Wetter. Nach dem Aus von Abellio auch in Wetter: Übergangsfahrplan und alte Waggons machten Rollstuhlfahrern und älteren Menschen das Pendeln schwer.

Dienstagmittag, 12.24 Uhr, Bahnhof Wetter. Von genervten Passagieren keine Spur. Es sind nur wenige Leute am Bahnsteig unterwegs, und kein genervtes Gesicht zu sehen. Die Regionalbahn 40 in Richtung Essen Hauptbahnhof steht bereits eine Minute vor Abfahrt zum Einstieg bereit. Die sonst so lästigen Verspätungen der Nahverkehrsbetriebe waren in den letzten Wochen allerdings nicht alles, was die Menschen an einer unbeschwerten Fahrt gehindert hat.

Im Zuge der Umstellungen durch das Aus von Abellio galt auf einigen Linien – mit Auswirkungen auch in der Harkortstadt – ein Übergangsfahrplan. Dabei hatten die bereitgestellten Ersatzwagen nicht für alle Personengruppen eine optimale Lösung geboten. Fahrgäste wie Ralf Schulte aus Wetter waren auf fremde Hilfe angewiesen um weiterhin mit den Zügen fahren zu können.

Probleme mit alten Waggons

Durch die Insolvenz des niederländischen Unternehmens mussten die Verantwortlichen einiges anpassen, um möglichst viele Strecken weiterhin abzudecken. Die besagten Ersatzzüge auf der Linie RB40 wurden dabei allerdings aus dem Lager des Konzerns TRI gekramt und waren dementsprechend veraltet. Die Türen der „Old-School“-Waggons mussten per Hand geöffnet werden und erforderten zusätzlich noch einige Kraft, weshalb es nicht allen Fahrgästen gelang, eigenständig in die Züge einzusteigen.

Auch nach der Umstellung halten vereinzelt Abellio-Züge in Wetter.
Auch nach der Umstellung halten vereinzelt Abellio-Züge in Wetter. © Nele Gimbel

Der Wetteraner Peter Rosenau pendelt fast täglich mit der Bahn zur Arbeit und hat dementsprechend Probleme am Bahnhof in Wetter beobachten können. „Andere Fahrgäste mussten einer alten Frau helfen, da die Türen nur sehr schwer aufgingen“, erzählt der 60-Jährige. Dennoch hat Peter Rosenau auch Verständnis für die Lage der Bahngesellschaften: „Die Züge sind vernünftig gefahren. Die Unternehmen selbst können nichts für die Lage und machen das bestimmt nicht, um den Leuten zu schaden. Ich bin trotzdem erleichtert, dass wir zurück im Normalbetrieb sind.“

Mitarbeiter zeigen sich hilfsbereit

Auch Ralf Schulte musste sich in den letzten Wochen mit der Ausnahmesituation und der fehlenden Barrierefreiheit arrangieren. „Ich muss mit der Bahn nach Witten fahren und konnte aber nicht ohne Hilfe einsteigen. Es ist besonders schwer für Leute mit Handicap, weshalb ich sehr dankbar für die freundlichen Mitarbeiter war, die mich sowohl beim Ein- als auch beim Ausstieg unterstützt haben“, berichtet Ralf Schulte.

Reguläres Leistungsangebot seit dem 28. Februar

Seit dem 28. Februar fahren die Züge am Bahnhof in Wetter wieder nach regulärem Plan.

Aufgrund der aktuellen Corona-Situation und dem daraus resultierenden Personalmangel kann es vereinzelnd zu Ausfällen kommen, wie es in einer Mitteilung des VRR hieß.

Aufgrund von Weichenarbeiten an den Gleisen kommt es in der Nacht auf den 3. März bis zu Halteausfällen von Wetter (Ruhr) bis Witten Hauptbahnhof.

Auf der Strecke Wetter bis Bochum Hauptbahnhof wird es einen Schienenersatzverkehr (SEV) über Taxis geben.

Der Wetteraner hält sich mit Kritik an Bahn-Verantwortlichen zurück, hätte sich aber eine bessere Auswahl der Ersatzfahrzeuge gewünscht: „Der Deutschen Bahn ist kein Vorwurf zu machen. Und die Züge sind trotz der Gegebenheiten zuverlässig gefahren. Ob sie nicht noch andere Modelle als aus den 60er-Jahren zur Verfügung hatten, ist allerdings fragwürdig.“

Die Meinung der Gelegenheitsfahrer

Ursula Kozlowski entscheidet gerne spontan, wo die Reise von Wetter aus hingehen soll. Letzte Woche fiel die Wahl auf Essen – und nach einer halben Stunde Verspätung ging die Fahrt auch schon los. „Ich habe für die Ausfälle und die Verspätungen Verständnis, da die Deutsche Bahn nicht nur mit Abellio zu kämpfen hat, sondern auch noch mit Unwetterschäden“, erzählt die 78-Jährige.

Die Mehrzahl der Züge am Bahnhof Wetter verantwortet DB Regio NRW.
Die Mehrzahl der Züge am Bahnhof Wetter verantwortet DB Regio NRW. © Nele Gimbel

Auch der Bochumer Michael Schulz, der nur ab und zu Freunde in Wetter besucht, konnte problemlos von A nach B gelangen. „Die Bahn kommt größtenteils pünktlich, nur die Frequenz der Züge war etwas weniger. Der Unterschied war allerdings kaum bemerkbar“, sagt der 28-Jährige.

Trotz der Umstellung sind weiter Abellio-Fahrzeuge auch mit Halt in Wetter im Einsatz. Demzufolge scheint die Reorganisation noch in den „finalen Zügen“ zu stecken.

Auch interessant