Herdecke. Wein, Wandern, Begegnungen und und gute Gespräche – das machte die erste Weinwanderung in Herdecke aus. Veranstalter überwältigt vom Erfolg.

Schönes Wetter, glückliche, zufriedene Menschen, guter Wein. So hatte sich Christian Symalla die von ihm initiierte erste Weinwanderung in Herdecke vorgestellt. Und er wird nicht enttäuscht.

Bereits vor Beginn der Veranstaltung warten etwa 120 Interessierte am Startpunkt am Rewe-Parkplatz in Kirchende. Dort bekommen die Teilnehmer eine Stempelkarte, die erste Weinprobe und ein Glas. Das wird an den insgesamt fünf Ständen mit verschiedenen edlen Tropfen nachgefüllt. Für Eberhard Gläser darf es dabei am liebsten feinherber, deutscher Wein sein. Er macht sich mit seinem künftigen Schwiegersohn Jens Werner, der kräftige Weinsorten aus Argentinien und Spanien bevorzugt, auf den Weg. „Ich begrüße die Veranstaltung sehr. Ehe man sich ins Gewimmel der Maiwoche begibt, finde ich das hier eine geniale Idee. Fünf Kilometer unterbrochen von Weinproben, das ist sehr attraktiv“, sagt Gläser.

Alte Freunde treffen

Auch, wenn Wein und wandern im Fokus der Veranstaltung stehen, sind es vor allem Begegnungen von Menschen und gute Gespräche, die das Ganze auszeichnen. Einfach mal wieder alte Freunde treffen. So wie bei Heinz und Sabine Kröbel. Sie treffen auf Kristina und Jörn Igelhorst. Die Paare kennen sich schon lange, haben aber seit vielen Jahren nichts mehr gemeinsam unternommen. Am Startpunkt der Weinwanderung stehen sie zufällig hintereinander, um ihre Gläser abzuholen. Die Freude über das Wiedersehen ist groß, und die vier beschließen, die Wanderung gemeinsam anzugehen. „Wein verbindet“, sagt Heinz Kröbel, der schon gute Erfahrungen mit Weinwanderungen an Mosel und Rhein gemacht hat. Jörn und Kristina Igelhorst mögen auch Wein, ihnen geht es aber hauptsächlich darum, zu laufen. Was sie sonst bevorzugt in Österreich tun, können sie nun in Herdecke erleben.

Probieren auf der Strecke

Auf der Strecke probieren sich die Teilnehmer durch ein gut gemischtes Angebot hervorragender Weine. Ob aus Württemberg, von der Mosel, aus der Pfalz, aus Rheinhessen oder Witten, für jeden Geschmack ist das Passende dabei.

 Iris Holz, Nicole Gördes, Ursula Hütz, Lisa Gördes und Lore Janfrüchte (von links) trinken auf ihre schon Jahrzehnte währende  Freundschaft.
Iris Holz, Nicole Gördes, Ursula Hütz, Lisa Gördes und Lore Janfrüchte (von links) trinken auf ihre schon Jahrzehnte währende Freundschaft. © WP | Jana Peuckert

Auch für die fünf Freundinnen Iris Holz, Nicole Gördes, Ursula Hütz, Lisa Gördes und Lore Janfrüchte. Eigentlich wären sie bei einem Grönemeyer-Konzert gewesen. Als das jedoch abgesagt wird, finden sie in der Weinwanderung eine aus ihrer Sicht gute Alternative. Wie alle anderen Teilnehmer nehmen auch die äußerst sympathischen und gut gelaunten Damen die Verfolgung der neongrünen Sprühbilder auf dem Boden in Form von Gläsern auf. „Wir sind Freundinnen für ewig“, sagt Iris Holz. Die Gruppe reist und wandert gern und viel zusammen. Und so bedurfte es auch keiner großen Überlegung, ob die Weinwanderung das Richtige für sie ist. „Wir sind eine Genussfreundschaft“, sagt Lore Janfrüchte lachend.

Überwältigt vom Erfolg

Es wird viel gelacht an diesem Tag. Die Stimmung unter den Teilnehmern ist sehr entspannt, die Atmosphäre äußerst angenehm. Sehr zur Freude der Organisatoren. Daniel Hanning ist Weinsommelier bei Rewe. „Bombe bis hier“, resümiert er zwei Stunden nach Beginn der Wanderung. Zu diesem Zeitpunkt sind bereits 300 Leute auf der Strecke. „Das hätte ich nie gedacht“, so Hanning. Christian Symalla ist geradezu überwältigt vom Erfolg. „Mega, mega. Einfach traumhaft“, sucht er nach passenden Worten. „Wir haben extrem Glück, dass das Wetter mitspielt.“ Nach dem erfolgreichen Auftakt ist seine Antwort auf die Frage, ob es Wiederholungen der Weinwanderung geben wird eindeutig: „Klar.“ Und das nicht nur im Rahmen der Maiwoche. Er hätte auch noch andere Ideen. Denn: „Jetzt ist das Eis gebrochen.“

Weinreben-Paten gesucht

Während die erfahrenen Winzer bei der Weinwanderung-Premiere ihre fertigen Tropfen präsentieren, steht das Herdecker Projekt Vino erst noch in den Startlöchern. Nach mühevoller Arbeit auf einem ehemaligen Brachland am Koepchenwerk zwischen zwei alten Druckrohren, wollen 16 junge Leute ab dem kommenden Jahr Wein in Herdecke anbauen.

Um das Vorhaben finanzieren zu können, bietet das Projekt Interessierten an, Paten von Weinreben zu werden. Für 100 Euro kann jeder bis zur ersten Ernte Pate sein. Dafür gibt es eine Flasche des Weines gratis. Initiator Elias Sturm ist bereits voller Vorfreude. Auf die Idee gekommen ist er 2019 während eines halbjährigen Arbeitsaufenthalts auf einem Weingut in Italien. 2020 pflanzte er dann 99 Reben im Garten seines Onkels an und beschließt: „Das müssen wir größer machen.“ 2023 soll der Traum des Herdeckers endlich wahr werden.