Wetter. Fast 2000 Gäste besuchen an den zwei heißen Tagen das Naturfreibad Wetter, darunter auch Herdecker. Zwischenbilanz für die Saison am Harkortsee.

Der womöglich heißeste Tag des Jahres 2022. Das Thermometer klettert auch in Wetter und Herdecke nahe an die 40-Grad-Marke. Die Menschen zieht es, welch Wunder, zum Wasser oder in den Schatten. Die Lokalredaktion hat sich – eine wahrlich verrückte Idee – im Naturfreibad am Harkortsee umgehört, wie die Leute mit der Hitze am Dienstag klar kommen.

Mittagszeit. Die Sonne knallt vom Himmel. In den Becken und auf den Wiesen herrscht reger Betrieb, aber es ist nirgends überlaufen. „Wie gestern verteilt es sich wieder ganz gut, wobei heute schon mehr los ist“, sagt Leon Speckmann, eine der beiden hauptamtlichen Aufsichtspersonen vom Trägerverein „Unser Freibad am See“. Fast 2000 Besucher wollen an den zwei Tagen zu Beginn dieser Hitze-Woche auf die Anlage an der Gustav-Vorsteher-Straße. „Darunter viele bekannte Gesichter, einige kommen fast täglich. Zwei, drei Ältere sind regelmäßig hier zum sportlichen Schwimmen, wir kennen mittlerweile aber auch verschiedene Kids durch das häufige Sehen“, meint Björn Klein, ebenfalls ausgebildeter Rettungsschwimmer, und lässt einen Kontrollblick kreisen.

Auswärtige schätzen das Bad

Bei einer kleinen Umfrage bei den Badegästen zeigt sich: Viele Auswärtige (überwiegend aus Nachbarstädten, dem Ennepe-Ruhr-Kreis oder auch Wuppertal) wissen das Naturfreibad zu schätzen. „Einige nehmen eine halbe Stunde Anfahrt und mehr auf sich, obwohl es auch in ihrer Heimatstadt ein Freibad gibt“, so Student Speckmann, der seit 2019 während der Semesterferien im Naturfreibad aushilft. Klein arbeitet seit 2018 hier als Saisonkraft. Das Duo schaut sich gelegentlich auch auf den Liegewiesen um und gibt Sonnenbadenden Hinweise zum richtigen Verhalten in der Hitze. Heute aber nichts Auffälliges. „Grundsätzlich sind die Gäste hier froh, dass in dieser Saison Corona aktuell keine Rolle aktuell spielt.“

Die Hagenerin Carina Popov ist aus Vorhalle mit ihrer Tochter nach Wetter gekommen und mag das hiesige Naturfreibad.
Die Hagenerin Carina Popov ist aus Vorhalle mit ihrer Tochter nach Wetter gekommen und mag das hiesige Naturfreibad. © Steffen Gerber

Jetzt am Montag seien viele Gäste aus Herdecke gekommen, heißt es aus dem Kassenhäuschen. Einfache Erklärung: Wegen des Personalmangels am Beckenrand kann Wetters Nachbarstadt ihr Freibad am Bleichstein in dieser Saison erst mittwochs und nicht zum Wochenbeginn öffnen, auch nicht jetzt an diesen beiden heißen Tagen.

Carina Popov muss ebenfalls nur eine kurze Strecke zurücklegen, ehe sie die Harkortstadt erreicht. Die Hagenerin wohnt in Vorhalle. „Ich habe heute den ersten Tag Urlaub, den wollen wir bei dem guten Wetter hier im Freibad genießen“, sagt die Mutter von der kleinen Magdalena (zwei Jahre alt). „Wir sind mit der ganzen Familie hier, also auch der Papa und der Opa. Wir haben schon auch überlegt, bei den Temperaturen wegzufahren“, erzählt Mama Popov. „Aber warum, wenn es doch hier vor der Haustür so schön ist?“

Personalmangel

Die Personalnot in Sachen Rettungsschwimmer und Badeaufsicht hat auch der Trägerverein zu spüren bekommen. „Wir hatten letzte Woche nicht genügend Leute und konnten wochentags erst um 13 statt wie üblich um 10 Uhr öffnen“, so Vorsitzender Hagedorn.

