Herdecke. Was „größer denken“ in Bezug auf die Kindergartenplätze in Herdecke bedeutet

Immer mehr Kinder, immer mehr Bedarf für Kindergartenplätze. Die Koalitionsparteien CDU, Grüne und FDP haben jetzt die Schaffung eines zusätzlichen Kindergartens in Herdecke ins Gespräch gebracht. Vorläufig, so das Ergebnis der Beratungen im Jugendhilfeausschuss, soll schon mal eine weitere Großtagespflege den Betreuungsnotstand lindern.

Eine erste Großtagespflege gibt es bereits in der Stadt. Im Herbst vor drei Jahren hat an der Goethestraße das Eulennest in Trägerschaft des GVS aufgemacht. Neun Kinder können in einer solchen Einrichtung maximal gemeinsam betreut werden. Die Verwaltung hatte eine zweite Großtagespflege in Aussicht gestellt und entsprechende Verhandlungen mit möglichen Trägern geführt. Im Jugendhilfeausschuss wollte Jassin El-Atmani von den Grünen die Sache überraschend „größer denken“.

Ein kompletter zusätzlicher Kindergarten schwebt ihm und den verbündeten Parteien vor. Zwei Gruppen sollen bereits im nächsten August an den Start gehen, zwei weitere später. Die Stadt soll entsprechend planen und nach einem geeigneten Träger suchen. So stand es in einem Antrag, der einigen Ausschussmitgliedern zu unvermittelt kam und der am Ende zurück gezogen wurde. Die Idee eines weiteren Kindergartens war damit aber nicht verworfen sondern nur zeitlich in etwas andere Bahnen gelenkt.

Zunächst stellte die Koalition ihren Kindergartenplan als Ersatz für den Ausbau der Großtagespflege vor. Lediglich neun zusätzliche Plätze waren für Jassin El-Atmani perspektivisch „nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Allerdings könnten diese Plätze verhältnismäßig schnell geschaffen werden, warb Bettina Bothe von der Sozialverwaltung „für das kurzfristige Angebot, das immerhin neun Kindern hilft.“ Den Bedarf von vier Gruppen sah die Beigeordnete noch nicht als erwiesen an. Überkapazitäten, so Jugendamtsleiterin Daniele Leogrande, könnte alle Träger im Stadtgebiet später teuer zu stehen kommen.

Bei der Einrichtung der zusätzlichen Großtagespflege ist die Verwaltung schon ziemlich weit. Die bisherigen Träger von Kinderbetreuungseinrichtungen haben zwar unter Hinweis auf die andauernden Krisenlagen und den Personalkräftemangel abgewunken. Dafür zeigt sich Funtime Care interessiert. Aktuell bietet Funtime in Herdecke Kinderbetreuung im Rahmen eines Flüchtlingsprojektes an. Funtime hat für die Tagespflege eine geeignete Wohnung im Auge und könnte im nächsten Jahr starten.

Nun soll sich der Unterausschuss Jugendhilfeplanung möglichst schnell mit den Überlegungen für einen zusätzlichen Kindergarten in Herdecke beschäftigen. Eine Rolle wird dabei sicherlich auch der Ort sein, an dem sich ein Kindergarten ansiedeln lässt. Jassin El-Atmani brachte die ehemalige Vinkenberg-Schule ins Gespräch. Sie war schon einmal vorübergehend Kita, als die neue Einrichtung Sonnenhaus des GVS an der Goethestraße nicht rechtzeitig fertig geworden war, ansonsten aber gilt sie als nicht geeignet. Auf ein anderes Problem macht Pia Blothe (Die Partei), selbst Erzieherin an einer Kita, aufmerksam: „Leute für die Kitas werden händeringend gesucht.“

In den vergangenen Monaten sind zahlreiche neue Kindergartenplätze in Herdecke entstanden.

Der Walldorfkindergarten ist am neuen Standort größer geworden.

Der GVS hat mit dem Sonnenhaus an der Goethestraße eine weitere Kita eröffnet.

Der evangelische Kindergarten an der Spinngasse hat erst im vorigen Monat die Erweiterung offiziell gefeiert.

Am Kuckuck wird die GVS-Kita erweitert.

Die katholische Kirche steht vor einem Umbau ihrer Kita an der Wallstraße.

>>> Der Kommentar: Gute Nachricht für Eltern

Da müht sich eine Verwaltung über Monate, den Politikerwillen umzusetzen und einen Träger für eine gewünschte Großtagespflege zu finden - und dann sieht es so aus, als wenn die Koalitionsmehrheit plötzlich stattdessen etwas ganz anderes will. Dabei macht eine Großtagespflege durchaus Sinn, selbst wenn nebenher ein zusätzlicher Kindergarten auf den Weg gebracht wird. So hat der Jugendhilfeausschuss am Ende dafür plädiert, die Kindergartengründung voran zu treiben und die Tagespflege deshalb nicht zu lassen.

Für Eltern auf der verzweifelten Suche nach einem Kindergartenplatz ist das eine gute Nachricht. Dank einer schnellen Lösung und einer Idee mit Perspektive.