Volmarstein. Nach der Online-Veröffentlichung auf Immobilien-Portalen erhielt die AVU für ihr Wasserwerk Volmarstein mehr als zehn Angebote. So geht’s weiter.

Es wirkt seltsam: Da können einerseits Bürger Nachnutzungsideen entwickeln, während andererseits der künftige Inhaber noch gar nicht feststeht. Es geht um das Wasserwerk Volmarstein. Doch die AVU als Eigentümerin der Anlage in der Ruhraue stuft diese parallele Vorgehensweise als richtig ein. Sprecher Jörg Prostka sagt, dass das Versorgungsunternehmen bei anstehenden Kaufverhandlungen potenziellen Interessenten auch Entwicklungs-Möglichkeiten an diesem Standort aufzeigen kann.

Kurz rekapitulieren: Vor knapp zwei Monaten tauchte das Wasserwerk in einigen Immobilien-Portalen im Internet auf. Ein Makler hatte im Auftrag der AVU (mit teils irritierenden Begriffen wie Bauernhof) veröffentlicht, dass die Gebäude sowie die historische Seilhängebrücke als Denkmal und die 862.332 Quadratmeter große Flächen am Fluss in Volmarstein für 2,89 Millionen Euro zu haben seien. Zumal der regionale Versorger seine Reserveanlage dort voraussichtlich ab Sommer 2021 nicht mehr benötigt, da dann derzeit entstehende Leitungen nach Hagen-Hengstey als Ersatz herhalten können.

„Wir haben nach der Online-Veröffentlichung mehr als zehn Angebote bekommen, nun geht es mit Interessenten in einstelliger Zahl und Gesprächen weiter“, so der AVU-Sprecher auf Anfrage. Weitere Angaben zu den Personen oder Institutionen, die sich gemeldet haben, wollte Prostka nicht machen. Auch zum Thema Zeit lasse sich derzeit nichts sagen, da die Verhandlungen mit seriösen Bietern erst demnächst starten und auch das Leitungs-Großprojekt nach Hagen noch viel Arbeit mit sich bringe.

Vielmehr betonte er das gemeinsame Vorgehen mit den hiesigen Partnern. Dabei verfolge das Unternehmen zwei Ziele: Einerseits die Entwicklungen im Schulterschluss mit der Stadt Wetter (nachrangig werden auch der Ennepe-Ruhr-Kreis und der Regionalverband Ruhr eingebunden) voranzutreiben, andererseits auch einen angemessen Kauferlös zu erzielen. „Wichtig ist der Hinweis, dass in dem gesamten Verfahren einige Behörden zu beteiligen sind, schließlich geht es dort auch um Wasserschutzzonen und Naturbelange.“

Selbstkritisch räumt die AVU ein, die Dynamik nach der Veröffentlichung in Internet-Portalen unterschätzt zu haben. Während online der Gebäudekomplex seit dem 11. August als „nicht verfügbar“ gekennzeichnet ist, lässt Prostka Beanstandungen an inhaltlichen Passagen gelten. So fehlten in dem Text beispielsweise Hinweise, dass das Gelände für eine öffentliche Nachnutzung und auch im Hinblick auf die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 zu entwickeln sei.

3,23 Millionen Euro Gesamtpreis für Investoren

Zum Kaufpreis von 2,89 Millionen Euro kommen am Wasserwerk laut Ausschreibung in Internet-Portalen noch Nebenkosten. Diese betragen ungefähr 350.000 Euro, der Gesamtbetrag liege somit bei 3.23 Mio. Euro.

Die Stadt Wetter gab zudem bekannt, dass auch nach der (ausgebuchten) Bürgerwerkstatt an diesemn Mittwoch Ideen zur Nachnutzung des Gebäudes und Geländes willkommen seien. Weitere Angaben dazu folgen.

Gleichwohl bat der AVU-Sprecher um Verständnis, da der regionale Versorger noch nie ein Wasserwerk verkauft habe. Das Unternehmen wisse, dass es sich um eine besondere Immobilie handele und entsprechend sensibel einige auf den laufenden Prozess blicken. „Wir haben aber ein Ziel erreicht, nämlich Angebote für das Wasserwerk zu erhalten. Nun gucken wir, was sich daraus machen lässt“, sagt Jörg Prostka und verweist auf zwei zentrale Aspekte: wirtschaftlich denken und andere Interessen einbeziehen.

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Es sei weiter die Absicht der AVU, die Vorstellungen des Unternehmens und jene aus der Stadt Wetter unter einen Hut zu bekommen. Prostka: „Finanzielle Fragen gehören aber auch dazu.“ So steht etwa in der Entwicklungsstudie zur IGA, dass am Wasserwerk Volmarstein inklusive maroder Seilhängebrücke mit Kosten von rund sechs Millionen Euro zu rechnen sei.

29 Bürger melden sich an

Vor diesem Hintergrund treffen sich nun Bürger, um über eine Ideenwerkstatt die beschlossene Machbarkeitsstudie zur Nachnutzung mit Inhalt zu füllen. Am Montag begrüßten Baufachbereichsleiterin Birgit Gräfen-Loer und Klaus Döhmen als Geschäftsführer der AVU-Wasserwerke die 29 Teilnehmer zu einem Rundgang über das Gelände. An diesem Mittwoch nun sollen sie ihre Vorschläge vorstellen.