Volmarstein. Wasser und Schlamm richten massiven Schaden im Wasserwerk Volmarstein der AVU an, wo beim Hochwasser auch der Damm gebrochen ist.

Die Zufahrt zum Wasserwerk der AVU durch die Ruhrauen lässt nur noch erahnen, was das Hochwasser vor drei Wochen hier angerichtet haben muss. Vor dem Eingang des Wasserwerks steht Markus Kosch, Leiter Technik der AVU Netz, und erklärt: „Hier stand alles komplett unter Wasser. Es ist sogar über die Fensterbank gegangen. Das ist noch nie passiert. Von dem Asphalt war danach nichts mehr zu sehen, der war von einer fünf Zentimeter dicken Schlammschicht bedeckt. Die war hier draußen, aber genauso auch im Inneren des Gebäudes.“ Im Rückblick auf den 14. und 15. Juli sagt er: „Wir schätzen das als Jahrhundertereignis ein, weil es deutlich mehr als ein regelhaftes Hochwasser war, das wir kennen.“ Von Vorteil sei gewesen, dass das Reservewasserwerk Volmarstein nicht in Betrieb war, so dass auch keine Geräte unter Spannung waren, erläutert AVU-Sprecher Jörg Proska. Die Trinkwasserversorgung sei jederzeit gesichert gewesen, denn das Trinkwasser komme aus der Ennepetalsperre über das Wasserwerk Rohland in Ennepetal.

Dammbruch an der neuen Stelle

Warum der mit tonnenschweren Steinen erst kürzlich neu befestigte Damm am Wasserwerk Volmarstein gebrochen ist, werde derzeit noch geprüft, so Markus Kosch. „Der Damm ist über Jahrzehnte gewachsen. Er ist genau da gebrochen, wo er neu gemacht wurde. Die massiven Steine haben wir nach dem Hochwasser in den Anreicherungsbecken wiedergefunden. Sachverständige werden prüfen, ob das richtig gebaut worden ist. Wobei wir davon ausgehen, dass er nicht halten konnte. An den Grasnarben auf dem Damm konnte man erkennen, dass die Welle so hoch war, dass sie auch über den Damm gekommen ist.“

Schadenshöhe noch offen

Der Schaden, den das Hochwasser im Wasserwerk angerichtet hat, sei jedenfalls massiv und noch nicht genau zu beziffern, so Markus Kosch: „Die gesamte elektrische Einrichtung im Erdgeschoss und im Keller ist beschädigt. Wir haben während des Hochwassers aus der Ferne noch einmal eingegriffen und das Werk spannungsfrei geschaltet. Man hätte es ja auch nicht mehr erreichen können. Erst am Freitag hatte sich das Wasser soweit zurückgezogen, dass man mit Gummistiefeln hinein konnte.“ Mit Hilfe eines Tiefbauunternehmens hätten Mitarbeiter mit dem Freiräumen begonnen. „Auch die Feuerwehr Wetter hat uns bis Mitternacht mit Pumpen unterstützt“, so Kosch. Weitere drei Tage habe es gedauert, um mit hauseigenen Pumpen, Aggregaten und sehr viel Personal den Rest freizulegen.

Alles wird überprüft

„Seit letzter Woche ist das Wasserwerk technisch wieder in Betrieb, um alles zu überprüfen und zu spülen. Das Wasser wird nicht ins Netz eingespeist. 100.000 Liter in der Stunde werden wieder in die Ruhr abgeführt“, so Markus Kosch. Die Pumpen seien verschont geblieben. Reichlich Arbeit gab und gibt es zudem im Keller. Die Spülwasser- und Reinwasserkammern, die als Speicher dienen, befinden sich im Keller, der komplett voll Wasser gelaufen war. „Wir haben sie schon zwei Mal gereinigt und werden sie prophylaktisch noch ein drittes Mal reinigen.“ Essenziell wichtig für den Betrieb des Wasserwerks seien auch die Spülwasserpumpen, erklärt Markus Kosch und zieht eine Plastikabtrennung beiseite, hinter der sich diese Pumpen zum Trocknen befinden: „Die Motoren laufen, aber wir müssen prüfen, ob sie auch über lange Zeit laufen. Dafür ist es wichtig, dass sie trocken sind.“ Am Ende macht er deutlich: „Wenn wir das Wasserwerk brauchen, können wir es bald wieder in Betrieb nehmen. Wir hoffen, dass das Ende dieser Woche der Fall ist.“

Rohre vom Lager weggespült

Die Leitungsverlegung von Hagen nach Volmarstein habe im übrigen keinen Schaden genommen, so Markus Kosch. Ins Rohr sei aus dem Netz der Enervie Wasser eingefüllt und desinfiziert worden. „Dann kam das Unwetter. In der Zeit haben wir immer weiter mit hohem Druck Wasser durchgeschossen und das dann beprobt, um zu gucken, ob auch klares Trinkwasser drin ist. Von Enervie-Seite wird das Rohr jetzt ans Netz angebunden, hier läuft das Wasser aber weiter raus“, sagt Markus Kosch. Vor Ort am Wasserwerk allerdings hätten die Rohre am Lagerplatz sehr wohl Schaden genommen. „Ein Rohr wiegt 5000 Kilo, und alle waren ordnungsgemäß gelagert. Sie sind 50 bis 60 Meter weiter an eine andere Stelle abgetrieben“, so der Prokurist. Noch sei auch nicht klar, ob man sie weiter verwenden könne bzw. ob eine Reinigung aufwendiger ist, als neue zu kaufen. Das werde zu einer Verzögerung der Baumaßnahme führen, „aber die ist nicht kritisch“. Zumal das sich noch im Bau befindliche neue Pumpwerk frühestens zum Jahreswechsel fertig werde – falls alles lieferbar ist, was dort benötigt wird.

Mitarbeiter kommen aus dem Urlaub zurück

In Spitzenzeiten waren 22 AVUMitarbeiter über zwölf Stunden am Tag sowie am ersten Wochenende auch rund um die Uhr am und im Wasserwerk im Einsatz.„Einige haben ihren Urlaub abgebrochen und sind zurückgekommen, andere haben ihn gar nicht erst angetreten“, berichtet Markus Kosch.Im vollgelaufenen Keller des Wasserwerks hätten sie nach dem Abpumpen des Wassers mit Kopflampen im Dunkeln arbeiten müssen, um dort alles vom Schlamm zu befreien.