Herdecke. Im Freibad am Bleichstein in Herdecke gelten ab Pfingstsamstag höhere Eintrittspreise. Es gibt Personalprobleme. Start der Sanierung ist offen.

So oder so beginnt jetzt am Pfingstwochenende eine besondere Saison im städtischen Freibad in Herdecke. Wenn sich nun ab Samstagmittag, 4. Juni, die Tore am Bleichstein öffnen, schwingt bei einigen Themen eine Portion Ungewissheit mit. Der Reihe nach.

Öffnungszeiten, Personalproblem

Bis zuletzt hat die Stadt Herdecke nach Mitarbeitenden gesucht, um mit täglich drei Verantwortlichen den Betrieb inklusive Aufsicht sicherstellen zu können. Doch mangels Personal bleibt das Freibad 2022 montags (auch Pfingsten) und dienstags geschlossen. „Das ist ein bundesweites Problem, in Essen zum Beispiel kann wegen des Fachkräftemangels nur ein Bad öffnen“, sagt Schwimmmeister Alexander Krüger und berichtet, dass Amtsleiterin Jessica Rausch frühzeitig Stellenangebote veröffentlicht habe.

„Uns haben – auch nach einem erneuten Aufruf der Bürgermeisterin – viele Herdecker ihre Hilfe angeboten. Doch dafür braucht es verschiedene Voraussetzungen“, erklärt Rausch. Nur wenige wie zum Beispiel Joachim Jodzio vom Ordnungsamt, der nun draußen am Bleichstein ebenso Dienst schiebt wie Jasmin Dal Canton (Fachangestellte für Bäderbetriebe), besitzen ein aktuelles Rettungsschwimmerabzeichen in Silber und sind älter als 18 Jahre. „Wir sind halt ein Ausbildungsberuf“, sagt Krüger.

Auch interessant

Konsequenz: Das Freibad soll fünf Mal in der Woche von 12 bis 19 Uhr öffnen, beim Personal ist keine Rotation möglich, Krankheitsausfälle sind gewissermaßen tabu. „Die Kollegen müssen auch am Wochenende arbeiten. Entlastung bekommen wir wohl drei Mal durch eine DLRG-Rettungsschwimmerin“, so Rausch. An das einstige Frühschwimm-Angebot denkt niemand mehr. Gleichwohl wollen die Verantwortlichen den heimischen Schulen nach entsprechenden Vor­anfragen auch mal früher als zur Mittagszeit aufschließen. Wobei bis zum Beginn der Sommerferien auch der Betrieb im direkt angrenzenden Hallenbad läuft.

Der Betrieb

Nach einer schlechten Saison 2021 (wechselhaftes Wetter, wenig Gäste, geringe Einnahmen, Corona, Reparaturarbeiten) liefen die Vorbereitung für den Pfingst-Start nun reibungslos. „Der Fliesenleger aus Witten hat gute Arbeit geleistet“, berichtet Krüger. Alle Pandemie-Vorgaben wie Masketragen oder Abstandswahrung entfallen. Am Imbissstand von Michael Smith erhalten Badegäste (Kinder bis zum dritten Lebensjahr haben freien Eintritt) wie gewohnt etwas zu essen und zu trinken. Vereine und Verbände wie die DLRG, der TSV Herdecke oder die Wasserballer und Tauchsportler können nun auch wieder mit dem Training in den Bleichstein-Becken beginnen.

Sanierung und Energiefrage

In diesen Zeiten darf ein Blick auf energetische Kosten nicht fehlen. Zumal aus diesem Grund und nach einem politischen Beschluss nun der Eintritt teurer wird. Bekanntlich ist die Technik der beiden Bleichstein-Bäder vergleichsweise alt und recht anfällig. Zwecks Sanierung hat die Stadt – wie berichtet – Fördergeldzusagen erhalten und kann nach dem Umbau beide Anlagen deutlich energieeffizienter betreiben. „Unser Ziel ist nach wie vor, das Freibad zur Umgestaltung nur eine Saison zu schließen. Ob das 2023 der Fall sein wird, ist offen“, erklärt Jessica Rausch.

Neue Technik im Schraberg-Hallenbad

Das Hallenbad Schraberg (1970 gebaut) wurde von 2015 bis 2017 insbesondere unter der Vorgabe eines energieeffizienten Betriebs saniert und läuft seither vollautomatisiert über die Gebäudeleittechnik der Stadt. In der komplett luftdichten Schwimmhalle lassen sich so der Wasserverbrauch, Chemikalien und ähnliches reduzieren. Extra wärmegedämmt sind seither Außenwände, Fenster und Dach. Herzstück ist eine Lüftungsanlage mit doppelter Wärmerückgewinnung der Verdunstungsenergie aus dem Beckenwasser. Damit wird die frische Zuluft von außen zu 80 Prozent vorgewärmt.

Wärmeenergieträger ist Erdgas. Zur Verbesserung des Wirkungsgrads und zur Kosteneinsparung plant die Stadt den Zubau einer Kraft-Wärme-Kopplung-Anlage.

Wärmeenergieträger im Freibad ist Fernwärme. Technische Änderungen lassen sich erst mit der anstehenden Sanierung realisieren, geplant sind als Ergänzung zum Beispiel sogenannte Solarabsorber zur Erwärmung des Wassers. Kurzfristig lassen sich, wie es auf Anfrage hieß, keine Kosten sparen. „Der Betrieb eines Bads ist viel zu komplex. Änderungen an Temperaturen oder Luftgeschwindigkeiten verändern physikalische Gesetzmäßigkeiten, die schnell Grenzwerte überschreiten lassen. Dann wird es zu schwül, Wasser kann die Wände herunterlaufen und vieles mehr.“ Über die Gebäudeleittechnik können Mitarbeitende der Stadt Herdecke den Angaben zufolge regelmäßig nur Betriebsoptimierungen durch Parameterveränderungen vornehmen. Die Wassertemperatur im Freibad soll wie in den Vorjahren nach Möglichkeit konstant 24 Grad betragen.