Volmarstein. Mit Rücklagen und dank treuer Gäste kommt ein Gastronomen-Ehepaar durch die Krise. Und freut sich über die geschenkte Zeit.

„Wie erzählt man, dass es einem gut geht in dieser Zeit?“ Sabine und Stefan Schepers, seit 2018 Eigentümer und Betreiber des Traditions-Restaurants „Margarethenhöhe“ in Volmarstein, schauen einander an. Mitten in der Corona-Pandemie, die vielen Menschen den Boden unter den Füßen weggezogen hat, steht das Ehepaar aus Volmarstein da wie ein Fels in der Brandung. Stefan Schepers sagt: „Es ist eine verrückte, aber auch schöne und geschenkte Zeit.“ Und seine Frau ergänzt: „Ich kann das Jammern nicht mehr ertragen. Ja, wir kommen zurecht. Und wir danken allen Gästen, dass sie uns so sehr unterstützen.“ Warum sie mit ihrer Gastronomie bislang so gut durch die Pandemie gekommen sind und ihr - bei allem Tragischen - auch viel Positives abtrotzen, darüber sprechen sie mit der Lokalredaktion.

Gutes Geschäftsjahr 2019

Vorab ein kurzer Rückblick: Sabine und Stefan Schepers haben Mitte 2018 die „Margarethenhöhe“ gekauft und im Oktober Eröffnung gefeiert. „Bis zum ersten Lockdown im März 2020 hatten wir ein volles gutes Geschäftsjahr. Und das rettet uns gerade die Haut“, erklärt Sabine Schepers. Ganze vier Monate war ihr Restaurant im Lockdown geschlossen; anfangs boten Schepers einen Außer-Haus-Verkauf unter der Woche an. „Das hat aber nichts gebracht“, erinnern sie sich. Nach kurzem Intermezzo im September und Oktober, wo sie vor Ort wieder Gäste bewirten konnten, blieben die Türen erneut verschlossen. Seitdem wird nur noch am Wochenende, also freitags, samstags und sonntags gekocht.

Ab mittwochs bestellen

Immer mittwochs erscheint online die neue Karte, so dass bereits Gerichte bestellt werden können: „Wir freuen uns, wenn Leute vorab bestellen; denn dann können wir besser planen. Aber man kann auch spontan abends anrufen, auf den Anrufbeantworter sprechen oder seine Bestellung per Mail schreiben und sagen, dass man in einer halben Stunde kommt“, versichert Sabine Schepers.

„Wir sind zu viert hier. Also mit mir noch zwei Leute in der Küche, ganz wie im normalen Betrieb; denn es muss ja gespült werden. Meine Frau pendelt zwischen Küche und Tür, und manchmal hängt sie auch am Telefon fest“, erzählt Stefan Schepers. Nur Getränke würden eben nicht verkauft, und der Service falle flach. „Ansonsten werden wir wirklich super unterstützt. Von Volmarsteinern und auch von Gästen, die von weiter her, also aus Vorhalle, Sprockhövel, Silschede und Haspe kommen“, so der gelernte Koch. Ein Pärchen etwa komme jeden Sonntagabend, um sich Essen abzuholen. „Die würden nicht kommen, wenn wir geöffnet hätten. Sie bringen uns sogar Geschenke“, sagt Sabine Schepers und erzählt dann von den treuen Kunden, die von Grundschöttel nach Ennepetal gezogen sind und nach wie vor oft Essen bestellen: „Sie kommen von Ennepetal hierher, und bis sie wieder zuhause sind, ist das Essen kalt. Das ist ihnen egal.“

Eintöpfe zum Aufwärmen

Natürlich habe der Transport auch ein wenig Einfluss auf die Speisekarte, so Stefan Schepers: „Ich koche oft auch Suppen oder Eintöpfe, die man gut wieder warm machen kann.“ Und dann erinnert er sich an den ersten Weihnachtstag, als er auch Mittagsgerichte angeboten hat: „Da haben wir mehr Essen verkauft als wir Plätze an unseren Tischen hätten belegen können. Da bin ich morgens schon um 4 Uhr aufgestanden; denn die ganzen Gänse mussten ja gar werden.“

Von Rücklagen leben

Natürlich, so betont das Ehepaar Schepers, fehlten die Einnahmen von den Getränken, von Feierlichkeiten wie Geburtstagen oder Beerdigungen. Von dem 14-köpfigen Team, zu dem auch Aushilfen und Raumpfleger gehören, seien zwei Festangestellte in Kurzarbeit. „Aber alle stehen Gewehr bei Fuß, wir könnten sie anrufen, und sie würden sofort helfen“, sind sich die Schepers sicher. Und sie machen klar: „Natürlich haben wir Einbußen. Wären wir noch in der Reithalle, gäbe es uns nicht mehr. Wir haben uns 2019 Rücklagen geschaffen, von denen wir jetzt noch zehren. Und wir haben die November- und Dezemberhilfe erhalten. Also 50 Prozent davon sind ausgezahlt, so dass wir jetzt wieder relativ entspannt sind. Es wurde viel versprochen, das wird jetzt umgesetzt.“

Zeit mit den Kindern

So wagt das Volmarsteiner Ehepaar nun, die Zeit zu genießen: „Wir sind zufrieden. Wenn es mal keine Butter sein kann, kommt eben Margarine aufs Brot. Wir genießen die Zeit mit den Kindern, mit denen wir jetzt auch mal zu Abend essen können.“ Und auch Zuhause warte Arbeit, erzählt Stefan Schepers: „Da ist Renovierung angesagt. Das kann ich jetzt mal anpacken.“ Dass sie mit ihrer Gastronomie so gut durch die Krise kommen, ändere nichts daran, dass sie mit denen mitfühlten, denen es nicht so gut gehe oder die etwa gesundheitlich beeinträchtigt seien, versichern die Volmarsteiner. Sabine und Stefan Schepers schauen aus dem Fenster, erblicken eine Kundin vor dem Aushang ihres Restaurants und wissen sofort: „Sie schaut mal eben nach, was auf der Speisekarte steht. Gleich wird sie per Telefon bestellen. Alles ist gut.“

Historie

25 Jahre lang haben Sabine und Stefan Schepers das Restaurant „Zur Reithalle“ in Volmarstein betrieben.

Mitte 2018 erwarben sie das Gebäude mitsamt Restaurant „Margarethenhöhe“ der Von-der-Recke-Straße 57 von Kaspar-Dietrich Feldhaus; Eröffnung war im Oktober 2018.