Herdecke. Wie lassen sich Geflüchtete aus der Ukraine in Herdecke unterbringen? Die Stadt setzt auf Container, Privatwohnungen und profitiert von der HGWG.
Krieg in der Ukraine – und kein Ende in Sicht. Auch die Stadt Herdecke muss sich weiterhin um die Unterbringung von Geflüchteten kümmern und viele organisatorische Fragen klären, wie es auf Anfrage heißt. Der aktuelle Stand:
In Herdecke leben derzeit 165 Ukrainer, 157 sonstige Asylbewerber und 37 Kontingentflüchtlinge (Menschen, die aus völkerrechtlichen oder humanitären Gründen aus Krisengebieten aufgenommen werden, ohne dass sie einen Asylantrag stellen müssen). Nach Ostern kommen weitere acht Personen, auf die besagte Beschreibung zutrifft.
Die Unterbringung
Die Unterkunftssituation gestalte sich aktuell ausreichend, da die Stadt sehr früh gehandelt und unter anderem aktiv Akquise auf dem privaten Wohnungsmarkt betrieben sowie frühzeitig Raummodul-Container bestellt habe.
Ehrenamtsbüro seit zwei Wochen besetzt
Das Zusammenspiel zwischen dem neuen Ehrenamtsbüro und Sozialamt sei gut angelaufen. Im engen Austausch gehe es darum, eingehende Hilfsangebote und Fragen zügig koordinieren bzw. beantworten zu können oder Angebote aktuell anpassen zu können. Die Grundidee, dass das Ehrenamtsbüro eine Schnittstelle zwischen engagierten Bürgern und der Stadtverwaltung sein soll, funktioniere bereits.Auf dem städtischen Spendenkonto befinden sich rund 23.000 Euro, es gehen kontinuierlich Gelder ein. Zuletzt finanzierte die Stadt damit zum Beispiel Zirkusbesuche für ukrainische Kinder oder Spritkosten für das Convivo-Fahrzeug zum Möbeltransport.
Die Anlage am Oberen Ahlenbergweg sei fast fertig und bietet Platz für 26 Menschen. Ein weiterer Container, der am Kalkheck stehen soll, sei reserviert. Der Aufbau erfolge auf Abruf, frühestens ab Anfang/Mitte Mai. Dort gebe es dann Platz für bis zu 84 Personen. Zudem habe die Stadt Herdecke auch noch weitere Wohnungen zur Verfügung, um Menschen unterbringen zu können. „Trotzdem können sich gerne weiter Privatvermieter melden, wenn sie Wohnungen anbieten möchten. Wir führen eine Liste“, heißt es aus dem Rathaus.
Die HGWG
Als Glücksfall erwies sich beispielsweise, dass die Herdecker Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft den Abriss von sechs Häusern in der Straße Auf den Brennen verschieben konnte, nachdem sie zuvor den dort lebenden Mietern Alternativen aufgezeigt hatte. Somit standen der Stadtverwaltung gegenüber der Kindertagesstätte sehr schnell insgesamt acht Wohnungen zur Verfügung. Die HGWG stelle in diesem Häuserzug noch drei zusätzliche Wohnungen ab Mai bereit.
Die Integration
Auf den ersten Schritt (Unterbringung) müssen weitere folgen. Nach den Osterferien plane die Verwaltung, niederschwellige Sprachkurse über Ehrenamtliche anzubieten. Ab Juni haben Geflüchtete Anspruch auf Integrationskurse, die das JobCenter organisiert. Aktuell prüfe die Stadt den Bedarf an Spielgruppen für Eltern mit Kindern, auch diesbezüglich hoffe sie auf Unterstützung über das Ehrenamt. Räume hierfür habe die evangelische Gemeinde in Ende in Aussicht gestellt.
Das Jugendamt mache sich Gedanken über die Einrichtung weiterer Brückenprojekte. Dabei handele es sich um Betreuungsangebote für Kinder aus geflüchteten Familien. „Ziel ist es, einen guten Übergang bis zur Eingliederung in die reguläre Kinderbetreuung zu schaffen. Hier fehlen aber noch geeignete Räumlichkeiten“, heißt es. Gesucht werden sowohl Räume für tägliche Angebote vor allem am Vormittag als auch Erzieherinnen und Erzieher bzw. Tagespflegepersonen zur Unterstützung.
Privates Engagement
Einige Herdecke engagieren sich zunächst ohne Absprache mit der Kommune. Ein zweischneidiges Schwert: „Es tauchen immer wieder Fälle auf, bei denen Menschen privat Personen in ihren Haushalt aufgenommen haben und dann merken, dass das Miteinander doch nicht so einfach ist und Probleme aufwirft. Hier wird dann nach einer Unterbringung durch die Stadt gefragt“, schreibt die Pressestelle der Verwaltung. Solche Situationen lassen sich demnach von vorne herein vermeiden, indem die Stadt die Organisation der Unterbringung von registrierten Geflüchteten übernimmt, da diese die vorhandenen Strukturen und Kapazitäten kennt.
Gesamteinschätzung
„Dank der schnellen und vor allem frühzeitigen Vorbereitung auf die Ankunft der Geflüchteten sind wir derzeit gut aufgestellt. Wir haben sehr früh vor allem die Unterkunftssituation in den Blick genommen, um dort von vorne herein Lösungen zu finden, die nicht dazu führen, dass wir beispielsweise Sporthallen belegen müssen“, sagt Bürgermeisterin Katja Strauss-Köster. „Dabei hilft es uns enorm, dass die Bereitschaft auf dem privaten Wohnungsmarkt, Geflüchtete aufzunehmen, in Herdecke sehr groß ist.“ Das große Engagement vieler Ehrenamtler helfe ebenfalls sehr. Mit dem Sozialamt lasse sich vieles bündeln und bedarfsgerecht steuern. „Dennoch bleibt die Situation, in der wir uns alle durch den Krieg in der Ukraine befinden, eine Herausforderung.“ Die Kommunen brauchen dringend Unterstützung von Bund und Land“, so Strauss-Köster.