Wetter. Ab dem 1. Februar hält kein Zug von Abellio mehr in Wetter. Fahrgäste bedauern das. Manche kritisieren den Übergang und unzuverlässigen Fahrplan.

Montagmorgen, 10.45 Uhr, Bahnhof Wetter. Ein Intercity rauscht im Regen vorbei. Auf der elektronischen Anzeige können Fahrgäste lesen, dass der Wupper-Express RE 4 in Düsseldorf zwei andere Haltestellen als sonst ansteuert. Ansonsten herrscht das übliche Kommen und Gehen. An den Glasvitrinen hingegen befindet sich ein Hinweis, dass dieser 31. Januar ein besonderer Tag ist. Zum 1. Februar stellt Abellio den Betrieb ein.

Für gewöhnlich halten acht Züge stündlich in Wetter, die Hälfte davon verantwortete über Jahre das niederländische Unternehmen. An diesem Dienstag übernimmt DB Regio NRW auch die Ruhr-Sieg-Strecke von Abellio. Viele Fahrgäste, das zeigt eine kleine Umfrage der Lokalredaktion am Bahnsteig, bedauern den nahenden Abschied. Wobei sich Pendler, die in der Harkortstadt ein- oder aussteigen, trotz der aktuellen Anpassungen und Änderungen im gesamten nordrhein-westfälischen Schienenverkehr hier kaum umstellen müssen.

Übergang mit alten Waggons

„Entspannt verliefen die Fahrten mit Abellio. Schade, dass deren Züge nicht mehr unterwegs sind.“ Finn Nicklas Schönwald pendelt als Student regelmäßig aus Wetter zur Universität nach Dortmund. Der 19-Jährige sitzt in der Regel in der S-Bahn 5, nutzt aber auch schon mal Abellio-Züge, also den RE 16 oder die RB 40. Auf letztgenannter Regionalbahnlinie kommen seit einigen Tagen alte Waggons vom Unternehmen TRI zum Einsatz. „Die sind ganz schön in die Jahre gekommen, das Öffnen der Türen ist ungewohnt und anstrengend“, meint der Wetteraner.

Barrierefreier Einstieg in Regionalbahn 40 ab 28. Februar wieder möglich

Seit dem 8. Januar gilt ein Übergangsfahrplan. Seither fällt am Bahnhof Wetter morgens eine so genannte „Verstärkerfahrt“ aus. Diese startet um 7 Uhr in Hagen und endet um 7.40 Uhr in Essen.

Die Umstellungen bei der Übernahme von Abellio-Linien (offiziell in der Nacht vom 31. Januar zum 1. Februar) fallen andernorts gravierender aus. Wobei auf der Strecke der RB 40 seit Tagen lokbespannte Züge im Einsatz sind, weshalb Rollstuhlfahrer bis zum 27. Februar in Wetter nicht niveaugleich einsteigen können. Weitere Auskünfte gibt es im Internet (www.mobil.nrw/betreiberwechsel).

Bis Sonntag, 27. Februar, müssen Fahrgäste den Angaben zufolge damit Vorlieb nehmen. Bis dahin will DB Regio NRW auch auf der Strecke der RB 40 den Übergang abschließen, dann könne auch wieder in Wetter ein barrierefreier Einstieg in diese Bahnverbindung erfolgen.

Zurück zur Gegenwart. Eine 41-Jährige, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, wartet am Montagmorgen auf ihren Zug nach Witten. Dort arbeitet die Wetteranerin, oft bleibt sie sitzen und besucht Kollegen in Bochum. „Seit zehn Jahren fahre ich mit Abellio. Ich bedauere, dass die aufgeben. Die Züge kamen zuverlässig, das Personal war freundlich. Und an Aktionstagen gab es manchmal kleine Präsente oder an heißen Sommertagen auch schon mal Getränke.“

Es „ruckelt“ wegen der Umstellungen

Ähnlich gut fällt die Bewertung von Hella Kohl aus. Mit ihrem Bären-Ticket fährt die Wetteranerin oft durch Nordrhein-Westfalen. „Das Abellio-Personal war stets freundlich – das trifft aber auch auf andere zu. Ich habe in der Zeitung die Entwicklung verfolgt und rechne damit, dass es wegen des Übergangs im Februar mancherorts zu Problemen kommt. Dafür sorgen auch schon die vielen Baustellen.“ Kohl schaue stets in eine App, um die passende Verbindung zu erwischen. „Abellio-Züge waren pünktlicher als andere. Hier in Wetter dürfte der Übergang problemlos ablaufen.“

Verärgert ist Matthias Sonnenberg. „In den letzten vier Wochen haben ich wegen der Abellio-Umstellungen viel Mist erlebt.“ Beruflich muss der Gevelsberger täglich nach Gelsenkirchen. „Seit Weihnachten fallen viele Verbindungen aus, sei es wegen Abellio-Umstellungen in Letmathe oder auch wegen Zügen aus Essen. Normalerweise brauche ich von meiner Haustür bis zum Arbeitsplatz 90 Minuten, in der letzten Zeit bin ich aber oft auch mal drei Stunden unterwegs.“ Wegen Verspätungen und verpasster Anschlusszüge habe er kürzlich auch eine Stunde am späten Abend im Hagener Hauptbahnhof verbracht und lange gewartet. Um das zu umgehen, nutzt der Gevelsberger mittlerweile oft Busverbindungen nach Wetter, da er von hier verlässlicher an sein Ziel gelange. „Derzeit ist Bahnfahren sehr anstrengend. Ich hoffe, dass das alles nach dem Ende von Abellio im Februar wieder besser wird.“

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Peter Rosenau aus Wetter hingegen ist gespannt, wie es nach der Umstellung um die Reinlichkeit in den Zügen der Nachfolger bestellt ist. „In der S-Bahn ist die Toilette oft kaputt oder versifft. Bei Abellio war sie sauber und hat funktioniert. Ich kann über Abellio nichts Negatives sagen.“