Wetter. Am Bahnhof Herdecke und Halt Wittbräucke gibt es im VRR-Stationsbericht die schlechtesten Noten für Barrierefreiheit. Auch ein Thema in Wetter.

Über den Mittwochs-Bericht im Lokalteil zur Abellio-Umstellung am Bahnhof Wetter hat sich Dirk Schneider an einer Stelle gewundert. Und zwar in Sachen Barrierefreiheit. Die habe sich zwar nach einer Übergangszeit jetzt zum Monatsanfang – so hatten es Nahverkehrsunternehmen angekündigt – auf der Linie RB 40 wieder verbessert bzw. normalisiert, aber in dem Artikel fehlte dem Leser der kritische Hinweis auf die knallroten Züge vom Regionalexpress 16.

Schneider sei mit jenem RE 16 in dieser Woche von Wetter nach Essen und zurück gefahren. „Der Ein- und Ausstieg ist nicht barrierefrei. Es bedarf eines großen Schrittes, um von der Bahnsteigkante in diese Züge zu gelangen. Für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollator dürfte das schwierig sein“, sagte der Wetteraner, der sich zudem zweimal über ein volles Abteil mitten in Coronazeiten ärgerte.

Veraltete Züge in Übergangszeit

Besagte RE-Linie hat die Deutsche Bahn Regio NRW von Abellio übernommen. Auch ein Internet-Nutzer kommentiert auf der Redaktions-Webseite, dass auf dieser Strecke „alte, unzuverlässige Züge der Reihe 426 ohne Toilette und komplett ohne Komfort“ zum Einsatz kommen.

Ein Sprecher von DB Regio NRW sagte auf Anfrage der Lokalredaktion, dass die Umstellung immer noch nicht ganz abgeschlossen sei. „Es fahren noch vereinzelt Züge von uns, die nicht auf die entsprechenden Bahnsteigshöhen angepasst sind, und ein kleiner Spalt entsteht, da diese Wagen auch keine ausfahrbare Vorkehrung haben.“ Dies sei aber die Ausnahme, im Regelfall nutze das Unternehmen bereits umgerüstete Abellio-Züge. Die wiederum rollen teilweise auch noch mit alten Aufklebern auf der Ruhr-Sieg-Strecke.

„In der kurzen Zeit des Übergangs mussten wir von Abellio Lokführer schulen und Fahrzeuge warten. Uns war wichtig, dass der Zugverkehr läuft“, so der Bahnsprecher, der sich insgesamt zufrieden zum Ergebnis der Umstellungen äußert. Die kleineren Nebenwirkungen wolle DB Regio NRW in den nächsten Tagen und Wochen schrittweise ausmerzen, wobei die ehemaligen Abellio-Züge als Reserve-Fahrzeuge im Blickfeld bleiben.

Gute Noten im Stationsbericht

Derweil hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) zum 15. Mal seinen Stationsbericht veröffentlicht. Das Resultat der Inspektion von Profi-Testern am Bahnhof Wetter: eine Bestnote gab es für die Fahrgastinformationen, die Aufenthaltsqualität sei wie 2020 auch schon zufriedenstellend. Dabei handelt es sich ebenso um die zweitbeste von vier Bewertungsstufen wie in der Kategorie Barrierefreiheit, bei der wie schon im Vorjahr ein „geringfügiger Handlungsbedarf“ bestehe. All das führte zur Gesamtbewertung „ordentlich“ (wie 2020 die zweitbeste der möglichen Noten).

Zudem vermerkte der VRR, dass im Zuge der RRX-Anbindung eine Bahnsteiganpassung und -verlängerung erfolgt sei. Obendrein notierten die VRR-Prüfer bei ihrem Bahnhofsbesuch am 15. November 2021 in Wetter sechs defekte Beleuchtungskörper im Zugangsbereich.

Ordentliche Note für Bahnhof Herdecke

Im Stationsbericht des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr für das Jahr 2021 gibt es indes bei der Bewertung des Bahnhofs Herdecke in zwei von vier Kategorien Veränderungen gegenüber der Benotung zwölf Monate zuvor.

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Während die Fahrgastinformationen als tadellos gelten (übrigens auch am Halt Wittbräucke), stufen die VRR-Tester auch die Aufenthaltsqualität am Herdecker Bahnhof mittlerweile mit der Bestnote hervorragend ein, im Vorjahr war dies ein Level schlechter und zufriedenstellend. In Sachen Barrierefreiheit bestehe unverändert ein „sehr hoher Handlungsbedarf“ – oder anders: schlechter geht es nicht. Gleichwohl fällt die Gesamtbewertung aktuell besser als die Note entwicklungsbedürftig in 2020 aus: Aus dem gelben wurde ein grünes Sternchen, dahinter steckt die zweitbeste Einstufung ordentlich.

Modernisierung in nächsten Jahren

Auf Anfrage bestätigte ein Bahnsprecher, dass der Bahnhof Herdecke im Rahmen der Modernisierungsoffensive 3 umfassend modernisiert werde. „Aktuell befindet sich das Projekt noch in der Entwurfsplanung. Nach Abschluss der Planung wird die sogenannte Genehmigungsplanung beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht mit dem Ziel, Planrecht zu erhalten.“ Da sich das Projekt weiter in einer frühen Planungsphase befindet, kann die Bahn keine Bauzeiträume nennen. Die DB gehe aber weiterhin von einer baulichen Umsetzung Mitte der 2020-er Jahre aus.

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Folgende Maßnahmen stehen an: „Aufhöhung“ des Mittelbahnsteigs (Gleise 1 und 2) auf eine Höhe von 76 Zentimeter, um einen stufenfreien Einstieg in die Züge zu erhalten. Auch die Rampenzugänge an den seitlichen Überwegen will die Bahn ebenso anpassen wie das Windschutzhaus am Bahnsteig. Dieser wird dann 120 Meter lang sein, erneuert werden Vitrinen, Sitzbänke, Hinweisschilder und mehr.

Im Stationsbericht für 2021 gibt es am Halt Wittbräucke eine Aufwertung gegenüber 2020. Die Aufenthaltsqualität dort sei nun zufriedenstellend statt verbesserungswürdig. Die Gesamtnote entwicklungsbedürftig hat sich im Vorjahresvergleich nicht verändert,bei der Barrierefreiheit bestehe weiter hoher Handlungsbedarf