die Plätze in Kitas oder Schulen benötigen. Hartkopf sagte, dass sich vermehrte Zuzüge/Zuwanderung und die Folgen steigender Geburtenzahlen bis mindestens zur Mitte dieses Jahrzehnts fortsetzen. Dann könnte es bis zu Beginn der 2030-er Jahre stagnieren oder abnehmen. Aktuell empfiehlt er: „Den Bedarf an Schulplätzen prüfen und ausbauen.“

Ganztagsbetreuung auch im Blick

Mit den vier Grundschulen decke Herdecke (wie der gesamte Kreis) alle Siedlungsbezirke ordentlich ab. Die Zahl der Einschulungen sei hier relativ deutlich, aber ungleichmäßig gestiegen. An allen vier Standorten gebe es offene Ganztagsangebote, die Betreuungszahlen und -quoten haben sich zuletzt kaum verändert. Da aber mit einem Anstieg von Kindern zu rechnen sei, wachse diesbezüglich bald der Bedarf. Zu beachten seien auch der Rechtsanspruch ab 2026 und Mindestbetreuungsquoten aus Kindertagesstätten.

Steigende Zahlen im Sekundar-Bereich

In den weiterführenden Einrichtungen sehe es aus geografischer Sicht ungleich verteilt aus, das führe zu Fragen zur Erreichbarkeit und Mobilität. „Herdecke wird hier eine der ersten Kommunen mit steigenden Zahlen im Sekundar-Bereich sein“, so Hartkopf, der insgesamt eine ausgeglichene Statistik für ein- und auspendelnde Schüler vorlegte. Auffällig sei nur die Menge, die auswärtige Waldorfschulen ansteuern.

Sehr häufige Gymnasialempfehlung

Am heimischen Gymnasium und an der Realschule gab es über längere Zeit rückgängige Schülerzahlen, diese steigen bald wieder, so Hartkopf. Mit einer stärkere interkommunalen Zusammenarbeit lasse sich das „vielfältige, attraktive und gut erreichbare Schulangebot“ im Kreis sichern, so der Bildungs-Fachmann, der in Herdecke eine sehr häufige Gymnasial-Empfehlung für Viertklässler sehe. Das bestätigte Anke Lohscheidt. Die Realschul-Leiterin stemme sich gegen das gesellschaftliche Credo „Ohne Abi ist man heute nichts“. Vorerst aber habe Herdecke kreisweit die mit Abstand höchste Übergangsquote von Grundschulen zum Gymnasium. Hartkopf: „Durch Corona hat sich zudem im gesamten EN-Kreis die Zahl der Schulformwechsel halbiert.“ Auch Abgangszahlen gingen zurück, so dass sich die Wirtschaft derzeit mit einem geringeren Nachwuchspotenzial arrangieren müsse.

Raumbedarf neu prüfen

In der Debatte beantragte Andreas Disselnkötter (Grüne), dass die Stadtverwaltung vor dem Hintergrund der seit 2015 stark angestiegenen Anzahl an Kindern in Herdecke die aktuelle Raumplanung in den Grundschulen überprüfen soll. „Müssen wir da nachjustieren? Im Kita-Bereich haben wir das verpennt, obwohl das Problem bekannt war. Das sollten wir nicht noch einmal sehenden Auges erleben.“ Während die Beigeordnete Bettina Bothe an sinkende Zahlen zur Jahrzehnts-Mitte, vorhandene Erweiterungskonzepte und den Lehrermangel erinnerte, relativierte auch Hartkopf, dass sich die Zuwanderungsfolgen kaum vorhersehen lassen. Gleichwohl „laufen die Systeme in den nächsten Jahren voll“. Mit einer Stimme Mehrheit wurde der Antrag angenommen.

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