Volmarstein. Um Kosten für Gas, Strom und Personal zu sparen, bleibt im Traditions-Restaurant Margarethenhöhe nun ab acht die Küche kalt.

Erst brachte die Pandemie mitsamt Lockdown unzählige Gastronomen in Existenznot. Kaum haben sie sich davon erholt – wenn sie denn überhaupt durchgehalten haben – zwingt die Energiekrise sie erneut in Knie. Oder zumindest dazu, Energie einzusparen, wo immer es möglich ist. Für Sabine und Stefan Schepers, Eigentümer und Betreiber der Margarethenhöhe in Volmarstein, bedeutet das: Die Küche ihres Traditionsrestaurants bleibt ab sofort ab acht Uhr abends kalt.

Kaum noch Gäste nach acht

„In der Regel kommen nach acht ohnehin nur noch drei bis fünf Gäste, wenn überhaupt. Der Energieaufwand ist deutlich zu hoch, um dafür die Küche weiter zu betreiben“, sagt Stefan Schepers. Der gelernte Koch arbeitet an zwei Gasöfen mit jeweils vier Flammen. Dazu kommen Fritteuse, Dunstabzugshaube und der Salamander, ein Oberhitzegerät mit 3600 Watt. „Da summieren sich Gas- und Stromverbrauch.

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Und es lohnt eben auch nicht, die Geräte zwischendurch abzustellen“, erklärt Stefan Schepers mit Verweis auf einen weiteren Kostenfaktor: das Personal. „Die Regierung sagt ja auch, wir sollen Energie sparen. Wie sollen wir es sonst machen?“, ergänzt seine Frau Sabine. Ihr ist es wichtig, alle Gäste zu informieren und Enttäuschungen vorzubeugen. „Wir haben eigentlich nie bis 22 Uhr gewartet, sondern die Küche dann geschlossen, wenn keiner mehr da war. Wir möchten nicht, dass unsere Entscheidung falsch verstanden wird oder der Eindruck entsteht, dass wir es nicht nötig haben. Aber es muss sich einfach rechnen“, betont Sabine Schepers.

Da überall die Preise stark gestiegen seien, werde die wöchentlich wechselnde Speisekarte jetzt auch – anders als bisher – erst nach dem Einkauf geschrieben. Und obwohl sie selbst die Preise für die Gerichte angehoben hätten, habe sich die Gewinnspanne deutlich minimiert.

Große Gruppen selten

Hinzu komme ein weiteres Problem: „Wir haben noch keine Nebenkostenrechnung in der Hand. Die AVU hat uns für Ende des Jahres den Vertrag gekündigt. Wir hatten einen guten Vier-Jahres-Vertrag, der jetzt leider ausläuft und von der AVU nicht verlängert wird. Wir wissen also noch gar nicht, wo die Reise hingeht“, so Sabine Schepers. „Die Leute haben ja alle mit den gestiegenen Preisen zu kämpfen, sie gönnen sich jetzt noch die Reise in der Urlaubszeit, aber das Essen gehen vorher oder nachher, das wird dann gestrichen“, weiß die Volmarsteinerin. Große Gruppen wie die KfD, die sich am Mittwoch mit 50 Personen zum Mittagessen angemeldet hatte, seien selten geworden. „Bei Beerdigungen sitzen mal 40 Personen bei uns, früher waren es 60 bis 80“, erinnert sich Sabine Schepers.

Acht Monate geschlossen

Bleiben wir kurz in der Vergangenheit: Ganze acht Monate war das Restaurant während der Pandemie geschlossen. In der Zeit haben die Schepers ein Außer-Haus-Geschäft aufgebaut, das sie bis heute fortführen, obwohl sie seit Ende Mai letzten Jahres wieder alle Gäste auch vor Ort bewirten können.

Geblieben ist aus der Pandemiezeit auch der Wochenplan. „Die Karte wird jede Woche neu erstellt. Sie gilt für den Außer-Haus-Verkauf ebenso wie für das Restaurant. Wobei Klassiker wie das Rahmschnitzel und Bruschetta durchaus fester Bestandteil sind, andere Gerichte sind eher saisonabhängig. „Wobei wir auch individuelle Wünsche erfüllen, wenn jemandem auf der Karte etwas fehlt. Hier gilt, einfach mal fragen. Wir sind in der Regel flexibel“, sagt Sabine Schepers.

Essen schon um 17 Uhr

Geöffnet ist die Margarethenhöhe mittwochs bis samstags ab 17 Uhr, sonntags zusätzlich von 11 bis 14.30 Uhr. „Bislang gab es immer erst ab 17.30 Uhr warmes Essen, das werden wir jetzt, da wir die Küche um 20 Uhr schließen, auf 17 Uhr vorverlegen. Denn die Nachfrage ist durchaus da“, so Sabine Schepers.

Die Geschichte des Hauses

Die Margarethenhöhe wurde in den Jahren 1965/66 von Familie Riehl gebaut, die zuvor eine Gaststätte an der Ecke Hagener Straße/Bahnhofstraße in Volmarstein betrieben hatte. Als die Gemeinde Volmarstein die Hagener Straße erweiterte, musste das Gebäude weichen. Dafür bekamen die Riehls im Gegenzug das Grundstück an der Von-der-Recke-Straße 57, auf dem sie die Margarethenhöhe erbauten.

Gustav Adolf Feldhaus wiederum kaufte die Margarethenhöhe im Jahr 1970. Danach blieb die Immobilie beinahe ein halbes Jahrhundert im Besitz dieser Volmarsteiner Familie Feldhaus. Bis Sabine und Stefan Schepers die Margarethenhöhe im Jahr 2018 erwarben, wurde dort internationale sowie in erster Linie deftige Küche vom Balkan serviert.

Die Schepers führten zu der Zeit im 25. Jahr noch das Restaurant „Zur Reithalle“ und planten einen Restaurant-Neubau auf ihrem Hof Oberste Borg. Doch ihr Projekt ging nur zögerlich bis gar nicht voran – aus Mangel an Handwerkern.

Mit dem Angebot, die Margarethenhöhe zu übernehmen, nahmen ihre Zukunftspläne schließlich eine völlig unerwartete Wendung.