Aktuelles Problem: Viele Kräfte der DLRG Wetter, die den Verein unterstützt, haben Urlaub oder sind derzeit an der Ostsee im Einsatz.

Unterdessen sucht sich eine andere Familie aus Hagen ein schattiges Plätzchen. Papa Erdal freut sich mit seiner Frau und den beiden Kindern Ayaz und Azra auf eine Abkühlung. „Wir waren gestern in Lünen im Freibad, das hier in Wetter kenne ich von früher. Das ist für uns einfach gut zu erreichen“, sagt der Hagener, der Urlaub hat und rund vier Stunden hier bleiben will.

Geheimtipp und humane Preise

Auch Iris Voß und Sabine Martini mögen die Anlage und das chlorfreie Wasser. Die beiden Bochumerinnen besuchen häufiger das Naturfreibad. Auch wegen der humanen Eintrittspreise. „Das ist hier so eine Art Geheimtipp, weil es nicht so überfüllt ist wie andernorts“, meinen die beiden Frauen bei ihrem diesjährigen Premieren-Aufenthalt, während sie 2021 vier Mal hier waren. Sie haben Getränke und etwas Obst für ein Picknick mitgebracht, freuen sich aber auch auf den Pommes-Mittagsimbiss am Kiosk.

Dort musste der Trägerverein wegen der allgemeinen Entwicklungen viele Preise anheben, so Bernd Hagedorn als Vorsitzender des Trägervereins. „Die Portion Fritten kostet jetzt zwei Euro, vor fünf oder sechs Jahren war es nur ein Euro. Wir versuchen aber, für die Kinder alles möglichst preisgünstig anzubieten“, sagt Hagedorn und erwähnt, dass der Eintritt genau so viel kostet wie im letzten Jahr.

Björn Klein (links) sowie Leon Speckmann haben Aufsicht und freuen sich über viele Gäste, die auch aus Hagen oder Bochum ins Naturfreibad Wetter kommen.
Björn Klein (links) sowie Leon Speckmann haben Aufsicht und freuen sich über viele Gäste, die auch aus Hagen oder Bochum ins Naturfreibad Wetter kommen. © Steffen Gerber

Bisher, das bestätigt sowohl der Vorsitzende als auch das Aufsichts-Duo Klein/Speckmann, laufe die Saison gut und reibungslos. Seit dem Saisonstart am zweiten Juni-Wochenende passierten bis zur Hitze-Periode am Montag und Dienstag mehr als 8500 Gäste den Eingang des Naturfreibads Wetter. „Wir wünschen uns bis zur Schließung im September 20.000“, sagt Bernd Hagedorn.

Der Vorsitzende des Trägervereins „Unser Freibad am See“ ist zufrieden mit den vergangenen Wochen. „Was wir aber schon auch merken ist, dass bei den Gästen das Geld nicht mehr so locker sitzt“, berichtet Hagedorn von sinkenden Umsätzen am Kiosk in der Laufenden Saison.

Die wiederum dauert (wie üblich) bis zum Kanupolo-Turnier des KC Wetter am 17./18. September. Besonderheiten in diesem Jahr: Am 3. September stellt der Trägerverein das Gelände für die Premiere einer Senioren-Disco zur Verfügung, zudem wollen die Kanu-Polo-Spieler dann noch ein zweites Turnier austragen. „Ob das beliebte Hundeschwimmen bei uns im Naturfreibad zum Saisonende wieder stattfinden kann, ist derzeit noch ungewiss“, sagt der Vereinsvorsitzende.

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Während technisch bisher alles ohne Auffälligkeiten laufe, musste der Trägerverein am Dienstag wegen eines Wespennests auf der Liegewiese aktiv werden. Der Schädlingsbekämpfer sagte zu, das Problem zeitnah zu beheben.