Herdecke. Ein Tag der offenen Tür mit rund 500 Besuchern und bereits jetzt 200 übernommenen Patenschaften: Das Project:vino scheint zu überzeugen.
200 Patenschaften auf einen Schlag – das ist das Resultat des ersten Tags der offenen Tür beim Project:vino, das am Koepchenwerk in Herdecke beheimatet ist. 700 Weinreben wurden in den vergangenen Wochen und Monaten neben dem Industriedenkmal angepflanzt, die seit neustem vermarktet werden. Am Samstag gab es einen ersten öffentlichen Einblick in die Arbeit des Teams um Initiator Elias Sturm.
„In Herdecke entsteht Neues und Einzigartiges, weil kreative Ideen ihre Chance bekommen“, so eröffnet Herdeckes Bürgermeisterin, Dr. Katja Strauss-Köster, den Tag der offenen Tür für das Project:vino im Koepchenwerk. Und das Interesse war riesig. Rund 500 Besucher drängten von 12 bis 19 Uhr auf das Gelände, um sich zu informieren.
Dafür wurde die Halle des Koepchenwerks von der Industriedenkmalstiftung zur Verfügung gestellt, da das Team des Project:vino mit der Stiftung zusammenarbeitet. Zur Erinnerung: 2017 übernahm die Stiftung das Denkmal, das kurz vor dem Abbruch stand, in ihren Besitz, da sich Bürger der Stadt Herdecke und die Arbeitsgemeinschaft (AG) Koepchenwerk e.V. für die Bewahrung des Denkmals einsetzten. So lag es nicht fern, dass auch die Vorsitzende der Geschäftsführung der Industriedenkmalstiftung, Ursula Mehrfeld, am Samstag anwesend war, wie auch Vertreter der AG Koepchenwerk.
Genau wie die Bürgermeisterin begrüßte auch Ursula Mehrfeld die Besucher zum Beginn des Infotages. „Für uns ist es die Aufgabe, Denkmäler zu schützen, so auch das Koepchenwerk“, erklärte sie und richtete zugleich das Wort an Project:vino: „Es ist bewundernswert, dass junge Leute so tolle Ideen haben und viel Arbeit rein stecken, um diese auch umzusetzen.“ Matthias Hartmann als Vertreter der AG Koepchenwerk fand ebenfalls einige anerkennende Worte, in denen er seine Freude darüber zum Ausdruck brachte, dass neben Führungen am Wochenende nun auch Zukunftsprojekte wie Vino das Koepchenwerk zum Leben erwecken.
Dann kam der große Aufritt des Projektinitiators von Vino, Elias Sturm. Der 22-Jährige sprach erstmal seinen Dank an die Industriedenkmalstiftung und an die Stadt Herdecke aus, da das Projekt ohne deren Hilfe gar nicht funktionieren würde. Der Beginn der Veranstaltung wurde zudem von einer Premiere untermalt. Uwe Schlüppmann trug seine eigens für das Projekt geschriebene Hymne live vor. „Ich dachte, dass jedes Projekt ein eigenes Lied hat, also schrieb ich auch eins für Vino“, so Schlüpmann. Passend zu der Passage „Bottles of wine“, meinte Bürgermeisterin Strauss-Köster: „Ich freue mich schon, den ersten Wein in der Hand zu halten“.
Doch auf die erste Flasche des biodynamischen Weins muss noch bis 2026 gewartet werden. Nicht ohne Grund, wie Elias Sturm erklärte, da das Projekt noch am Anfang stehe. Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee, zwischen zwei gigantischen Druckrohrleitungen Rebstöcke zu setzen? Diese Frage beantwortete Elias Sturm mit einer kleinen Geschichte aus seinem Leben: „2019 war ich ein halbes Jahr in Italien auf einem Weingut, wo ich meine Liebe für den Wein entdeckt habe. Nach dieser Zeit habe ich Praktika absolviert und wollte mein Hobby als Winzer intensivieren. Daraufhin vermittelte mich die Stadt Herdecke an die Industriedenkmalstiftung mit dem Koepchenwerk.“
Zu Beginn begann Elias Sturm allein mit der Projektplanung und der Umsetzung. Mittlerweile besteht das Team um den jungen Winzer aus einem festen Stamm von 20 Leuten. „Am meisten Spaß an meinem Hobby macht mir das Zusammensein mit Freunden“, verrät Sturm. Auch die Vielfalt des Weins und seine Komplexität fasziniere ihn. Dennoch sei es viel Arbeit. Vor allem die letzten Wochen seien sehr anstrengend gewesen, da er neben seinem Studium der Architektur viele Nachtschichten eingelegt habe, um den Weinberg erst einmal von Sträuchern zu befreien. Dabei betonte Elias Sturm nochmals, dass er uns sein Team erst am Anfang des Projekts stünde, da sie für die Vorbereitungen ein Jahr gebraucht hätten und jetzt erst langsam anfangen könnten, Reben anzubauen. Auf die Frage, welche Pläne er mit seinem Hobby verfolgt, antwortete er: „Prinzipiell setze ich die Priorität auf mein Studium und werde den Weinanbau erstmal als Hobby weiter machen. Die Fläche wäre auch zu klein, um hauptberuflicher Winzer zu sein“, schmunzelt er.
Neben dem Infotag hatten Besucher auch die Möglichkeit, eine exklusive Führung auf den Weinberg zu machen, sich durch Mitarbeiter der Industriestiftung durch die Halle des Koepchenwerks führen zu lassen und mehr über die alten Maschinen zu erfahren. Wer nun aber keine Lust hatte, die mehr als 300 Stufen zum Weinberg hinaufzusteigen, konnte sich auch einen kurzen Film, der das Team bei der Arbeit auf dem Berg zeigt, anschauen. Natürlich darf auf einer solchen Veranstaltung auch der Wein nicht fehlen. So gab es verschiedene Weine zum Verkosten, und man sah kaum einen Besucher ohne ein Gläschen in der Hand an den Tischen stehen. Für das Stillen des kleinen Hungers wurde mit selbstgemachtem Flammkuchen und Waffeln gesorgt.